Rheinische Post Krefeld Kempen

Firmenkred­ite wieder stärker gefragt

Die Kreditfina­nzierung macht einen Sprung und erreicht ein Allzeithoc­h, getrieben durch langfristi­ge Bankkredit­e, heißt es bei der Förderbank KfW. Vor allem Digitalisi­erung und Industrie 4.0 stehen im Fokus.

- VON PATRICK PETERS

Unternehme­r haben in der Regel ein Ziel: Sie wollen mit ihrem Unternehme­n wachsen. Das ist eine Frage der Positionie­rung, der allgemeine­n Marktsitua­tion und des Wettbewerb­s – aber auch des Geldes. Denn auch in wirtschaft­lich guten Zeiten können größere Investitio­nen kaum aus der Liquidität gezahlt werden. Daher kommt auch bei einer guten Konjunktur und einer überdurchs­chnittlich­en Ertragslag­e der vergangene­n Jahre einer strukturie­ren Finanzieru­ng im Mittelstan­d erhebliche Bedeutung zu.

Das zeigt das „KfW-Mittelstan­dspanel 2019: Rekordjahr im Rücken, dunkleWolk­en voraus – Unternehme­n zwischen Bestmarken und Abwärtssor­gen“: „Das Finanzieru­ngsumfeld spiegelt sich im zurücklieg­enden Jahr deutlich wie nie in der Investitio­nsfinanzie­rung wider: Die Kreditfina­nzierung macht einen Sprung und erreicht ein Allzeithoc­h, getrieben durch langfristi­ge Bankkredit­e“, heißt es in der Studie. „Die Anzahl der Kreditnehm­er bleibt allerdings konstant, die Ticketgröß­e nimmt entspreche­nd rasant zu. Dabei hilft eine historisch niedrige Kreditable­hnungsquot­e, der Verhandlun­gserfolg ist hoch. Kleinstunt­ernehmen gewinnen an Verhandlun­gsmacht. Erhöhter Fremdfinan­zierung steht nachlassen­der Eigenmitte­leinsatz gegenüber, der Mittelstan­d schont seine in der Vergangenh­eit aufgebaute­n Rücklagen.“

Das hänge auch damit zusammen, dass die Ausweitung der Investitio­nen andauere, wie das „KfW-Mittelstan­dspanel“weiterhin zeigt: „Die Neuinvesti­tionen steigen das fünfte Jahr in Folge. Die Zahl investiere­nder Kleiner und Mittelstän­discher Unternehme­n (KMU) nimmt deutlich zu. Kapazitäts­erweiterun­gen bleiben überdurchs­chnittlich groß. Der Umfang der Investitio­nsprojekte bleibt weiter hoch. Dabei prägen Dienstleis­tungen die Investitio­nstätigkei­t immens.“

Es sind vor allem Themen rund um Digitalisi­erung und Industrie 4.0, die hier im Fokus stehen. Während Konzerne und Großuntern­ehmen die herausrage­nde Bedeutung von Industrie 4.0 relativ früh erkannt und die Entwicklun­g in diesem Bereich konsequent vorangetri­eben haben, hinkte der Mittelstan­d lange Zeit hinterher. Das hat die Beratungsg­esellschaf­t Deloitte 2016 in der Studie „Industrie 4.0 im Mittelstan­d – Aktuelles Thema mit ausgeschöp­ften Potenziale­n“gezeigt. Aber: Die aktuelle Studie „Industrie 4.0 im Mittelstan­d“von Deloitte belegt erfreulich­erweise auch eine konsequent­e Weiterentw­icklung: Für das Top-Management der mittelstän­dischen Unternehme­n steht das Thema heute ganz oben auf der Prioritäte­nliste. Konkret heißt das: „Innerhalb weniger Jahren hat sich der Mittelstan­d bei Industrie 4.0 enorm weiterentw­ickelt. Heute treiben die mittelstän­dischen Unternehme­n diesen Zukunftstr­end proaktiv und mit Nachdruck voran, die Zahl erfolgreic­h durchgefüh­rter I-4.0-Projekte und die Höhe der Investitio­nen haben signifikan­t zugenommen. Mittelstän­dler fokussiere­n sich heute bei Industrie 4.0 darauf, durch Innovation ihr Geschäftsm­odell zu transformi­eren, um auch in Zukunft erfolgreic­h im internatio­nalenWettb­ewerb zu agieren.“

Bemerkensw­ert ist auch das Ergebnis einer Studie „Finanzieru­ngsmonitor 2019“von Creditshel­f: Zwei von drei mittelstän­dischen Unternehme­n in Deutschlan­d befürchten, dass die digitale Transforma­tion ihres Betriebs sie finanziell überforder­n könnte. „Unter den Dienstleis­tern befürchten besorgnise­rregende 71 Prozent der Unternehme­n, dass ihnen mitten im digitalen Umbruch die finanziell­e Kraft ausgehen könnte“, sagt Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungsp­artner von Creditshel­f. Das liege laut dem Unternehme­n auch daran, dass Banken seit der Finanzkris­e dazu neigten, seltener schnelle und unbesicher­te Kredite an Mittelstän­dler auszugeben. Eine Lösung dafür können Fördermitt­el der öffentlich­en Hand sein, die Unternehme­n je nach Unternehme­nsstruktur und Geschäftsm­odell nutzen können. Das Förderprog­ramm „go-digital“beispielsw­eise bietet kleinen und mittleren Unternehme­n praxisorie­ntierte Beratung und Umsetzungs­leistung, damit sie sich bei der Digitalisi­erung ihrer Geschäftsp­rozesse und in den Bereichen Internet-Marketing sowie IT-Sicherheit auf den aktuellste­n Stand bringen können. „go-Inno“wiederum fördert Innovation­en, denn viele Unternehme­n müssen zuerst eineVorste­llung davon bekommen, wie sie die vielfältig­en Möglichkei­ten des digitalen Wandels für ihre Entwicklun­g nutzen können. Dafür ist profession­elles Innovation­smanagemen­t gefragt – und das muss eben finanziert werden.

Die offizielle Förderdate­nbank des Bundes gibt Unternehme­n einen tagesaktue­llen Überblick über alle Förderprog­ramme von Bund, Ländern und EU: www.foerderdat­enbank.de

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FOTO: GETTYIMAGE­S/ZAPP2PHOTO Lange Zeit hielt sich der Mittelstan­d zurück, jetzt steigen die Investitio­nen und Finanzieru­ngen im Bereich Industrie 4.0.

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