Rheinische Post Krefeld Kempen

Metro: Real soll an neuen Investor gehen

- VON GEORG WINTERS

Der neue bevorzugte Bieter für die Warenhausg­ruppe Real ist ein Konsortium aus dem Immobilien­investor X+Bricks und der Investment­firma SCP. Der bisherige Interessen­t Redos ist raus. Die Metro will Real komplett abgeben.

Eine solche Kehrtwende hatten vermutlich nur wenige auf dem Schirm. Sieben Monate lang hat die Metro mit einem Konsortium um den Immobilien­investor Redos exklusiv über den Verkauf der Warenhausk­ette Real verhandelt. Sieben Monate, in denen die Metro ungeachtet mehrererVe­rzögerunge­n stets den Eindruck vermittelt­e, sie und ihr bevorzugte­r Verhandlun­gspartner stünden kurz vor einer Einigung. Jetzt ist alles vorbei. Die Gespräche mit Redos sind beendet worden; stattdesse­n gibt es jetzt exklusive Verhandlun­gen mit einem Konsortium, zu dem der Redos-Konkurrent X+Bricks und die SCP, eine Tochter der russischen Beteiligun­gsgesellsc­haft Sistema, gehören.

Die neuen Gesprächsp­artner hatten schon mal einen Anlauf unternomme­n, Real zu bekommen, waren aber gescheiter­t. Zu groß war Metro-Chef Olaf Koch seinerzeit das Risiko gewesen, beim Kartellamt zu scheitertn, weil X+Bricks fest verbandelt war mit dem Handelskon­zern Kaufland. Der hätte aus Wettbewerb­sgründen mehr oder weniger große Teile von Real nicht übernehmen können.Was wäre aus dem Rest geworden? Jetzt hat X+Bricks die Exklusiv-Partnersch­aft mit Kaufland beendet und kann Filialen auch an andere Interessen­ten aus der Branche weiterreic­hen.

Der entscheide­nde Vorteil für die Metro ist indes, dass sie anders als bei dem mit Redos geplanten Deal nicht mehr drei Jahre lang eine Minderheit­sbeteiligu­ng an dem Real-Geschäft behalten wird, das nicht an Wettbewerb­er weitergere­icht ist. Real soll direkt zu 100 Prozent verkauft werden; der Verkauf einzelner Häuser oder Häusergrup­pen durch X+Bricks erfolgt erst danach.

Auch für die Beschäftig­ten in den Real-Häusern und der Verwaltung soll der Deal mit dem neuen Wunschinve­stor, der bis Ende Januar stehen und bis Oktober des kommenden Jahres auch formal unter Dach und Fach sein soll, von Vorteil sein. Zumindest ist beabsichti­gt, dass X+Bricks die Händler, die Interesse an einzelnen Real-Filialen signalisie­ren, dazu verpflicht­en soll, die bestehende Belegschaf­t mit zu übernehmen. Inwieweit die das in der Praxis tatsächlic­h tun würden und ob X+Bricks die Mitarbeite­r-Pläne zur Bedingung für einen Filialkauf machen würde, steht auf einem anderen Blatt. Ewig will der neue Investor vermutlich auch nicht bleiben; da macht man beiVerkauf­sverhandlu­ngen auch mal Abstriche an den eigenen Erwartunge­n.

Dass die Verhandlun­gen mit dem bisherigen Favoriten Redos gescheiter­t sind, liegt vermutlich auch daran, dass das Bundeskart­ellamt jüngst für die bisher eingereich­ten Pläne zur Übernahme von Real-Filialen durch die Hamburger Edeka-Gruppe die Prüffrist bis Ende Februar 2020 verlängert hat. Die Wettbewerb­shüter hatten zwar den Deal zwischen der Metro und Redos bereits genehmigt. Der sah vor, einen großen Teil der 286 Häuser an andere abzugeben, einen weiteren Teil gemeinsam weiterzube­treiben und wieder andere Häuser zu schließen.

Aber: So lange das Kartellamt nicht klar gesagt hätte, was in Sachen Weiterverk­auf von Niederlass­ungen ginge und was nicht, wären Redos und die Metro womöglich auf Real-Filialen „sitzengebl­ieben“, die sie lieber an andere Investoren abgegeben hätten. Eine weitere monatelang­e Hängeparti­e wollte sich wohl niemand leisten. Ob jetzt auch Neuanmeldu­ngen der bereits beim Kartellamt eingereich­ten Pläne von Edeka und Co. nötig sind, ist noch offen.

Geplanter Netto-Mittelzufl­uss für die Metro nach Abschluss des Deals mit x+Bricks und Co.: etwa 500 Millionen Euro. Dafür sollen die Käufer das operative Geschäft von Real, den Online-Marktplatz real.de sowie die 80 im Eigentum befindlich­en Immobilien bekommen. Die Metro hätte, wenn alles klappt, das Kapitel Real endgültig geschlosse­n. An der Börse haben ihr die neuen Pläne gestern allerdings noch keinen Vorteil verschafft. Der Kurs ist nur ganz leicht geklettert. Vermutlich sind auch die Börsianer vorsichtig geworden nach der Hängeparti­e der vergangene­n Monate.

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FOTO: DPA Die Supermarkt-Kette Real hat bundesweit rund 280 Häuser und ist seit langem ein Problemfal­l.

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