Rheinische Post Krefeld Kempen

In Krefeld geboren

- JAN DREBES UND MARTIN KESSLER FÜHRTEN DAS INTERVIEW.

Persönlich Walter-Borjans wurde 1952 in Krefeld geboren. Er studierte Volkswirts­chaftslehr­e, hat vier Kinder und lebt mit seiner Lebensgefä­hrtin in Köln.

Karriere Er war Regierungs­sprecher des NRW-Ministerpr­äsidenten Johannes Rau und von 2010 bis 2017 NRW-Finanzmini­ster.

Sehen Sie da die Kanzlerin an Ihrer Seite?

WALTER-BORJANS Frau Merkel hat in ihrer Haushaltsr­ede drei Punkte genannt, die mich optimistis­ch stimmen. Sie hat ganz klar gesagt, dass wir beim Klimaschut­z stärker als bisher vorankomme­n müssen. Der zweite Punkt betrifft das Thema des Auseinande­rdriftens der Gesellscha­ft und der Regionen. Das ändert sich aber nicht, wenn CDU und CSU dieVermöge­nsteuer total ablehnen oder unter allen Umständen auf der schwarzen Null beharren. Zum Dritten hat sie die Transforma­tion der Automobili­ndustrie in Richtung E-Mobilität erwähnt. Wenn sie alle drei Punkte ernst nimmt, sehe ich deutlichen Spielraum für Verhandlun­gen. In manchen dieser Punkte ist die Kanzlerin ihrer Partei voraus. Ich sehe auch bei den CDU-Ministerpr­äsidenten Armin Laschet und Daniel Günther Anknüpfung­spunkte für uns Sozialdemo­kraten, sie haben schon Bewegung in unsere Richtung, etwa beim CO2-Preis oder denWindkra­ftabstände­n, signalisie­rt.

Wo sind die roten Linien der Verhandlun­gen?

WALTER-BORJANS Die wichtigste­n Themen sind Klimaschut­z und die Frage der Investitio­nen sowie der Mindestloh­n von zwölf Euro. Da müssen wir Boden gutmachen. Schließlic­h dürfen niedrige Löhne nicht dazu führen, dass Arbeitnehm­ern Altersarmu­t droht. Das sind Punkte, in denen wir Verbesseru­ngen erreichen müssen, wenn wir in der großen Koalition weiterarbe­iten sollen.

Es gibt keine klaren roten Linien?

WALTER-BORJANS Wer vor Verhandlun­gen rote Linien öffentlich ausplauder­t, hat keine kluge Verhandlun­gsstrategi­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany