Rheinische Post Krefeld Kempen
„Ziel ist eine saubere und attraktive Stadt“
Die Abfalldetektive sind in Krefeld gleichzeitig als Kümmerer und Ermittler unterwegs.
Herr Döpcke, haben Sie das Gefühl, dass Krefeld in den vergangenen Monaten sauberer geworden ist?
Döpcke Ja, die vielen Anstrengungen zeigen erste Erfolge, auch wenn dies auf den ersten Blick für den Bürger nicht direkt erkennbar ist. Die Resonanz aus der Bürgerschaft ist groß, uns erreichen viele Hinweise auf wilden Müll, aber auch Dank, für unser schnelles Handeln. Diese Tätigkeiten sind bereits Teil des Aktionspaketes „Krefeld.Fein.“des Oberbürgermeisters der Stadt Krefeld, die das Erscheinungsbild der Krefelder Innenstadt weiter aufwertet.
Die Gründung des Kommunalbetriebs Krefeld (KBK) trägt also zur größeren Sauberkeit in der Stadt bei?
Döpcke Natürlich! Durch die Bündelung der Aufgaben in den Bereichen Straße, Grünflächen, Parks, Wälder, Sportanlagen und Spielplätze lässt sich das Personal sowie der Maschinenpark deutlich effizienter einsetzen. Darüber hinaus kommen hier auch die drei Säulen des Kommunalbetriebes zum Tragen, die die „Helfen und Handeln Initiative“des Oberbürgermeisters der Stadt Krefeld ebenfalls unterstützen. Die Abfalldetektive treten als Kümmerer, aber auch als Ermittler auf, die bei Bedarf deutliche Ansprachen an den Verursacher richten. Das Kundencenter am Ostwall ist Anlaufstelle für Bürger und nimmt telefonisch alle Meldungen über wilde Kippen an. Die dritte Säule ist das Meldeportal maak-et, in dem die Bürger online alle Missstände, ohne zeitlichen Verzug, melden können.
Die Stadt hat die Strafen für Müllsünder vor einigen Monaten drastisch angehoben. Begrüßen Sie diesen Schritt?
Döpcke Ja, obwohl dieser Beschluss eigentlich traurig stimmen sollte, denn das vorrangige Ziel des KBK ist nämlich nicht die Einnahme von Bußgeldern, sondern eine saubere und attraktive Stadt.
Besuchern fällt immer wieder auf, wie viele öffentliche Abfalleimer es in Krefeld im Vergleich zu zahlreichen anderen Städten gibt. Sehen Sie das auch so?
Döpcke Das ist richtig und auch von den Bürgern und Besuchern so gewünscht, diesem Wunsch kommt der Kommunalbetrieb gerne nach. Im Stadtgebiet stehen ca. 3.700 Papierkörbe, von denen sich 2100 an Straßen und öffentlichen Plätzen sowie 1600 in Parks, Grünanlagen und auf Spielplätzen befinden. Die GSAK leert täglich 1.100 Einheiten. Die Leerungen erfolgen turnusmäßig, wobei die stark frequentierten Körbe natürlich häufiger geleert werden. Für den Innenstadtbereich ist eine weitere Erhöhung der Papierkörbe vorgesehen, zudem wird in den Spitzenzeiten eine zweimalige Leerung pro Tag angestrebt.
Stichwort Hundeboxen: Damit Hundebesitzer die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner entsorgen, wurden diese Boxen aufgestellt. In anderen Kommunen gibt es Paten, die diese Boxen mit Tüten befüllen, die vom Entsorgungsunternehmen zur Verfügung gestellt werden. Ist das auch für Krefeld geplant?
Döpcke Der Kommunalbetrieb Krefeld hat 127 Hundekotstationen auf dem Krefelder Stadtgebiet errichtet. Die Betreuung der Stationen erfolgt durch die GSAK. Sie macht einen sehr guten Job, daher ist eine Patenschaft durch Anwohner nicht geplant. In den vergangenen Jahren wurden durchschnittlich 1,5 Millionen Hundekotbeutel pro Jahr durch die Stationen ausgegeben.
Darf der volle Hundebeutel mit den duftenden Hinterlassenschaften in die städtischen Mülleimer? Die Hundebesitzer wollen die Beutel in der Regel nicht lange mit sich herumschleppen.
Döpcke Grundsätzlich erlaubt ist die Entsorgung der Hundekotbeutel über die Papierkörbe schon, aber durch die vielen Hundekotstationen nicht wirklich erforderlich. Hier appellieren wir ganz klar an das Sozialverhalten der Hundehalter. Es ist kein Problem, die Hundekotbeutel an den Hundekotstationen oder Zuhause über die Restmülltonne zu entsorgen, denn kein Spaziergänger möchte auf einer Bank pausieren, wenn der Papierkorb nebenan zum Hundeklo mutiert. Das gleiche gilt natürlich auch für die Besucher der Innenstädte, die nur ungern an übel riechenden Papierkörben vorbei flanieren.
Seit einigen Wochen sind die Mülldetektive des KBK unterwegs. Wie ist die Resonanz? Gibt es etwas, was Sie solchen Menschen, die die Stadt auf diese Art verunreinigen, gerne selber sagen würden?
Döpcke Nach der kurzen Zeit im Einsatz lässt sich noch kein Fazit ziehen. Man kann jedoch ganz klar sagen, dass die Mülldetektive bei den Bürgern und Besuchern großen Anklang finden, denn nach Hinweisen aus der Bevölkerung, werden wilde Müllkippen unverzüglich beseitigen. Den Müllsündern etwas sagen, das klingt so nach vorschreiben. Ich würde mir wünschen, dass alle Besucher der öffentlichen Straßen, Plätze und Grünanlagen sich ihrer Verantwortung für ihren Abfall, aber auch für die Umwelt bewusst werden und gemeinsam an einem sauberen und lebenswerten Krefeld arbeiten.
Jeder Krefelder produziert jährlich mehr als 100 Kilo Müll. Und die Menge wächst stetig. Gleichzeitig liegen Unverpackt-Läden, Mülltrennung und nachhaltiger Konsum im Trend. Lügen wir uns damit in die eigene Tasche?
Döpcke Das ist keine korrekte Zahlenangabe. Im vergangenen Jahr hat jeder Krefeld Bürger haushaltsübliche Abfälle in Höhe von 487 kg verursacht. Im Jahr davor waren es 492 kg. Hier liegt die Stadt Krefeld deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, der 2017 bei 557 kg gelegen hat. Obwohl die Mülltrennung seit Jahren an Bedeutung gewinnt, nachhaltiger Konsum und unverpackt Läden im Trend liegen, ist aktuell mit keinem signifikanten Rückgang der Abfallmengen zu rechnen, da bspw. der Onlinehandel, mit seinen Retourmöglichkeiten sowie der “Unterwegs-Konsum“mit dem Verbrauch von Einwegbechern und –verpackungen, boomt.
Mit dem Einsatz der Müllfahrzeuge ist der Abfall zunächst einmal weg aus den Augen der Bürger. Wo und wie wird er dann entsorgt? Gibt es auch Mülltourismus in Krefeld?
Döpcke Der anfallende Abfall unterteilt sich in Abfall zur Verwertung und Abfall zur Beseitigung. Der Abfall zur Beseitigung umfasst den Rest- und Sperrmüll sowie die Abfälle aus den Straßenpapierkörben und wird in der Krefelder Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage beseitigt. Alle anderen gesammelten Abfälle wie Papier, Pappe, Kartonagen, Altglas, Leichtverpackungen, Altmetall, Bio- und Grünabfall werden der Verwertung zugeführt. Die Alttextilien nehmen bei der Verwertung eine Sonderstellung ein, da alle entsorgten Teile handsortiert werden und die noch brauchbaren Stücke wiederverwendet werden. Die verbleibenden Textilien werden einer weiteren Verwertung zugeführt, zum Beispiel als Dämmwolle oder Putzlappen. Der Begriff Mülltourismus ist irreführend. Niemand besucht die Stadt Krefeld, nur um hier seinen Müll abzuladen. Sicherlich wird der ein oder andere auf dem Weg zur Arbeit unsere Containerstandorte nutzen, das ist aber eine verschwindend geringe Menge und wird wahrscheinlich auch entgegengesetzt praktiziert.
Was könnten die Krefelder tun, um