Rheinische Post Krefeld Kempen
Firmenkredite wieder stärker gefragt
Die Kreditfinanzierung macht einen Sprung und erreicht ein Allzeithoch, getrieben durch langfristige Bankkredite, heißt es bei der Förderbank KfW. Vor allem Digitalisierung und Industrie 4.0 stehen im Fokus.
Unternehmer haben in der Regel ein Ziel: Sie wollen mit ihrem Unternehmen wachsen. Das ist eine Frage der Positionierung, der allgemeinen Marktsituation und des Wettbewerbs – aber auch des Geldes. Denn auch in wirtschaftlich guten Zeiten können größere Investitionen kaum aus der Liquidität gezahlt werden. Daher kommt auch bei einer guten Konjunktur und einer überdurchschnittlichen Ertragslage der vergangenen Jahre einer strukturieren Finanzierung im Mittelstand erhebliche Bedeutung zu.
Das zeigt das „KfW-Mittelstandspanel 2019: Rekordjahr im Rücken, dunkleWolken voraus – Unternehmen zwischen Bestmarken und Abwärtssorgen“: „Das Finanzierungsumfeld spiegelt sich im zurückliegenden Jahr deutlich wie nie in der Investitionsfinanzierung wider: Die Kreditfinanzierung macht einen Sprung und erreicht ein Allzeithoch, getrieben durch langfristige Bankkredite“, heißt es in der Studie. „Die Anzahl der Kreditnehmer bleibt allerdings konstant, die Ticketgröße nimmt entsprechend rasant zu. Dabei hilft eine historisch niedrige Kreditablehnungsquote, der Verhandlungserfolg ist hoch. Kleinstunternehmen gewinnen an Verhandlungsmacht. Erhöhter Fremdfinanzierung steht nachlassender Eigenmitteleinsatz gegenüber, der Mittelstand schont seine in der Vergangenheit aufgebauten Rücklagen.“
Das hänge auch damit zusammen, dass die Ausweitung der Investitionen andauere, wie das „KfW-Mittelstandspanel“weiterhin zeigt: „Die Neuinvestitionen steigen das fünfte Jahr in Folge. Die Zahl investierender Kleiner und Mittelständischer Unternehmen (KMU) nimmt deutlich zu. Kapazitätserweiterungen bleiben überdurchschnittlich groß. Der Umfang der Investitionsprojekte bleibt weiter hoch. Dabei prägen Dienstleistungen die Investitionstätigkeit immens.“
Es sind vor allem Themen rund um Digitalisierung und Industrie 4.0, die hier im Fokus stehen. Während Konzerne und Großunternehmen die herausragende Bedeutung von Industrie 4.0 relativ früh erkannt und die Entwicklung in diesem Bereich konsequent vorangetrieben haben, hinkte der Mittelstand lange Zeit hinterher. Das hat die Beratungsgesellschaft Deloitte 2016 in der Studie „Industrie 4.0 im Mittelstand – Aktuelles Thema mit ausgeschöpften Potenzialen“gezeigt. Aber: Die aktuelle Studie „Industrie 4.0 im Mittelstand“von Deloitte belegt erfreulicherweise auch eine konsequente Weiterentwicklung: Für das Top-Management der mittelständischen Unternehmen steht das Thema heute ganz oben auf der Prioritätenliste. Konkret heißt das: „Innerhalb weniger Jahren hat sich der Mittelstand bei Industrie 4.0 enorm weiterentwickelt. Heute treiben die mittelständischen Unternehmen diesen Zukunftstrend proaktiv und mit Nachdruck voran, die Zahl erfolgreich durchgeführter I-4.0-Projekte und die Höhe der Investitionen haben signifikant zugenommen. Mittelständler fokussieren sich heute bei Industrie 4.0 darauf, durch Innovation ihr Geschäftsmodell zu transformieren, um auch in Zukunft erfolgreich im internationalenWettbewerb zu agieren.“
Bemerkenswert ist auch das Ergebnis einer Studie „Finanzierungsmonitor 2019“von Creditshelf: Zwei von drei mittelständischen Unternehmen in Deutschland befürchten, dass die digitale Transformation ihres Betriebs sie finanziell überfordern könnte. „Unter den Dienstleistern befürchten besorgniserregende 71 Prozent der Unternehmen, dass ihnen mitten im digitalen Umbruch die finanzielle Kraft ausgehen könnte“, sagt Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von Creditshelf. Das liege laut dem Unternehmen auch daran, dass Banken seit der Finanzkrise dazu neigten, seltener schnelle und unbesicherte Kredite an Mittelständler auszugeben. Eine Lösung dafür können Fördermittel der öffentlichen Hand sein, die Unternehmen je nach Unternehmensstruktur und Geschäftsmodell nutzen können. Das Förderprogramm „go-digital“beispielsweise bietet kleinen und mittleren Unternehmen praxisorientierte Beratung und Umsetzungsleistung, damit sie sich bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse und in den Bereichen Internet-Marketing sowie IT-Sicherheit auf den aktuellsten Stand bringen können. „go-Inno“wiederum fördert Innovationen, denn viele Unternehmen müssen zuerst eineVorstellung davon bekommen, wie sie die vielfältigen Möglichkeiten des digitalen Wandels für ihre Entwicklung nutzen können. Dafür ist professionelles Innovationsmanagement gefragt – und das muss eben finanziert werden.
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