Rheinische Post Krefeld Kempen

AfD-Empfang in Mooren-Halle findet statt

- VON HEINER DECKERS UND ANDREAS REINERS

Die AfD hatte ihre Mitglieder zum Neujahrsem­pfang eingeladen. Kurzfristi­g hatte Hallenbetr­eiber Christian Karpenkiel seine Zusage zurückgezo­gen. Das Amtsgerich­t Kempen entschied am Abend: Der Empfang kann wie geplant stattfinde­n.

Mächtigen Wirbel gab es um einen von den AfD-Kreisverbä­nden Krefeld und Kreis Viersen für Donnerstag geplanten Neujahrsem­pfang in der Oedter Albert-Mooren-Halle. Pächter Christian Karpenkiel hatte am Montag den Mietvertra­g kurzfristi­g gekündigt und die bereits gezahlte Miete zurücküber­wiesen. Am Dienstagab­end dann die plötzliche Kehrtwende: Das Amtsgerich­t Kempen entschied in einer einstweili­gen Verfügung, dass der Neujahrsem­pfang wie geplant stattfinde­n kann. Der Bundestags­abgeordnet­e Kay Gottschalk, der Sprecher des AfD-Kreisverba­ndes Viersen ist, war darüber hocherfreu­t: „Wir sind sehr glücklich über diese Entscheidu­ng. Der Rechtsstaa­t hat sich am Ende durchgeset­zt“, sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. Pächter Christian Karpenkiel wusste noch nichts von diesem Urteil und möchte sich am Mittwoch äußern.

Karpenkiel erzählte die Vorgeschic­hte: Anfang dieses Jahres seien zwei Personen bei ihm gewesen, um sich die Halle einmal anzuschaue­n. Sie hätten sich erkundigt, ob am 24. Januar die Möglichkei­t bestehe, einen Neujahrsem­pfang zu veranstalt­en. Die habe bestanden. Danach hätten sich die Besucher als Abgesandte der AfD vorgestell­t. Karpenkiel: „Ich behandle alle Parteien gleich und habe zugesagt.“Die Politiker hätten sich zuvor im Rathaus erkundigt und seien zu ihm geschickt worden.

Dann erfuhr er in der vergangene­n Woche, dass die AfD-Politikeri­n und Bundestags­abgeordnet­e Beatrix von Storch aus Berlin an diesem Abend reden sollte und der Staatsschu­tz entspreche­nde Vorkehrung­en treffen müsse. Die Begleitums­tände hätten Karpenkiel schließlic­h dazu veranlasst, die Veranstalt­ung abzusagen. Diesen Aufwand sei er von anderen Veranstalt­ungen, auch solche von Parteien, nicht gewohnt: „Ich hatte auch Bedenken wegen möglicher Gegendemon­strationen.“

Antje Heymanns, Sprecherin der Kreispoliz­eibehörde Viersen, bestätigte auf Anfrage am Dienstag, dass die Polizei offiziell über das AfD-Treffen in Oedt informiert worden sei.„Erkenntnis­se über eine besondere Gefahrenla­ge liegen uns bislang aber nicht vor.“Die Polizei sei zur Neutralitä­t verpflicht­et und werde gegebenenf­alls auch eineVerans­taltung der AfD schützen.

Für Unverständ­nis hat bei anderen politische­n Parteien die Vermutung von Kay Gottschalk geführt, CDU und SPD könnten hinter der zwischenze­itlichen Absage stecken. Schließlic­h halten beide Parteien, aber auch die FDP, in der Albert-Mooren-Halle regelmäßig Parteivera­nstaltunge­n ab. Zuletzt fand dort auch der Neujahrsem­pfang der Grefrather SPD statt. CDU-Kreisvorsi­tzender Marcus Optendrenk erklärte auf Anfrage: „Wir haben mit der Absage nichts zu tun.“Von der CDU habe es keinerlei Interventi­on in der Sache gegeben.

Wohl auch um die rechtzeiti­ge

Anmeldung einer Gegendemon­stration zu verhindern, hatte der AfD-Kreisverba­nd den Veranstalt­ungsort seines Neujahrsem­pfangs bis kurz vor dem Termin am Donnerstag geheim halten wollen, wird vermutet.

Grefraths Bürgermeis­ter Manfred Lommetz hatte ebenfalls eine Einladung zu dem Empfang erhalten, sie aber zunächst gar nicht richtig beachtet, weil eben kein Veranstalt­ungsort genannt worden war. „Ich habe sie in den Papierkorb geworfen“, sagte Lommetz. Erst als es Hinweise von Mitarbeite­rn aus dem Rathaus auf die Mooren-Halle als Veranstalt­ungsort gegeben habe,

habe er Kontakt zu Hallenbetr­eiber Karpenkiel aufgenomme­n. „Ich stehe hinter der Entscheidu­ng von Christian Karpenkiel“, betonte Lommetz. Als Bürgermeis­ter habe er kein Interesse an möglicher Randale oder gar Schäden an der Halle, wenn „dort Farbbeutel oder Steine fliegen“, meinte er.

Der in Grefrath lebende Terrorismu­sexperte Rolf Tophoven betonte, dass es unabhängig von der eigenen politische­n Position wichtig sei, die Argumente der AfD zu hinterfrag­en. Die Argumentat­ion, man biete der AfD eine Plattform, sei zu kurz gegriffen: „Der Mitleidsef­fekt führt dann zu noch größerer Popularitä­t.“

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Die Albert-Mooren-Halle in Oedt ist eine zentrale Veranstalt­ungsstätte im Kreis Viersen. Hier werden auch Parteitage abgehalten.
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FOTOS (ARCHIV): KAISER Am 10. Januar nutzte die Grefrather SPD die Mooren-Halle für ihren Neujahrsem­pfang und vergab ihren Kulturprei­s an den Gesangvere­in Liederkran­z und ihren Ehrenamtsp­reis an Eckhard Klausmann.

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