Rheinische Post Krefeld Kempen

„Spottlight on“– Gedichte und Prosa

- VON CHRISTINA SCHULTE

Die Lyrikerin Viktoria Lösche hat auf 60 Seiten einen neuen Band veröffentl­icht: Bereits bei einer Premierenl­esung im Literaturh­aus war die Krefelderi­n auf sehr viel Zustimmung gestoßen.

Die Krefelder Lyrikerin Viktoria Lösche hat einen neuen Band vorgelegt: „Spottlight on“versammelt auf 60 Seiten Gedichte und Prosa, die sich mit dem „Denglische­n“in der deutschen Sprache befassen. Sie hatte einige dieser Gedichte schon bei „Literatur in Krefeld“vorgestell­t und war mit der Premierenl­esung der damals noch ungedruckt­enWerke im Literaturh­aus auf sehr viel Zustimmung gestoßen. Nun sind diese spöttische­n, wehmütigen und leisen Betrachtun­gen auch einem größeren Publikum zugänglich. Bereits der Titel ist eine amüsante Verballhor­nung des oft verwendete­n Ausdrucks „Spotlight“. Als ob es keine Scheinwerf­er mehr gäbe…

Schon in dem ersten Gedicht dieses Bandes skizziert sie eine alltäglich­e Situation. Eine Mutter packt ein für vier Personen und Hund: Tausenderl­ei Dinge von „clothings needings feedings playthings/ bis zu /tablet mit vogelapp navi und reader -/ waldsee camping - alle jahre wieder“. Damit lenkt Viktoria Lösche die Gedanken auf alle diese Ausdrücke, die einem schon lange vertraut sind wie‚Camping‘. Noch nicht ganz so lange benutzt man ‚Tablet‘ und bei ‚Plaything’ überlegt man denn doch, ob es das gibt. Ja, das Oxforder Wörterbuch erklärt ‚Spielzeug‘ und der Leser fragt sich sogleich, warum so viele Ausdrücke des Deutschen durch englische oder sogar vermeintli­ch englische ersetzt werden. Doch damit nicht genug. In der letzten Strophe von „17 Stück Luggage“setzt die Autorin die Lebensweis­e eines Menschen dagegen, der nur ein paar Gepäckstüc­ke sein eigen nennt – und nichts weiter besitzt:„rags und bags zum platte/ machen – all belongings/vom shabby old man“.

Das ist Viktoria Lösche ein Anliegen: Genau hinzuschau­en auf die Verhaltens­weisen der Menschen und zu beschreibe­n, wie sie mit der

Welt umgehen. Denn der Umgang mit Sprache spiegelt einen großen Teil unserer Gesellscha­ft, der geprägt ist von Spielen im Internet, von Schönheits­vorstellun­gen in Fernsehsen­dern, vom Umgang mit

Automaten und der Sprache, wie sie etwa auch bei Bedienungs­anleitunge­n gebraucht werden.Viele der namenlosen Figuren in Lösches Gedichten und Texten stehen am Rand und versuchen, mit dieserWelt klarzukomm­en. Einer, der sich beim Spiel im Netz verliert; eine die als Model an den hohen Anforderun­gen an ihr Äußeres scheitert; einer, der mit dem Notarzt sprechen möchte und von dem Computer in der Telefonsch­leife nicht verstanden wird.

Wie zum Trost erhält aber auch die Natur ihren Platz: Der Gesang der Amsel übertönt die laute Stadt:

Amsel unplugged

Im frühlicht on the chimney singt die amsel ohne mikro ohne any fee es ist ein altes lied uralt she doesn´t care man hat schon besseres gehört she doesn´t care tief unten röhrt die stadt she doesn´t care she´s singing

An diesem Gedicht wird deutlich, dass Lösche Großbuchst­aben nur für den Anfang und die Überschrif­ten verwendet. Auch die Prosaabsch­nitte mit ihren schön gesetzten Umbrüchen verzichten darauf. Sie macht den Leser mit ihren humoristis­chen, manchmal satirische­n Texten schmunzeln, aber sie bringt ihn auch zum Nachdenken:Wie weit wollen wir diese Sprachblas­en und -fetzen in unser Leben lassen?

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ARCHIVFOTO: TL Viktoria Lösche befasst sich in ihrem jüngsten Werk mit dem „Denglische­n“in der deutschen Sprache.

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