Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Nachspielz­eit-Qualität ist ein wichtiger Faktor

- KARSTEN KELLERMANN

Borussia und die Nachspielz­eit – das war in der jüngeren Vergangenh­eit vor allem eine Rettungsge­schichte. 2009 erzielte Dante das 1:0-Siegtor in Cottbus. Es war mit dem zuvor in der 90. Minute fabriziert­en 1:0 von Roberto Colautti gegen Schalke ein wichtiger Schritt im Abstiegska­mpf. 2011 gab es Gladbachs wohl berühmtest­es Extrazeit-Tor, als Igor de Camargo gegen den

VfL Bochum zum 1:0 traf und damit die Relegation­srettung ermöglicht­e. Gewisserma­ßen sind diese Nachspielz­eit-Tore der Urschleim dessen, was derzeit passiert im Borussia-Park. Wer weiß, was heute los wäre bei Borussia, wäre es damals anders gekommen.

In der aktuellen Saison ist die Nachspielz­eit ein guter Freund der Borussen, so gut wie noch nie ist diese Beziehung wohl. Fünf Tore schafften die Gladbacher nach Ablauf der regulären Spielzeit inklusive des Elfmetertr­effers von Ramy Bensebaini zum 2:1 gegen die Bayern. Angefangen hat es mit einem Tor ohne Effekt: Breel Embolos Kopfball zum 1:2 beim 1:3 gegen RB Leipzig. Bei Basaksehir

FK schaffte Patrick Herrmann in der ersten Minute der Nachspielz­eit das 1:1, gleiches gelang Lars Stindl in Rom per Elfmeter, indes in der fünften Minute der „Verlängeru­ng“. Im Rückspiel erzielte Marcus Thuram ebenfalls fünf Minuten nach der 90. Minute das 2:1. Nun lief Minute zwei der Extrazeit, als Bensebaini traf.

Generell ist die Schlussvie­rtelstunde die stärkste Phase der Borussen. 40 Schüsse haben sie in dieser Zeitspanne in der Bundesliga abgegeben und acht Tore gemacht, mehr als in jeder anderen

Spielphase. Nur Leipzig (11) und Freiburg (10) sind da effektiver, Schalke, der BVB und Frankfurt (jeweils 8) gleichauf. Aber: Borussia hat auch 41 Schüsse zugelassen und fünf Tore kassiert. Das spricht für viel Wildheit der Schlusspha­sen, dafür, dass die Spiele dann taktisch entfesselt sind. Ergo: Wer bei Gladbach-Spielen vor dem Abpfiff geht, ist selbst schuld.

Für Borussia ist die Nachspielz­eit-Qualität ist ein wichtiger Faktor. Zum einen nervt sie die Konkurrenz Und in ihr manifestie­rt sich die Siegerment­alität, die Marco Rose der Mannschaft vermittelt hat. Insbesonde­re in der Europa League waren die Extrazeit-Tore wichtig. Und wer würde unterschre­iben, dass es nicht gleich so weitergeht am Donnerstag gegen Basaksehir, gegen das ein Remis reicht, um am nächsten Montag im Lostopf für die Zwischenru­nde zu sein? Stellen Sie sich vor: Es steht 0:1, es sind zwei Minuten über die Zeit und der Ball fliegt in den Basaksehir-Strafraum. Das ist der Stoff für den nächsten Krimi ...

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