Rheinische Post Krefeld Kempen

Starker BVB zerlegt desolate Fortuna

- VON BERND JOLITZ

Die Düsseldorf­er sind bei ihrer Pleite in allen Belangen unterlegen. Für Dortmunds Trainer Lucien Favre bringt das 5:0 eine Atempause – mehr nicht.

DORTMUND Die Atmosphäre im Stadion zeigt, dass es noch lange keine echte Trendwende ist. Beinahe pflichtsch­uldig nimmt das Dortmunder Publikum den 5:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf zur Kenntnis, und eine Viertelstu­nde vor dem Abpfiff ist ein gutes Fünftel der Ränge in den Heimblöcke­n bereits leergefegt. Die 7000 Düsseldorf­er Anhänger dagegen singen noch immer, dass ihre Fortuna „der geilste Klub derWelt“sei und spenden ihrer hoffnungsl­os unterlegen­en Mannschaft demonstrat­iv Beifall.

Verkehrte Welt im ehemaligen Westfalens­tadion. Zwar bekommen die gut aufgelegte­n Borussen in ihren schwarzen„Kohle-und-Stahl“-Sondertrik­ots den verdienten Applaus für ihren Tempofußba­ll, aber es ist jederzeit zu spüren, dass der Dortmunder Anhang abseits der Südtribüne längst noch nicht seinen Frieden mit Trainer Lucien Favre gemacht hat. Aus den Gesprächen auf den teuren Plätzen und an den Getränkest­änden ist der Grundtenor deutlich herauszuhö­ren: Fortuna Düsseldorf zu schlagen, erst recht, wenn der Außenseite­r in einer solch desolaten Verfassung erscheint, genügt noch lange nicht für eine vollständi­ge Versöhnung.

Der zuletzt kritisiert­e Marco Reus schafft das ein wenig schneller als sein Trainer. Zwei Treffer steuert der Kapitän bei, profitiert dabei von der exzellente­n Vorarbeit des überragend­en Julian Brandt und der übrigen Kollegen, legt zudem Jadon Sancho perfekt zum 3:0 auf. Ein Treffer, der Friedhelm Funkel auf Betriebste­mperatur bringt.„Marco Reus und Jadon Sancho laufen gegen fünf Mann von uns an“, erzählt Fortunas Trainer. „Reus hatte nur eine einzige Option: den Ball zu Sancho zu spielen. Wir müssen nur Sancho abdecken, den Passweg zustellen. Stattdesse­n versuchen alle, den Raum zu verteidige­n, das ist einfach falsch.“

Eine von zahlreiche­n Fehlentsch­eidungen, die die Düsseldorf­er an diesem Nachmittag treffen. 328 Pässe spielen sie in dieser Partie, 78 davon landen beim Gegner. Eine grotesk schlechte Quote, kommt so doch fast ein Viertel aller gespielten

Bälle nicht beim Mitspieler an. Darin liegt der Hauptgrund für den Einbruch nach der Pause. „Wir hatten uns fest vorgenomme­n, den Dortmunder­n nicht die Räume zu geben, die sie für ihre tiefen Läufe brauchen“, berichtet Funkel.„Doch stattdesse­n machen wir genau die Fehler, die sie zu diesen Sprints einladen. Und wenn der BVB diese Tiefe bekommt, ist er kaum aufzuhalte­n. Da gibt es nur wenige Spieler in der Bundesliga, die dieses Tempo bringen wie die Dortmunder.“

Diese Qualität seiner Spieler lobt auch Favre, der auch nochmals betont, warum er Reus so lange die Stange gehalten hat: „Niemand kann immer seine Bestleistu­ng abrufen, das ist ganz normal.“Der

wie entfesselt auftretend­e Brandt ergänzt: „Unsere Jungs waren heute alle gut drauf.“Stimmt – aber klappt das künftig auch gegen stärkere Gegner? Fortuna war diesmal definitiv kein Maßstab. „In den zweiten 45 Minuten waren wir einfach nur schlecht“, fasst Funkel zusammen. „Vor der Pause haben wir wenigstens hinten kompakt gestanden. Aber schon da haben wir zu langsam agiert, zu viele Fehlpässe gespielt und zu viele Ballverlus­te gehabt. Später haben wir auch nicht mehr konsequent genug verteidigt.“

Entspreche­nd frustriert sind die Düsseldorf­er nach dem Schlusspfi­ff. Ob er sich wie der einsamste Mensch auf Erden vorgekomme­n sei, wird Torhüter Zack Steffen gefragt. Der Amerikaner muss einen Moment überlegen, sagt dann leise: „Das gehört manchmal einfach zum Job eines Torhüters.“Am Samstag auf jeden Fall, denn so etwas wie Gegenwehr ist von seinen Feldspiele­r-Kollegen nach der Pause nicht mehr zu erkennen.

Umso erstaunlic­her, dass trotzdem Beifall aus dem Gästeblock kommt. „Das ist unglaublic­h“, sagt Kapitän Oliver Fink gerührt. „Andere Klubs wären in dieser Situation beschimpft worden, und sie versuchen sogar noch, uns aufzumunte­rn. Das macht uns Mut.“Den wird Fortuna allerdings auch brauchen, wenn es am kommenden Samstag gegen Leipzig geht.

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FOTO: DPA Während die Dortmunder Torschütze­n Thorgan Hazard (links) und Marco Reus feiern, lässt Fortuna Düsseldorf­s Kapitän Oliver Fink enttäuscht den Kopf hängen.

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