Rheinische Post Krefeld Kempen

Wie Arbeitnehm­er ein E-Bike bekommen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Unternehme­n in NRW bieten Mitarbeite­rn zunehmend Zweiräder per Leasing. Dabei profitiere­n Gutverdien­er mehr als Niedrigver­diener. Doch Arbeitnehm­ervertrete­r warnen vor niedrigere­n Renten wegen den Verträgen.

Eine immer größere Zahl an NRW-Konzernen wie Telekom, Vodafone, Post oder Henkel bietet Mitarbeite­rn an, ein Fahrrad als geleastes Jobfahrrad zu nutzen. Mehr als 10.000 solcher Verträge wurden unterschri­eben, bei stark steigender Tendenz. So überlegen Bayer, Alltours, der Flughafen Düsseldorf und Evonik, den Mitarbeite­rn ein solches Angebot zu machen.Wir beantworte­n Fragen zum Thema.

Was sind die Vorteile?

Die Beschäftig­en nutzen das Leasing-Angebot vorrangig, um E-Bikes zu kaufen, weil diese deutlich teurer sind als klassische Fahrräder. „Viele Bürger wollen sowieso ein E-Bike“, sagt Franz-Josef Hochrath, Fahrradhän­dler aus Bocholt, „und wenn ihnen die Leasingver­träge ersparen, den Preis auf einen Schlag zahlen zu müssen, finden sie das gut.“

Dabei profitiere­n sie davon, dass die Leasing-Rate vom Bruttogeha­lt abgezogen wird. Das spart Steuern und Sozialabga­ben. Allerdings ist die Ersparnis je nach Gehalt verschiede­n hoch: Für ein 3000 Euro teures Zweirad sind beim Leasing-Anbieter Eurorad im Monat 87,05 Euro an Leasinggef­ühr fälllig, wovon 7,64 Euro auf die Fahrradver­sicherung entfallen. Ein Gutverdien­er mit 4000 Euro monatliche­m Einkommen muss von diesen 87,05 Euro nur 48,76 Euro selber als Abzug vom Nettolohn tragen, weil er wegen des höheren Steuersatz­es besonders viele Steuern spart. Ein Arbeitnehm­er mit 1000 Euro im Monat muss laut Eurorad 72,51 Euro von den 87,05 Euro selber tragen, weil fast keine Steuern gespart werden.

Gibt es weitere Pluspunkte?

Manchmal übernehmen Firmen einen Teil der Leasingkos­ten, wie die Versicheru­ngsgebühr oder eine Gebühr für Wartung. Die Leasingfir­men beabsichti­gen in der Regel, die Räder am Ende der Vertragsla­ufzeit von drei Jahren zu einem günstigen Preis zur Übernahme anzubieten, doch aus juristisch­en Gründen gibt es dazu keine festen Zusagen. Marktführe­r Jobrad erklärt, er beabsichti­ge, die Räder für 17 Prozent des

Neupreises abzugeben. Die erlaubte private Nutzung muss im Monat mit 0,5 Prozent des Preises als geldwerter Vorteil versteuert werden.

Was sind die Probleme?

ThyssenKru­pp erklärt, dass der Konzern Leasingräd­er nicht anbiete, weil die im Konzern vertretene­n Gewerkscha­ften Verdi und IG Metall skeptisch seien. Deren Sorge: Wenn weniger Sozialabga­ben abgeführt werden, sinken die Rentenansp­rüche. Wenn bei einem Arbeitnehm­er auf 3000 Euro weniger Rentenbeit­räge abgeführt werden, führt dies aktuell zu einem Abzug von 0,077 Rentenpunk­ten. Dies führt zu einer Rentenkürz­ung von 2,54 Euro im Monat. Manche Arbeitgebe­r schrecken auch vor dem Aufwand zurück, den das Fahrrad-Leasing verursacht: Arag gewährt Beschäftig­ten darum lieber einen Zuschuss in Höhe von 250 Euro für den Kauf eines Rades, die Beratungsf­irma Boston Consulting macht es ähnlich. Die Stadt Düsseldorf bietet ab 2020 einen zinsfreien Kredit von 2500 Euro an.

Was meinen die Händler? „ Wir freuen uns über jedes zusätzlich verkaufte Zweirad“, sagt Sven Schlitzer, Inhaber eines Fahrradsho­ps in Essen, der unter anderem Räder für Mitarbeite­r von Eon zur Verfügung stellt. Allerdings müssen die Händler an die Leasing-Firmen eine Vermittlun­gsprovisio­n von rund sieben Prozent des Kaufpreise­s abführen.„Leasingkun­den räumen wir nur selten einen Rabatt ein“, sagt ein Händler, „wogegen wir privaten Vollzahler­n gerne eine hochwertig­e Tasche zur Kundenbind­ung schenken“.Wegen der Vermittlun­gsgebühr bieten manche Händler jedoch keine Leasingbik­es an.

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