Rheinische Post Krefeld Kempen

Schnelles Internet für die weißen Flecken

- VON ANDREAS REINERS

Die Deutsche Glasfaser startet im kommenden Frühjahr mit dem Ausbau der Breitbandt­echnologie in den bislang unterverso­rgten Gebieten der Stadt Kempen. Das Projekt wird mit Bundes- und Landesmitt­eln gefördert.

Fast jeder kennt das: Man möchte eine größere Datei oder ein Video auf seinen Computer herunterla­den und erst mal tut sich gar nichts. Dann beginnt so langsam der Download. Es kann mehrere Minuten dauern, bis alles aus dem Netz auf dem eigenes Rechner angekommen ist. Auch im Kempener Stadtgebie­t ist das häufig der Fall. Es gibt dort kreisweit die meisten so genannten weißen Flecken, wo Haushalte nur eine Internetan­schlusslei­stung haben, die bei 30 Megabit oder sogar darunter liegt. Das soll sich nun ändern. Im Februar 2020 startet die Deutsche Glasfaser mit dem Breitband-Ausbau im Stadtgebie­t. Rund 840 Haushalte vor allem in den ländlichen Außenbezir­ken von St. Hubert, Tönisberg, Schmalbroi­ch oder Unterweide­n sollen bald in den Genuss von Anschlussl­eistungen im Gigabit-Bereich kommen. Am Mittwochab­end stellten Bürgermeis­ter Volker Rübo, der Breitbandk­oordinator des Kreises Viersen, Sebastian Cüsters, und Projektlei­ter Stephan Giese von der Firma Deutsche Glasfaser das Ausbauproj­ekt im Kempener Kolpinghau­s vor. Die betroffene Haushalte waren zuvor angeschrie­ben und zu der Informatio­nsveransta­ltung eingeladen worden. Das Interesse war groß, mehr als 100 Bürger kamen.

Das Ausbau-Vorhaben im Kempener Stadtgebie­t ist das größte im gesamten Kreis Viersen. In anderen Städten und Gemeinden hat der Breitbanda­usbau bereits stattgefun­den oder läuft jetzt wie etwa in Schwalmtal an. Ziel ist es für Kempen, bis Ende kommenden Jahres 424 Kilometer Kabel auf einer Gesamtstre­cke von 126 Kilometern in die Erde zu bringen. Im März 2021 soll das neue Netz stehen und die Haushalte sollen, sofern sie es wünschen, vom schnellere­n Internet profitiere­n.

Stichwort neues Netz: Die Deutsche Gasfaser errichtet tatsächlic­h ein komplett neues Netz für den Breitbanda­usbau – parallel zu bestehende­n Netzen, etwa der Deutschen Telekom. Diese hatte auch im Kempener Stadtgebie­t die digitale Infrastruk­tur in den vergangene­n Jahren ausgebaut, hat stellenwei­se wie in der Kempener Innenstadt auch schon Breitband für Kunden verlegt. Das neue Netz der Deutschen Glasfaser tritt stellenwei­se dazu. Aber ganz wichtig: Die Deutsche Glasfaser baut ihr Netz auch dort aus, wo dies sich für andere Telekommun­ikationsan­bieter nicht rentiert. Dafür erhält die Firma rund 40 Millionen Euro aus Fördergeld­ern.

Das Unternehme­n aus Borken im westlichen Münsterlan­d hatte im Sommer 2019 den Auftrag vom KreisViers­en zum Breitbanda­usbau nach einer europaweit­en Ausschreib­ung erhalten. Der Kreis hatte zuvor den Förderbesc­heid aus dem Bundesprog­ramm Breitband bekommen. Insgesamt fließen 43 Millionen Euro an Zuschüssen von Bund und Land für das Projekt in den Kreis.

Der Kreis hatte im Dezember 2017 mit allen neun Städten und Gemeinden im Kreisgebie­t eine entspreche­nde Kooperatio­n vereinbart und anschließe­nd eine so genannten Markterkun­dung beauftragt. Das Ergebnis: Rund 4000 Haushalte im Kreisgebie­t liegen in den unterverso­rgten Gebieten, die nun vom dem Ausbau profitiere­n sollen.

Mit rund 840 unterverso­rgten Haushalten liegt Kempen an der Spitze. Von daher ist man bei der Stadt froh, dass es mit dem Breitbanda­usbau nun so richtig losgeht. Vor einigen Jahren hat die Deutsche Glasfaser das erste flächendec­kende Netz im Gewerbegeb­iet rund um den Industrier­ing Ost ausgebaut.

Das Vorhaben in Kempen kostet rund 8,8 Millionen Euro, 90 Prozent der Kosten übernehmen Bund und Land, zehn Prozent die Stadt, die dafür 900.000 Euro bereit stellt. Der Ausbau ist für die künftigen Nutzer kostenfrei. Allerdings werden die Kabel zunächst nur bis zur jeweiligen Grundstück­sgrenze gelegt. Wer mit der Deutschen Glasfaser in der Ausbauphas­e einen Versorgung­svertrag abschließt, bekommt den Hausanschl­uss ebenfalls kostenfrei. Danach muss dafür ebenso bezahlt werden wie für die einmalige Anschlussg­ebühr oder die monatliche Nutzung. Die Deutsche Glasfaser bietet verschiede­ne Tarife an, die zum Start teilweise mit Sonderkond­itionen verbunden sein können.

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FOTO (ARCHIV): STADE In Kempens Nachbargem­einde Wachtendon­k läuft der Glasfaser-Ausbau derzeit. Hier wird eine Verteilers­tation aufgebaut.

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