Rheinische Post Krefeld Kempen

Weltweit 140.000 Masern-Tote in 2018

- VON BARBARA BARKHAUSEN

Laut der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO ist die Infektions­krankheit wieder auf dem Vormarsch. Die Pazifikins­el Samoa hat den Notstand ausgerufen. Dort starben allein 54 Kinder. Nun gab es einen Impftag.

Im Pazifiksta­at Samoa sind die meisten Menschen am Donnerstag zu Hause geblieben. Büros und Schulen in der Hauptstadt Apia waren geschlosse­n. Nachdem eine Masernepid­emie inzwischen 62 Menschen das Leben gekostet hat, 54 davon Kleinkinde­r, gingen Mitarbeite­r der Behörden von Tür zu Tür, um zu impfen.

Samoa, ein Inselstaat mit knapp 200.000 Einwohnern, hat wegen der Masern bereits den Notstand ausgerufen. Neben den Toten gibt es 4200 Erkrankte. Der Premiermin­ister des Landes, Tuilaepa Sailele Malielegao­i, bestätigte, dass die Impfaktion in der Geschichte seines Landes bisher einzigarti­g ist. Viele Menschen hätten unterschät­zt, dass Masern tödlich sein könnten, und hätten Warnungen über Radio und Fernsehen nicht ernst genug genommen. Die Viren kamen vermutlich aus Neuseeland in den Pazifiksta­at. Laut des Ministeriu­ms für auswärtige Angelegenh­eiten und Handel in Samoa reiste der erste Infizierte Ende August aus Neuseeland ein. Nach dem Ausbruch stellte das UN-Kinderhilf­swerk Unicef 300.000 Dosen eines Impfstoffs für Samoa sowie für benachbart­e Staaten zur Verfügung.

Samoa ist ein Beispiel dafür, wie schnell sich die Viruserkra­nkung in einem Land mit einer geringen Impfrate ausbreitet. Die Masern sind weltweit auf dem Vormarsch laut der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO. Im Vergleich zu 2017 hat sich die Zahl der Masern-Fälle im vergangene­n Jahr den Angaben zufolge mehr als verdoppelt. Auch in diesem Jahr lagen die Zahlen demnach bislang gefährlich hoch. Im vergangene­n Jahr sind schätzungs­weise 140.000 Menschen an den Folgen von Masern gestorben, die meisten von ihnen Kinder unter fünf Jahren. Diese Zahlen veröffentl­ichte die WHO und die US-Gesundheit­sbehörde CDC im Auftrag der Measles and Rubella Initiative.

Laut Weltgesund­heitsorgan­isation wurden in den ersten elfeinhalb

Monaten des Jahres 2019 bereits mehr 413.000 Masern-Erkrankung­en weltweit registrier­t. Allein in der Demokratis­chen Republik Kongo wurden in diesem Jahr bereits 250.000 Masern-Fälle gemeldet. Die Behörden gehen zudem von mehr als 5000 Toten aus. Rund die Hälfte aller neuen Masern-Ausbrüche wurden in der Demokratis­chen Republik Kongo, Liberia, Madagaskar, Somalia und der Ukraine registrier­t.

Ähnlich wie die Todeszahle­n veränderte­n sich zuletzt auch die geschätzte­n Infektione­n, die nach einem drastische­n Rückgang ebenfalls wieder angestiege­n sind. Nach WHO-Schätzunge­n gab es 2018 knapp 9,8 Millionen Masernfäll­e, im Jahr davor fast 7,6 Millionen. Auch in den USA – die einst als masernfrei galten – ist die Tendenz wieder steigend, das Land verzeichne­te so viele Fälle wie seit 25 Jahren nicht mehr.

Laut WHO und Unicef stagniert die weltweite Masern-Impfquote seit 1999. Für einen vollständi­gen Schutz sind zwei Masern-Impfungen notwendig. Weltweit haben 2018 schätzungs­weise 19 Millionen Kinder nicht die erste Dosis erhalten. Etwa 86 Prozent der Kinder weltweit erhielten die erste Dosis, weniger als 70 Prozent haben auch die zweite Dosis erhalten. Eine Impfquote von 95 Prozent ist nötig, um Masern-Ausbrüche zu verhindern.

In Deutschlan­d wurden laut Robert Koch-Institut von Januar bis Ende November 501 Masern-Fälle gezählt – 2018 waren es im selben Zeitraum 528 Fälle. Die Zahlen in Deutschlan­d schwanken von Jahr zu Jahr jedoch sehr. Sie lagen in den vergangene­n zehn Jahren zwischen 165 und 2465 Fällen pro Jahr. Zum stärkeren Schutz vor der hoch ansteckend­en Krankheit hat der Bundestag im November ein Gesetz für eine Impfpflich­t beschlosse­n. Es soll zum 1. März 2020 in Kraft treten. Eltern müssen dann vor der Aufnahme in Kitas oder Schulen nachweisen, dass ihre Kinder geimpft sind. Für Kinder, die schon zur Kita oder in die Schule gehen, muss der Nachweis bis zum 31. Juli 2021 erfolgen.

(mit Material der dpa)

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FOTO: AP Kinder warten in Apia, der Hauptstadt Samoas, auf ihre Masernimpf­ung.

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