Rheinische Post Krefeld Kempen
Wie Arbeitnehmer ein E-Bike bekommen
Unternehmen in NRW bieten Mitarbeitern zunehmend Zweiräder per Leasing. Dabei profitieren Gutverdiener mehr als Niedrigverdiener. Doch Arbeitnehmervertreter warnen vor niedrigeren Renten wegen den Verträgen.
Eine immer größere Zahl an NRW-Konzernen wie Telekom, Vodafone, Post oder Henkel bietet Mitarbeitern an, ein Fahrrad als geleastes Jobfahrrad zu nutzen. Mehr als 10.000 solcher Verträge wurden unterschrieben, bei stark steigender Tendenz. So überlegen Bayer, Alltours, der Flughafen Düsseldorf und Evonik, den Mitarbeitern ein solches Angebot zu machen.Wir beantworten Fragen zum Thema.
Was sind die Vorteile?
Die Beschäftigen nutzen das Leasing-Angebot vorrangig, um E-Bikes zu kaufen, weil diese deutlich teurer sind als klassische Fahrräder. „Viele Bürger wollen sowieso ein E-Bike“, sagt Franz-Josef Hochrath, Fahrradhändler aus Bocholt, „und wenn ihnen die Leasingverträge ersparen, den Preis auf einen Schlag zahlen zu müssen, finden sie das gut.“
Dabei profitieren sie davon, dass die Leasing-Rate vom Bruttogehalt abgezogen wird. Das spart Steuern und Sozialabgaben. Allerdings ist die Ersparnis je nach Gehalt verschieden hoch: Für ein 3000 Euro teures Zweirad sind beim Leasing-Anbieter Eurorad im Monat 87,05 Euro an Leasinggeführ fälllig, wovon 7,64 Euro auf die Fahrradversicherung entfallen. Ein Gutverdiener mit 4000 Euro monatlichem Einkommen muss von diesen 87,05 Euro nur 48,76 Euro selber als Abzug vom Nettolohn tragen, weil er wegen des höheren Steuersatzes besonders viele Steuern spart. Ein Arbeitnehmer mit 1000 Euro im Monat muss laut Eurorad 72,51 Euro von den 87,05 Euro selber tragen, weil fast keine Steuern gespart werden.
Gibt es weitere Pluspunkte?
Manchmal übernehmen Firmen einen Teil der Leasingkosten, wie die Versicherungsgebühr oder eine Gebühr für Wartung. Die Leasingfirmen beabsichtigen in der Regel, die Räder am Ende der Vertragslaufzeit von drei Jahren zu einem günstigen Preis zur Übernahme anzubieten, doch aus juristischen Gründen gibt es dazu keine festen Zusagen. Marktführer Jobrad erklärt, er beabsichtige, die Räder für 17 Prozent des
Neupreises abzugeben. Die erlaubte private Nutzung muss im Monat mit 0,5 Prozent des Preises als geldwerter Vorteil versteuert werden.
Was sind die Probleme?
ThyssenKrupp erklärt, dass der Konzern Leasingräder nicht anbiete, weil die im Konzern vertretenen Gewerkschaften Verdi und IG Metall skeptisch seien. Deren Sorge: Wenn weniger Sozialabgaben abgeführt werden, sinken die Rentenansprüche. Wenn bei einem Arbeitnehmer auf 3000 Euro weniger Rentenbeiträge abgeführt werden, führt dies aktuell zu einem Abzug von 0,077 Rentenpunkten. Dies führt zu einer Rentenkürzung von 2,54 Euro im Monat. Manche Arbeitgeber schrecken auch vor dem Aufwand zurück, den das Fahrrad-Leasing verursacht: Arag gewährt Beschäftigten darum lieber einen Zuschuss in Höhe von 250 Euro für den Kauf eines Rades, die Beratungsfirma Boston Consulting macht es ähnlich. Die Stadt Düsseldorf bietet ab 2020 einen zinsfreien Kredit von 2500 Euro an.
Was meinen die Händler? „ Wir freuen uns über jedes zusätzlich verkaufte Zweirad“, sagt Sven Schlitzer, Inhaber eines Fahrradshops in Essen, der unter anderem Räder für Mitarbeiter von Eon zur Verfügung stellt. Allerdings müssen die Händler an die Leasing-Firmen eine Vermittlungsprovision von rund sieben Prozent des Kaufpreises abführen.„Leasingkunden räumen wir nur selten einen Rabatt ein“, sagt ein Händler, „wogegen wir privaten Vollzahlern gerne eine hochwertige Tasche zur Kundenbindung schenken“.Wegen der Vermittlungsgebühr bieten manche Händler jedoch keine Leasingbikes an.