Rheinische Post Krefeld Kempen
Ladehemmung stößt München in die Krise
Der Rekordmeister hadert nach zwei Pleiten in Folge mit der Chancenverwertung.
(dpa) Die nur kurzfristig unter Hansi Flick zurückgekehrte heile Welt beim FC Bayern ist schon wieder dahin. Nach der zweiten Niederlage am Stück beim 1:2 (0:0) im Bundesliga-Spitzenspiel beim Tabellenführer Borussia Mönchengladbach schieben die Stars des Rekordmeisters Frust.„Das ist schon das zweite Mal hintereinander. Das ärgert mich unendlich. Ich könnte durchdrehen“, klagte Joshua Kimmich. Die Favoritenrolle auf die achte Meisterschaft nacheinander sind die Bayern nach der Pleite in Gladbach erst einmal los.
Das schmerzt die erfolgsverwöhnten Münchner. Die Herbstmeisterschaft ist praktisch futsch, stattdessen flogen die Bayern nach 14 Spielen sogar aus den Europapokalrängen. Nur 24 Punkte bedeuten die bislang schwächste Saison seit 2010/2011. Damals stand der FC Bayern unter Louis van Gaal immerhin noch auf Platz fünf, diesmal ist es der für MünchnerVerhältnisse indiskutable siebte Platz.
Normalerweise herrscht an der Säbener Straße in solchen Fällen höchste Alarmbereitschaft, unruhige Tage gibt es aber auch jetzt allemal. In der Trainerfrage proklamieren die Münchner aber Ruhe.
Niko Kovac musste bereits vor einem Monat gehen. Nach dem furiosen Start von Interimslösung Hansi Flick mit vier Siegen und 16:0 Toren aus vier Pflichtspielen schien gar dessen dauerhafte Beförderung über die Winterpause hinaus möglich. Bei aller gelobten Spielqualität werden aber in die nach dem letzten Spieltag des Jahres angekündigten Analyse vor allem die Ergebnisse einfließen.
Aktionismus soll es aber nicht geben. „Genauso, wie wir nach Siegen Ruhe bewahrt haben, muss man auch jetzt Ruhe bewahren und trotzdem nach innen sehr ehrlich sein“, meinte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. In der Winterpause wird analysiert, ob es mit Flick oder einem anderen Coach weitergeht. „Wir haben auch heute in der ersten Halbzeit gesehen, dass es läuft. Nein, da hat sich nichts verändert“, sagte Salihamidzic zum vereinbarten Fahrplan in der Trainerfrage.
Bis zur Winterpause sind die Bayern und Flick zum Siegen verdammt. „Wir haben Mittwoch in der Champions League ein Spiel zu gewinnen und in der Bundesliga bis zur Winterpause noch neun Punkte zu holen. Sonst schaut es schattig aus“, sagte Angreifer Thomas Müller.
Rätselhaft bleibt vor allem die plötzliche Abschlussschwäche, für die Super-Torjäger Lewandowski sinnbildlich steht. Seit drei Liga-Spielen traf der Führende der Torschützenliste nicht. In den elf Partien zuvor hatte der Pole 16 Treffer erzielt. In Gladbach hatte Lewandowski wieder beste Möglichkeiten, fiel mit zunehmender Spieldauer aber vor allem durch seine unzufriedene Körpersprache auf. „Mir fehlt manchmal ein bisschen die Entschlossenheit“, kritisierte Flick die allgemeine Chancenverwertung seines Teams.