Rheinische Post Krefeld Kempen
Bayer Leverkusen kann jetzt auch Kampf
Mit dem knappen Sieg gegen Schalke sammelt die Werkself Selbstvertrauen für das „Endspiel“in der Champions League gegen Juventus Turin.
LEVERKUSEN Peter Bosz liebt das offensive Spektakel. Der Trainer von Bayer Leverkusen setzt auf technisch starke Spieler, die Zuschauer und Fans mit ihren Fähigkeiten zu begeistern wissen. Grundlage für seine Idee vom Fußball sind jedoch Kampf und Einsatz. „Das ist die Basis“, betont der Niederländer immer wieder gerne. Inzwischen scheint diese Botschaft bei seiner Werkself angekommen zu sein. Die gewann am Samstagabend ihr Topspiel gegen den FC Schalke verdient mit 2:1 (1:0) und überzeugte nach einem spielerisch starken ersten Durchgang nach der Pause vor allem durch Leidenschaft. Eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Partien bereits angedeutet hatte.
Gegen die mit der Empfehlung von sechs Pflichtspielen ohne Niederlage angereisten Gelsenkirchener diktierten die Leverkusener in den ersten 45 Minuten das Geschehen auf dem neu verlegten Rasen in der BayArena nach Belieben. Das Bosz-Team erarbeitete sich rund ein halbes Dutzend guter Gelegenheiten. Bayers Stürmer Lucas Alario nutzte nach einem Fehler des Schalker Schlussmanns Alexander Nübel eine dieser Chancen per Kopf zum 1:0 (15.). „Wir müssen in der ersten Halbzeit, in der wir richtig gut gespielt haben, die Partie schon für uns entscheiden“, sagte Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes.
So aber blieben die von David Wagner trainierten „Knappen“im Rennen und zeigten sich nach dem Seitenwechsel stark verbessert. Leverkusen verlor die Kontrolle über die Partie und hatte Glück, dass der ehemalige Fortune Benito Raman bei seinem vermeintlichen Ausgleichstreffer knapp im Abseits stand (50.). Schalke drängte, doch Bayer verteidigte angeführt von Mittelfeldspieler Charles Aránguiz, mit dem der Wersklub seinen im Sommer endendenVertrag gerne verlängern würde, geschickt.
Nach Alarios zweitem Treffer des Abends in der 81. Minute – stark vorbereitet von Aránguiz – schien der dritte Bayer-Erfolg in Serie bereits perfekt. Schalke kam jedoch durch Raman direkt zum Anschluss (82.). Der Ausgleich fiel jedoch nicht mehr und Königsblau musste den Rivalen aus Dortmund in der Tabelle an sich vorbeiziehen lassen. Beim Klub aus dem Ruhrgebiet wussten Spieler und Verantwortliche das erste punktlose Gastspiel seit rund sechs Wochen aber gut einzuordnen.„Die Niederlage ist zwar bitter, aber deswegen lassen wir die Köpfe nicht hängen“, sagte Torschütze Raman.
Unter dem Bayer-Kreuz hingegen herrschte nach dem erneut zufriedenstellenden Auftritt freilich gute, wenn auch nicht euphorische Stimmung. „In der zweiten Hälfte haben wir etwas die Kontrolle verloren und nach Ballgewinnen den Ball zu schnell wieder abgegeben. Dadurch war es ein offenes Spiel und man hat gesehen, dass Schalke nicht umsonst da oben steht“, analysierte Rolfes. Sportgeschäftsführer Rudi Völler sagte hingegen lapidar: „Im Moment läuft’s.“
Noch vor wenigen Wochen hätte Bayer ein solches Duell, in dem der Gegner aggressiv anläuft und sich physische Vorteile verschafft, wohl verloren. Doch seit dem 1:2 gegen Gladbach Anfang November wirkt die Mannschaft so, als habe sie ihren Kampfgeist neu entfacht. Die Erfolge zuletzt gegen Madrid, Moskau, München und nun Schalke waren zu großen Teilen auch der kämpferischen Stärke desWerksklubs zu verdanken. „Wir hatten Spiele dabei, in denen wir fußballerisch überzeugt haben. Aber wir hatten auch Spiele dabei, in die wir uns reingekämpft haben“, sagte Rolfes.
Auch der 37-Jährige sieht darin eine neue Qualität. „Das würde ich schon sagen. Es war keine einfache Situation in der Bundesliga und international. Da muss man sich erst einmal herauskämpfen.“Mit 25 Punkten ist der Werksklub nun wieder in Schlagdistanz zu den angepeilten Champions-League-Plätzen. „Es sind viele kleine Puzzleteile, die das Gesamtbild viel besser machen.“
Für Bosz und seine Profis geht es nun am Mittwoch (21 Uhr) gegen Juventus Turin weiter. Für das Achtelfinale der Königsklasse muss Bayer gewinnen und auf Moskauer Schützenhilfe in Madrid hoffen.