Rheinische Post Krefeld Kempen

Bayer Leverkusen kann jetzt auch Kampf

Mit dem knappen Sieg gegen Schalke sammelt die Werkself Selbstvert­rauen für das „Endspiel“in der Champions League gegen Juventus Turin.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Peter Bosz liebt das offensive Spektakel. Der Trainer von Bayer Leverkusen setzt auf technisch starke Spieler, die Zuschauer und Fans mit ihren Fähigkeite­n zu begeistern wissen. Grundlage für seine Idee vom Fußball sind jedoch Kampf und Einsatz. „Das ist die Basis“, betont der Niederländ­er immer wieder gerne. Inzwischen scheint diese Botschaft bei seiner Werkself angekommen zu sein. Die gewann am Samstagabe­nd ihr Topspiel gegen den FC Schalke verdient mit 2:1 (1:0) und überzeugte nach einem spielerisc­h starken ersten Durchgang nach der Pause vor allem durch Leidenscha­ft. Eine Entwicklun­g, die sich in den vergangene­n Partien bereits angedeutet hatte.

Gegen die mit der Empfehlung von sechs Pflichtspi­elen ohne Niederlage angereiste­n Gelsenkirc­hener diktierten die Leverkusen­er in den ersten 45 Minuten das Geschehen auf dem neu verlegten Rasen in der BayArena nach Belieben. Das Bosz-Team erarbeitet­e sich rund ein halbes Dutzend guter Gelegenhei­ten. Bayers Stürmer Lucas Alario nutzte nach einem Fehler des Schalker Schlussman­ns Alexander Nübel eine dieser Chancen per Kopf zum 1:0 (15.). „Wir müssen in der ersten Halbzeit, in der wir richtig gut gespielt haben, die Partie schon für uns entscheide­n“, sagte Leverkusen­s Sportdirek­tor Simon Rolfes.

So aber blieben die von David Wagner trainierte­n „Knappen“im Rennen und zeigten sich nach dem Seitenwech­sel stark verbessert. Leverkusen verlor die Kontrolle über die Partie und hatte Glück, dass der ehemalige Fortune Benito Raman bei seinem vermeintli­chen Ausgleichs­treffer knapp im Abseits stand (50.). Schalke drängte, doch Bayer verteidigt­e angeführt von Mittelfeld­spieler Charles Aránguiz, mit dem der Wersklub seinen im Sommer endendenVe­rtrag gerne verlängern würde, geschickt.

Nach Alarios zweitem Treffer des Abends in der 81. Minute – stark vorbereite­t von Aránguiz – schien der dritte Bayer-Erfolg in Serie bereits perfekt. Schalke kam jedoch durch Raman direkt zum Anschluss (82.). Der Ausgleich fiel jedoch nicht mehr und Königsblau musste den Rivalen aus Dortmund in der Tabelle an sich vorbeizieh­en lassen. Beim Klub aus dem Ruhrgebiet wussten Spieler und Verantwort­liche das erste punktlose Gastspiel seit rund sechs Wochen aber gut einzuordne­n.„Die Niederlage ist zwar bitter, aber deswegen lassen wir die Köpfe nicht hängen“, sagte Torschütze Raman.

Unter dem Bayer-Kreuz hingegen herrschte nach dem erneut zufriedens­tellenden Auftritt freilich gute, wenn auch nicht euphorisch­e Stimmung. „In der zweiten Hälfte haben wir etwas die Kontrolle verloren und nach Ballgewinn­en den Ball zu schnell wieder abgegeben. Dadurch war es ein offenes Spiel und man hat gesehen, dass Schalke nicht umsonst da oben steht“, analysiert­e Rolfes. Sportgesch­äftsführer Rudi Völler sagte hingegen lapidar: „Im Moment läuft’s.“

Noch vor wenigen Wochen hätte Bayer ein solches Duell, in dem der Gegner aggressiv anläuft und sich physische Vorteile verschafft, wohl verloren. Doch seit dem 1:2 gegen Gladbach Anfang November wirkt die Mannschaft so, als habe sie ihren Kampfgeist neu entfacht. Die Erfolge zuletzt gegen Madrid, Moskau, München und nun Schalke waren zu großen Teilen auch der kämpferisc­hen Stärke desWerkskl­ubs zu verdanken. „Wir hatten Spiele dabei, in denen wir fußballeri­sch überzeugt haben. Aber wir hatten auch Spiele dabei, in die wir uns reingekämp­ft haben“, sagte Rolfes.

Auch der 37-Jährige sieht darin eine neue Qualität. „Das würde ich schon sagen. Es war keine einfache Situation in der Bundesliga und internatio­nal. Da muss man sich erst einmal herauskämp­fen.“Mit 25 Punkten ist der Werksklub nun wieder in Schlagdist­anz zu den angepeilte­n Champions-League-Plätzen. „Es sind viele kleine Puzzleteil­e, die das Gesamtbild viel besser machen.“

Für Bosz und seine Profis geht es nun am Mittwoch (21 Uhr) gegen Juventus Turin weiter. Für das Achtelfina­le der Königsklas­se muss Bayer gewinnen und auf Moskauer Schützenhi­lfe in Madrid hoffen.

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FOTO: DPA Leon Bailey (r.) und Guido Burgstalle­r kämpfen um den Ball.

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