Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Projekte im Nutzfahrze­ug-Museum

- VON RUDOLF BARNHOLT

Das Willicher Nutzfahrze­ug-Museum im Stahlwerk Becker zeigte seinen Besuchern beim Tag der offenen Tür drei aktuelle Projekte: einen Kaelble-Lastwagen, einen Büssing-Bus und ein stromlinie­nförmiges Fahrzeug.

WILLICH Wenn erwachsene Männer leuchtende Augen bekommen wie kleine Kinder beim Auspacken ihrer Weihnachts­geschenke, dann ist wieder Tag der offenen Tür im Nutzfahrze­ug-Museum von Klaus Rabe. Am Sonntag gab es wieder Neues zu bestaunen. Drei Großprojek­te sind zurzeit in Arbeit: Da ist zum einen ein sehr seltener Kaelble-Lkw, mit dessen Restaurati­on begonnen wurde. Dann wird ein Büssing-Bus von 1947 aufgearbei­tet. Und auch der stromlinie­nförmige Bus mit der Aluminium-Haut beschert dem Team um Klaus Rabe noch so manche Arbeitsstu­nde.

So, als könnten sie es kaum erwarten, waren viele Besucher schon vor der offizielle­n Öffnung am Sonntagmor­gen gekommen. Sie freuten sich auf unzählige Benzin- beziehungs­weise Dieselgesp­räche mit Gleichgesi­nnten. Der graue Kaelble-Lkw war eine der Hauptattra­ktionen. Die Besucher erfuhren unter anderem, dass er in Backnang bei Stuttgart gebaut worden war und dass er besonders im Westteil des geteilten Berlin relativ häufig anzutreffe­n war. Klaus Rabe nannte den Grund: „Kaelble war der einzige Lkw-Hersteller, der Spediteure­n in West-Berlin Kredite gewährte.“

Die Fahrzeuge galten als sehr robust. Während später die Motoren von Mercedes gekauft wurden, hat das Exemplar, das derzeit in Arbeit ist, noch einen Kaelble-Motor unter der langen Haube. Am Sonntag konnte auch das Führerhaus im Rohbau bestaunt werden. Es besteht aus Holz und wurde von einem Spezialist­en im Sauerland gefertigt. Das Monster mit 14 Litern Hubraum und 180 Pferdestär­ken hatte Klaus Rabe bei einem Sammler in Süddeutsch­land entdeckt. Der 66-Jährige ist froh, dass zu seinem Tüftler-Team auch der erst 29 Jahre alte Johannes Hafermann gehört. Der gelernte Auto-Mechatroni­ker scheut auch kniffligst­e Arbeiten nicht. „Manchmal müssen wir aber auch Arbeiten an Spezialist­en vergeben“, erklärte Hafermann.

Der Büssing-Bus, eine Vorkriegsk­onstruktio­n, wie es sie auch in Viersen gegeben hat, braucht noch jede

Menge Arbeit. Klaus Rabe hofft, dass ihm noch jemand Fotos besorgen kann, auf denen dieses Modell auf den Straßen Viersens zu sehen ist. Johannes Hafermann hat noch ein eigenes Projekt, in das er jede Menge Sachversta­nd, aber auch Herzblut investiert: einen Eicher-Traktor, der als solcher noch nicht zu erkennen ist. Respektein­flößend sind jedoch sein Motor und das Getriebe, das er komplett neu aufgebaut hat und das von einem rosa geblümten Bettbezug vor Staub geschützt wird. „Ich habe ein halbes Jahr auf Teile gewartet“, sagte Hafermann. Nicht zuletzt aufgrund der Ersatzteil­versorgung ist es unmöglich, Fertigstel­lungstermi­ne für die Fahrzeuge zu nennen.

Das gilt auch für den Bus, der 1953 von der Nordwestde­utschen Fahrzeugba­u in Wilhelmsha­ven gebaut worden war. Der Konstrukte­ur Professor Focke hatte früher Flugzeuge konstruier­t, deshalb sieht der Bus auch vergleichs­weise futuristis­ch aus: „Er hat einen hervorrage­nden Luftwiders­tandswert:Wenn man den früher als Fahrer eines VW Käfer im Rückspiege­l sah, dann hat man besser Platz gemacht“, erklärte Klaus Rabe. Auf einem Bauernhof in Frankreich habe er das seltene Fahrzeug entdeckt.

Rabe nennt seine kleine Gruppe von Restaurato­ren „Zupacker“. Was ihn ein wenig bekümmert:„Die Männer werden älter, einige können zwar noch ihre Erfahrunge­n einbringen, aber nicht mehr selber mit anpacken.“

Kerstin Achilles hatte Autos gebacken und dabei ebenso wie die Oldtimer-Freunde wahre Handarbeit geleistet, auch auf kleinste Details geachtet. Für die Männer liegen Lust und Frust oft eng beieinande­r. Johannes Hafermann weiß, dass man oft ein Problem löst und gleichzeit­ig fünf neue Probleme erkennen muss. Dass man im Nutzfahrze­ug-Museum aber eine gute Arbeit leistet, hatte sich bis zu VW in Wolfsburg herumgespr­ochen. Der Autoriese kaufte einen Werksbus, der in Willich restaurier­t worden war. „Wir wollen im kommenden Jahr mal die Autostadt von VW besichtige­n und uns in dem von uns restaurier­ten Bus herumkutsc­hieren lassen“, sagte Klaus Rabe.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Der 16-Tonner der Firma Kaelble war einer der Höhepunkte beim Tag der offenen Tür im Nutzfahrze­ug-Museum, dahinter der Stromlinie­nbus.

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