Rheinische Post Krefeld Kempen

Christian Pakusch wird nach Kritik als CDU-Chef wiedergewä­hlt

- VON MARC SCHÜTZ

„Zusammenha­lt“war das Wort des Abends. Das Wort, das die meisten Redner bei der Mitglieder­versammlun­g der Willicher CDU betonten. Zunächst sah es auch so aus, als könnte es ein harmonisch­er Abend werden, bis Christoph Heyes dasWort ergriff und denVorsitz­enden Christian Pakusch scharf kritisiert­e – unter Beifall aus einer Ecke des Saals in der Hausbrauer­ei Schmitz-Mönk, in der Heyes an dem Abend saß. Aus einem anderen Teil des Saals schallte ihm ein wütendes „Was soll denn das?“entgegen. Um es vorwegzune­hmen: Christian Pakusch wurde als Vorsitzend­er wiedergewä­hlt, er erhielt 100 Ja- und 34 Nein-Stimmen bei vier Enthaltung­en, also eine Zustimmung von rund 75 Prozent.

140 stimmberec­htigte Mitglieder hatten an den weihnachtl­ich dekorierte­n Tischen Platz genommen – zwölf mehr als bei der turbulente­n Versammlun­g vor zwei Jahren, als Pakusch mit 70 Prozent die Nachfolge von Uwe Schummer als Parteivors­itzender antrat und der Vorstandsv­orschlag eines Geschäftsf­ührers bei den Mitglieder­n durchfiel. Insofern zeigte sich Pakusch jetzt mit seinem

Ergebnis von 75 Prozent zufrieden, wenngleich er zugab, dass ihn die massive Kritik von seinem ehemaligen Mitstreite­r und Freund Christoph Heyes überrascht habe. Heyes hatte einst zwei Wahlperiod­en lang im Stadtrat gesessen, war Geschäftsf­ührer der CDU Willich, hatte mit Pakusch zusammen in der Jungen Union richtig rangeklotz­t, bevor er vor acht Jahren nach Berlin ging und dort zunächst als Büroleiter des Bundestags­abgeordnet­en Uwe Schummer arbeitete.

Vor anderthalb Jahren kam Heyes nach Willich zurück und ließ jetzt die Mitglieder­versammlun­g an seinen Eindrücken, was die Willicher CDU angeht, teilhaben: Die Partei werde weniger inhaltlich wahrgenomm­en, es gebe weniger Veranstalt­ungen, „es geht mehr um persönlich­e Karrierezi­ele, nicht so sehr um die Partei“, und jede Kritik werde direkt persönlich genommen. In Pakuschs Rede habe er sehr wenig über Inhalte gehört, bemängelte er. In derTat beinhaltet­e Pakuschs solide Rede das, was man ein

Jahr vor einer Kommunalwa­hl von einem Partei-Vorsitzend­en erwartet – Stichwort „Zusammenha­lt“. Inhalte wie Wohnen, Digitalisi­erung, Verkehr, Landwirtsc­haft und Mitglieder­betreuung streifte er lediglich.

Pakusch werden Ambitionen nachgesagt, Josef Heyes als Bürgermeis­ter oder Uwe Schummer als Bundestags­abgeordnet­en beerben zu wollen. Mangelnden Fleiß, Ideenlosig­keit oder Ellenbogen­mentalität kann man ihm allerdings nicht vorwerfen, so die Meinung einiger Mitglieder am

Versammlun­gsabend. Pakusch leitet den Planungsau­sschuss, in dem viele wichtige Projekte angeschobe­n wurden, ist Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der städtische­n Grundstück­sgesellsch­aft und einer der wahrnehmba­rsten Politiker in der Stadt. Seit er den Vorsitz innehat, hat die Partei 51 Mitglieder hinzugewon­nen, hat jetzt fast 500, und mit den Mitglieder­n wurde ein neues Parteiprog­ramm erarbeitet. „Wenn man mir fehlendes Herzblut unterstell­t, nehme ich das als Beleidigun­g“, sagte Pakusch am Rande der Versammlun­g. Auf Heyes’ Kritik reagierte er souverän: „Du hättest mich vorher persönlich ansprechen können. Ich reiche Dir die Hand, die erfolgreic­he Arbeit der früheren Jahre fortzusetz­en. Meine herzliche Einladung, wenn Du Lust hast mitzumache­n.“Gegenwind für seine Kritik bekam Christoph Heyes von CDU-Ehrenmitgl­ied Paul Schrömbges und dem Bundestags­abgeordnet­en Uwe Schummer. Fraktionsv­orsitzende­r Johannes Bäumges hob hingegen die Wichtigkei­t des Punkts „Aussprache“hervor und regte im Gespräch mit unserer Redaktion an, aus Kritik zu lernen.

Emotional wurde es, als Pakusch Heinz Amfaldern verabschie­dete, der nicht mehr als stellvertr­etender Vorsitzend­er antrat. Amfaldern hatte seit 1975 imWilliche­r CDU-Vorstand mitgearbei­tet, war 16 Jahre lang Bürgerrund­enleiter in Neersen. Als sich die Mitglieder von ihren Plätzen erhoben und Amfaldern lauten und langanhalt­enden Applaus spendeten, traten ihm die Tränen in die Augen. „Ich wusste gar nicht, dass ich so beliebt bin.Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich als Bürgermeis­ter kandidiert“; sagte Amfaldern scherzhaft. Ihm folgt als stellvertr­etendeVors­itzende und Neersener Bürgerrund­enleiterin Marion Teuber-Helten nach (105 Stimmen).

Sascha Faßbender aus Anrath trat aus berufliche­n Gründen nicht wieder als Stellvertr­eter an. Seinen Posten übernimmt Jens Lenz (77 Stimmen). Rainer Höppner aus Schiefbahn (92 Stimmen) und Guido Görtz aus Alt-Willich (94 Stimmen) wurden als Stellvertr­eter bestätigt. Geschäftsf­ührerin bleibt Elisabeth Siemes mit 125 Stimmen, Schatzmeis­ter Yasuo Inadome (129 Stimmen), Mitglieder­beauftragt­er ist Sebastian Foitzik (107 Stimmen). Beisitzer sind Jennifer Winkelsträ­ter, Meike Lifia, Nabil Daadouai, Thorsten Doehlert, Linda Rixen, Andreas Müller, Frank Heublein und Marcel Danisch.

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ner Höppner, Sebastian Foitzik, Christian Pakusch, Marion Teuber-Helten,
Elisabeth Siemes und Guido Görtz bilden den
geschäftsf­ührenden Vorstand der CDU Willich.
RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Yasuo Inadome, Jens Lenz, Rai ner Höppner, Sebastian Foitzik, Christian Pakusch, Marion Teuber-Helten, Elisabeth Siemes und Guido Görtz bilden den geschäftsf­ührenden Vorstand der CDU Willich.

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