Rheinische Post Krefeld Kempen
„2020 wird die Deutsche Bahn pünktlicher“
Der Personenverkehrsvorstand der Bahn spricht über marode Brücken in Deutschland, über fehlende Lokführer und über die Zugflotte des Konzerns.
Die Bahn wird auch in diesem Jahr ihr Pünktlichkeitsziel nicht schaffen. Ursprünglich war das Ziel, 1,5 bis 1,6 Prozentpunkte besser zu sein als im Vorjahr, in dem nur 74,9 Prozent der Fernzüge rechtzeitig am Ziel waren. Nach Bahn-Angaben werde es aber wohl nur ein Prozentpunkt sein. Für die Bahn gelten im Fernverkehr alle Züge als pünktlich, die weniger als sechs Minuten Verspätung haben. Ein Gespräch mit dem Personenverkehrsvorstand Berthold Huber.
Mit der Pünktlichkeit der Bahn im Fernverkehr können Sie nicht zufrieden sein.
Wir sind besser als im Vorjahr unterwegs. Wir tun eine Menge ganz konkreter Dinge, um pünktlicher zu werden. Unsere Maßnahmen greifen. Wir werden unter anderem zum Fahrplanwechsel wichtige Großbaustellen beenden. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover-Göttingen haben wir für die Zukunft fit gemacht wird. Hier rollen wir ab 15. Dezember wieder schneller, die Reisezeit verkürzt sich um 30 Minuten. Auch das zahlt sich auf die Pünktlichkeit aus. Ich bin zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr noch besser werden.
Die große, tickende Zeitbombe sind jedoch die maroden Brücken. Wenn die saniert oder gleich komplett ersetzt werden müssen, könnte Ihnen das die Pünktlichkeitsbilanz ordentlich verhageln.
Allein in den vergangenen fünf Jahren haben wir 875 Brücken saniert. Und wir haben vom Bund weitere Mittel für die Brückensanierung bekommen. Dieses Sanierungsprogramm werden wir konsequent weiterführen.
Mit welcher Maßnahme schaffen Sie es, die Menschen wieder mehr von der Bahn einzunehmen?
Die Menschen sind von der Bahn so überzeugt wie noch nie. Im
Fernverkehr werden wir in diesem Jahr erstmals mehr als 150 Millionen Fahrgäste haben. Das ist eine Steigerung von rund 20 Millionen Kunden innerhalb von nur fünf Jahren. Bei der Kundenzufriedenheit bekommen wir seit drei Jahren vergleichsweise gute Noten. Die wichtigste Maßnahme – für mehr Kapazität und einen stabilen Bahnbetrieb – ist aber die zügige Erneuerung der Flotte. Alle drei Wochen setzen wir zurzeit einen neuen ICE 4 aufs Gleis. Derzeit liegt das Alter der Flotte noch bei 22 Jahren, in vier Jahren drücken wir diesen Wert auf 15 Jahre. Gerade erst haben wir beschlossen, die Hochgeschwindigkeitsflotte um 30 Fahrzeuge aufzustocken – so dass wir Ende 2024 386 ICEs im Bestand haben. Heute sind es 288.
Eine weitere große Herausforderung ist das Thema Lokführer-Mangel. Wie wollen Sie in einem sich verengenden Markt Leute dafür begeistern, bei der Bahn anzuheuern?
Bis Ende des Jahres haben wir konzernweit 24.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber, die Leute kommen gerne zu uns, auch weil wir Teil der Lösung sind, wenn es um den Klimaschutz geht. Allein in NRW bilden wir 2000 junge neue Kollegen aus – ein ganz großer Teil davon Lokführer.Wir machen sehr große Fortschritte dabei, junge Menschen für den Lokführerberuf zu begeistern.