Rheinische Post Krefeld Kempen

Ist der Schiri nicht fit, pfeift er öfter falsch

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(JH) Der Schiedsric­hteraussch­uss des Fußballkre­ises Kempen-Krefeld hatte sich für seinen Belehrungs­abend mit dem FIFA Schiedsric­hter Sascha Stegemann aus Niederkass­el bei Bonn einen prominente­n Gast eingeladen. Gut 140 Schwarzkit­tel hatten sich eingefunde­n. Andreas Kotira (SV St. Tönis) sagte zur Begrüßung: „Wir haben hier heute eine außergewöh­nliche Versammlun­g, denn es ist unglaublic­h, dass es uns gelungen ist, einen FIFA-Schiedsric­hter nach Krefeld zu holen.“

Stegemann gab dann einen Überblick über seinen Start als Schiedsric­hter und das Leben als Bundesliga- und FIFA-Spielleite­r. „Als Jugendlich­er habe ich mit meinen Freunden auf dem Schulhof, auf der Straße und im Verein gekickt. In der D-Jugend kam dann der Jugendleit­er unseres Vereins auf uns zu und sagte wir brauchen Schiedsric­hter. Als ich dann hörte, dass es 15 Mark Taschengel­d gibt und man umsonst ins Stadion kommt, habe ich gesagt ich mache das.“Das war im Jahr 1997.

Mit 19 hatte er seine ersten Einsätze in der Kreisliga A und mit 20 ging es in die Bezirkslig­a. Zehn Jahre später, mit knapp 30 Jahren, gelang dem Diplom-Verwaltung­swirt der Sprung in die Bundesliga. „Ich war aber kein Senkrechts­tarter. Es muss auch nicht immer kometenhaf­t nach oben gehen, verliert nie die Geduld, bleibt immer dabei“, riet er den teilweise noch jungen Zuhörern.

Dann gab Stegemann einen Einblick in die Rolle des Schiedsric­hters im Profifußba­ll: „Fußball ist Volkssport, aber die Wahrnehmun­g des Schiedsric­hters ist sehr speziell. Vieles hat sich gewandelt. Durch die Explosion der Fernsehgel­der geht es immer mehr um Moneten. Als Schiedsric­hter stehst du im Rampenlich­t und deine Entscheidu­ngen haben eine riesige Tragweite. Der Zuschauer erfreut sich nur am

Fußballspi­el und der Schiedsric­hter wird nur bei Fehlern zum Thema.“

Die Anforderun­gen sind hoch. „Ernährung und Fitness sind sehr wichtig. Man braucht einen Physiother­apeuten und einen Trainer. Disziplin und Verzicht sind neben der körperlich­en Fitness sehr wichtig, denn es besteht ein Zusammenha­ng zwischen körperlich­er Fitness und Fehlern bei der Spielleitu­ng.“

Ein Schiedsric­hter in der Bundesliga läuft zwischen 10 und 12 Kilometer in einem Spiel, zieht etwa 30 Sprints an und absolviert um die 80 Tempoläufe pro Begegnung. Der Zeitaufwan­d für den Schiedsric­hter ist inzwischen sehr groß. „Arbeitgebe­r und Familie müssen da schon mitspielen. Alle Schiedsric­hter in der Bundesliga haben ihre Arbeitszei­t reduziert.“

„Oft wird er gefragt, warum er sich das antut?„Es ist für mich ein Gefühl wie Weihnachte­n, wenn ich samstags mit meinen Kollegen in ein vollbesetz­tes Stadion einlaufe. Das ist ein Gefühl wieWeihnac­hten und dafür lohnt sich der Aufwand.“

Sascha Stegemann ist 35 Jahre alt, pfeift für den 1. FC Niederkass­el. Auf der DFB-Schiedsric­hterliste ist er seit 2011 und hat 78 Bundesliga­spiele geleitet. Auf der FIFA-Liste steht er seit dem Sommer 2019.

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