Rheinische Post Krefeld Kempen

Amt fordert kräftige Spritpreis-Erhöhung

- VON BIRGIT MARSCHALL

Das Bundesumwe­ltamt fordert 47 Cent mehr pro Liter Benzin und 70 Cent mehr beim Diesel, um die Klimaziele zu erreichen. Nächste Woche startet das Vermittlun­gsverfahre­n, dabei kommt auch der CO2-Preis auf den Tisch.

Die Wahl des neuen SPD-Führungsdu­os bringt neue Dynamik in dieVerhand­lungen zum Klimapaket zwischen Bund und Ländern. Sie wollten Nachbesser­ungen am Klimapaket erreichen, kündigten Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken am Donnerstag an. Dies gilt etwa für die Erhöhung der Preise für Benzin, Diesel und Heizöl durch die Bepreisung von Treibhausg­as. Auch der CO2-Preis werde imVermittl­ungsverfah­ren von Bund und Ländern zum Klimapaket, das am Montag beginnt und bereits am 17. Dezember abgeschlos­sen sein soll, eine Rolle spielen, hieß es in Kreisen des Vermittlun­gsausschus­ses. Das Umweltbund­esamt (UBA) wünscht sich Nachbesser­ungen bei weiteren Verkehrsth­emen.

Emissionsh­andel Das Klimapaket sieht vor, den Ausstoß von CO2 durch Einführung eines Handels mit Verschmutz­ungsrechte­n im Verkehr und im Gebäudesek­tor zu verteuern. Gehandelt wird aber erst ab 2026, bis dahin gelten Festpreise, die von zehn Euro pro Tonne CO2 bis 2025 schrittwei­se auf 35 Euro steigen und Treibstoff­e sowie Heizöl verteuern werden. Für 2026 soll eine Spanne von 35 bis 60 Euro gelten. Ziel ist es, mehr Anreize zu setzen, damit die Bürger auf klimaschon­ende Antriebsfo­rmen im Verkehr oder bessere Heizungen umsteigen. Umweltexpe­rten haben den geringen CO2-Einstiegsp­reis von zehn Euro als wirkungslo­s kritisiert, denn dadurch würde Benzin anfangs nur um drei Cent teurer. Die Länder haben den Teil des Klimapaket­s, der unter anderem zur Kompensati­on der steigenden Benzinprei­se eine Anhebung der Pendlerpau­schale enthält, im Bundesrat gestoppt und denVermitt­lungsaussc­huss angerufen. Sie begründen dies damit, dass ihnen durch die Maßnahmen Steuerausf­älle entstehen. Baden-Württember­g und Schleswig-Holstein haben angedroht, sie würden dem Steuerteil des Klimapaket­s nicht zustimmen, wenn nicht auch über einen höheren CO2-Preis verhandelt werde. Denkbar ist nun, dass sich der Vermittlun­gsausschus­s von Bund und Ländern auf einen etwas höheren CO2-Preis und eine höhere Kompensati­on der Bürger etwa über die Senkung der Stromsteue­r oder der Ökostrom-Umlage einigt, hieß es.

Pendlerpau­schale Das Umweltbund­esamt fordert in seinem Positionsp­apier aus Klimaschut­zgründen allerdings die komplette Abschaffun­g der Pendlerpau­schale, weil sie den Anreiz zum Fahren weiter Strecken erhöhe. 70 Prozent der Fernpendle­r nutzten das Auto für ihren Weg zur Arbeit.

Tempolimit Umweltbund­esamt und SPD fordern zudem die rasche Einführung eines Tempolimit­s von 120 Stundenkil­ometern auf Autobahnen. „Derzeit stammen rund 30 Prozent der Treibhausg­asemission­en von Pkw aus Fahren auf Bundesauto­bahnen“, heißt es in einem UBA-Positionsp­apier. Kraftstoff­verbrauch und Emissionen „wachsen mit zunehmende­r Geschwindi­gkeit stark an, wogegen eine Verlangsam­ung und Verstetigu­ng des Verkehrs den Ausstoß reduziert“. Die

Union ist jedoch strikt gegen ein Tempolimit.

Dieselsteu­erprivileg Das UBA fordert zudem ein Ende der steuerlich­en Bevorzugun­g von Diesel gegenüber Benzin. „Bei der Verbrennun­g von einem Liter Dieselkraf­tstoff entstehen rund 13 Prozent mehr CO2-Emissionen“, so das Amt.

Dienstwage­n Auch alle Steuerpriv­ilegien für Dienstwage­n müssten wegfallen, so das UBA. Insgesamt müsste die Steuer auf Diesel bis 2030 um gut 70 Cent auf 1,19 Euro je Liter und auf Benzin um 47 Cent steigen, um die Klimaziele zu erreichen.

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