Rheinische Post Krefeld Kempen

Biathleten erleben Fiasko in der Staffel

- VON THOMAS WOLFER

Während die Herren vor allem wegen ihrer Schießfehl­er nur Achter werden, belegen die Frauen immerhin Platz vier.

ÖSTERSUND (dpa) Nach den wohl bittersten Tagen seiner Karriere als Biathlet wollte Arnd Peiffer nur noch weg. „Ich freue mich, dass ich diesen Ort jetzt verlassen kann“, sagte der Olympiasie­ger nach seinem „katastroph­alen“Saisoneins­tieg in Östersund. Einem Magen-Darm-Virus folgte in Schweden ein schwerer Sturz, bei dem sein Gewehr in zwei Teile brach und er sich eine Platzwunde zuzog, und zum Abschluss ein total verkorkste­s Staffelren­nen. „Ich hätte mir in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass man so einen Einstand haben kann“, sagte der 32-Jährige.

Fast sinnbildli­ch steht der Einzel-Weltmeiste­r für die deutsche Mannschaft, bei der während des ersten Weltcups nach dem Karriereen­de von Laura Dahlmeier kaum etwas zusammenli­ef. Gerade zu einem mageren Podestplat­z reichte es in insgesamt acht Rennen in neun Tagen in Mittelschw­eden. Zum Abschluss landete die Frauenstaf­fel mit Karolin Horchler, Denise Herrmann, Vanessa Hinz und Franziska Preuß am Sonntagnac­hmittag auf dem ordentlich­en vierten Platz. Während Norwegen triumphier­te, fehlten Herrmann und Co. nach einer Strafrunde und neun Nachladern 5,3 Sekunden zum erhofften

Podestplat­z.

Bereits am Samstag war Peiffer mit der Männerstaf­fel, zu der auch Erik Lesser, Philipp Horn und Benedikt Doll gehörten, hingegen als Achter völlig chancenlos. Das Quartett leistete sich vier Strafrunde­n und 13 Nachlader, der Vize-Weltmeiste­r kam beim Sieg Norwegens mit mehr als drei Minuten Rückstand nicht mal in die Nähe der vordersten Ränge.

Debütant Philipp Horn leistete sich alleine drei Strafrunde­n, Peiffer eine weitere. „Wir waren nicht konkurrenz­fähig“, sagte Peiffer. Auch Bundestrai­ner Mark Kirchner konnte am ZDF-Mikrofon kein positives Fazit nach den ersten Saisonrenn­en ziehen: „Wir sind sicherlich nicht zufrieden mit den Ergebnisse­n und der Woche. Aus der Bahn wird es uns nicht werfen, wir werden uns steigern. Davon bin ich überzeugt.“

Ein mühsamer Saisonbegi­nn ist unter Kirchner allerdings nichts Ungewöhnli­ches. Das Konzept ist auch in diesem Winter voll auf Spitzenlei­stungen zur WM in Antholz im Februar 2020 ausgelegt. Die erfolgsver­wöhnte Mannschaft aus Deutschlan­d steht trotzdem schon unter Druck. Nur die nicht-olympische Single-Mixed-Staffel mit Preuß und Lesser hatte in Östersund am vergangene­nWochenend­e als Zweite überzeugt.

Vor allem bei den Männern gibt es einige Problemfäl­le. Ex-Weltmeiste­r Simon Schempp, jahrelang Schlussläu­fer der deutschen Staffel, ist noch auf Formsuche. Die Leistungen seiner Teamkolleg­en schwankten an den ersten beiden Wochenende­n stark. „Im Männerbere­ich macht uns das Schießen einen Strich durch die Rechnung“, sagte Kirchner. Schon in den Einzelrenn­en hatte das zu viele Top-Platzierun­gen verhindert. Ein sechster Platz von Johannes Kühn im Sprint war das beste Resultat.

Peiffer musste erkrankt auf dieses Rennen und die Mixed-Wettbewerb­e verzichten, ehe er am Mittwoch im Einzel seineWaffe zertrümmer­te. Er fiel in einer Abfahrt mit dem Kopf auf das Gewehr, zog sich bei dem Sturz mehrere Prellungen sowie eine Kopfplatzw­unde zu und musste vorzeitig aussteigen. „Das war eine gebrauchte Woche für mich.“

Bei den Frauen zeigten Franziska Preuß, die in Sprint (4.) und Einzel (12.) jeweils beste Deutsche war, sowie Weltmeiste­rin Denise Herrmann positive Ansätze. Die Sächsin Herrmann leistete sich am Ende zwar eine Strafrunde in der Staffel, konnte diesen Patzer aber durch eine hervorrage­nde Leistung in der Loipe kaschieren. Bis zur Schlussrun­de kämpfte Preuß um Rang drei. „Es hat ein bisschen was gefehlt am Ende, aber es ist nicht so leicht, hier auf das Podest zu kommen“, sagte Preuß. Hinz ergänzte: „Das war ein versöhnlic­her Abschluss.“

Besser werden soll es schon ab kommenden Freitag beim zweiten Weltcup in Hochfilzen. Erst nach den Wettkämpfe­n in Österreich will der Deutsche Skiverband eine erste Bilanz ziehen. „Wir bleiben weiter positiv, weil wir wissen, was die Mannschaft leisten kann“, sagte der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichl­er.

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FOTO: AP Die deutschen Biathleten, wie hier Philipp Horn bei der Staffel, laufen in Östersund der siegreiche­n Konkurrenz deutlich hinterher.

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