Rheinische Post Krefeld Kempen
Stadtverwaltung fordert vom Land mehr Geld für die Integration
(jon) Die Botschaft ist eindeutig: „Wir müssen dahin kommen, dass jeder Mensch fühlt: Wir gehören dazu“, sagt Serap Güler, Staatssekretärin für Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, beim Offenen Dialog in Krefeld. Das Projekt „samo.fa“(Stärkung der Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) und die städtische Integrationsbeauftragte Tagrid Yousef hatten gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde in deren Räume im Gemeindezentrum an der Wiedstraße eingeladen – rund 100 Interessierte kamen. Neben Staatssekretärin Güler war Krefelds Dezernent für Jugend, Bildung, Schule, Sport, Migration und Integration, Markus Schön, vor Ort.
Vielen Menschen mit einer Zuwanderungsgeschichte fehle das Gefühl der Zugehörigkeit, sie sehen sich außen vor. Dies sei eine der großen Schwächen der früheren Integrationspolitik, so Güler. Doch zugleich sei klar, dass Nordrhein-Westfalen bundesweit in Sachen Integration weit vorne stehe. Vor allem hob die Staatssekretärin die gut ausgebauten und etablierten Strukturen des Landes in den Kommunen hervor, allem voran die Kommunalen Integrationszentren und die Integrationsagenturen. Für die Integrationsarbeit stellt das Land NRW für 2020 ein Budget von 110 Millionen Euro zur Verfügung – fast eine Verdopplung im Vergleich zu 2019. Dezernent Schön wünscht sich aus diesem Topf deutlich mehr Strukturförderung zu Themen des Zusammenlebens in Krefeld.
Die Fragen der Besucher umfassten ein breites Spektrum – vom Umgang mit antisemitischen, rassistischen und menschenfeindlichen Zuschreibungen bis zur Betrachtung der dritten Generation der ehemaligen „Gastarbeiter“. Dabei ging es um Unterschiede der Politik der 1960-er Jahre im Gegensatz zur Integrationspolitik in diesem Jahr. Nicht auf alle Fragen gab es umfassende Antworten: Dass 30 Prozent aller Geflüchteten heute sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, zeige, dass Integrationspolitik funktioniere, so Güler. Jedoch ist „Integration ein jahrelanger Prozess und bedeutet sehr viel mehr, als die Sprache zu sprechen“, erklärt die Politikerin.
Ebenso wie Schön sah Güler Themen wie Teilhabebarrieren und -möglichkeiten, Chancen und Grenzen der aktuellen Migrationspolitik und Bildungsthemen als wichtige Einflussgrößen für die Bewältigung der Herausforderungen. Auch zur „Duldung Light“bezog sie Stellung und stellte heraus, dass sich Nordrhein-Westfalen weiter auf Bundesebene gegen ein langes Verbleiben im unsicheren Aufenthaltsstatus einzusetzen wolle. Sie sehe es als unabdingbar an, dass Menschen, die bereits lange in Deutschland leben, eine gesicherte Perspektive aufbauen können müssten. Die Landesregierung ermögliche Chancen für diejenigen, die sich integriert haben. Daneben gehe man mit aller Härte gegen Kriminelle und Gefährder vor.