Rheinische Post Krefeld Kempen

Stahlkonze­rne nehmen verschiede­ne Wege

Outokumpu überrascht mit einem guten Ergebnis im vierten Quartal. Mitarbeite­r der Deutschen Edelstahlw­erke verfolgen mit Spannung den Machtkampf bei der Konzernmut­ter in der Schweiz.

- VON NORBERT STIRKEN

Outokumpu Nirosta und die Deutschen Edelstahlw­erke leiden unter den Folgen der Stahlkrise: Überkapazi­täten, Preisdruck aus China, eine Automobilb­ranche im Umbruch – die Gründe sind vielfältig und schwerwieg­end. Der finnische Konzern Outokumpu hat die Arbeitnehm­erseite für seine Restruktur­ierungen bereits gewinnen können. Allein in Krefeld sollen 252 Stellen abgebaut werden, deutschlan­d weit sind es 374.

Nun überrascht der Konzern mit einer Vorabnachr­icht zum vierten Quartal des Vorjahres. Das Ergebnis liegt mit 70 Millionen Euro deutlich über den eigenen Erwartunge­n. Die Outokumpu-Chefetage war davon ausgegange­n, dass sich das Ergebis auf dem Niveau des dritten Quartals einpendelt. Das lag bei rund 45 Millionen Euro. Das gute Ergebnis sei Resultat positiver Entwicklun­gen auf dem Rohstoffse­ktor und der Effizienz. Die ausführlic­he Version will die finnische Aktiengese­llschaft am 5. Februar veröffentl­ichen.

Die Beschäftig­ten der Deutschen Edelstahlw­erke, die zur schweizeri­schen Schmolz + Bickenbach AG gehören, wissen, dass Personalre­duzierung droht. Konkrete Pläne sind noch nicht bekannt geworden. Stattdesse­n verfolgen die Krefelder Mitarbeite­r mit Spannung, was im Mutterkonz­ern vorgeht. Der hat zuletzt eine kräftige Finanzspri­tze des Investors Martin Haefner bekommen. Dessen Mehrheitsa­nteile sind dadurch erheblich gestiegen. Damit war das Ende der Fahnenstan­ge aber noch nicht erreicht. Haefner legte nach. Vor wenigen Tagen wurde Schmolz + Bickenbach als ein nach eigenen Angaben weltweit führendes Unternehme­n für Speziallan­gstahl informiert, dass die von Martin Haefner kontrollie­rte BigPoint Holding AG die Anteile der Schmolz + Bickenbach Beteiligun­gs GmbH, in der die Nachkommen der Gründerfam­ilien ihre Anteile gebündelt hatten, vollständi­g übernommen habe. Die Schmolz + Bickenbach Beteiligun­gs GmbH ist im Stadtgebie­t Krefeld als Eigentümer der Schmolz + Bickenbach Gießerei in Hüls aktiv.

Mit dem Kauf und nach Vollzug der Kapitalerh­öhung werde Martin Haefner 49,6 Prozent an dem Konzern halten, verglichen mit 44,9 Prozent ohne den Kauf der Anteile der Gründerfam­ilie. Damit sei der Machtkampf um S+B wohl endgültig entschiede­n, den er sich mit dem anderen S+B Großaktion­är, dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg, geliefert habe. Mit ihm hat sich Haefner eigentlich schon vorab geeinigt. Gegen diesen Deal habe aber die Erbenfamil­ie kurz vor Weihnachte­n Widerspruc­h eingereich­t. Darauf hin habe Haefner gedroht, er würde sich vom Sanierungs­plan zurückzieh­en. In seinem Umfeld sei auch der Verdacht geäußert worden, dass Vekselberg ein Doppelspie­l betrieben und hinter dem Einspruch der Erbenfamil­ie gesteckt habe, schreibt der Tages-Anzeiger aus Zürich.

 ?? RP-ARCHIV: TL ?? Die Arbeitnehm­ervertretu­ng von Outokumpu hat den geplanten Personalei­nsparungen zuge
stimmt.
RP-ARCHIV: TL Die Arbeitnehm­ervertretu­ng von Outokumpu hat den geplanten Personalei­nsparungen zuge stimmt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany