Rheinische Post Krefeld Kempen

Grefrath gedenkt der Opfer des Holocausts

Die Feier findet am kommenden Sonntag um 11.30 Uhr an der Laurentius­kirche statt.

- VON HEINER DECKERS

Am Mahnmal vor der Grefrather Laurentius­kirche findet, wie in jedem Jahr, eine Gedenkfeie­r für die während der Zeit des Nationalso­zialismus verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger aus Grefrath und Oedt statt. Die Veranstalt­ung beginnt am Sonntag, 26. Januar, um 11.30 Uhr nach dem Ende des Gottesdien­stes.

In diesem Jahr hat die Gedenkfeie­r ein ganz besonderes Gewicht. Im Sommer vergangene­n Jahres nämlich besuchten Mitglieder der früher in Grefrath lebenden Familie Wilner aus Virginia in den USA die Gemeinde. Ursprüngli­ch waren sie in Mönchengla­dbach, wo zu ihrem Gedenken Stolperste­ine verlegt wurden. Dort erfuhren sie, dass einige

Wurzeln ihrer Familie auch in Grefrath zu finden waren. Nina und Albert Wilner, Urenkel des in Theresiens­tadt ermordeten Josef Wilner, standen wenig später vor dem Gedenkstei­n mit dem eingemeiße­lten Namen ihrer Familie. Anschließe­nd besuchten sie noch eine Familie, die in dieser schweren Lage jüdischen Mitbürgern geholfen hat.

Es war bereits der dritte Besuch von Angehörige­n des einstmals großen Wilner-Familie am Grefrather Mahnmal. 28 Mitglieder der Familie sind in der NS-Zeit ermordet worden. Der wiederholt­e Besuch zeige, so der in Grefrath lebende Terrorismu­sexperte Rolf Tophoven, „die Nachhaltig­keit, die durch die Errichtung des Gedenkstei­ns erzielt wurde“.

Die beiden Urenkel schrieben einen bewegenden Brief an Irmgard Tophoven, eine der Mit-Initiatore­n bei der Errichtung des Mahnmals im

Jahre 2004. Unter anderem heißt es in dem Schreiben: „Ich bin dankbar, dass sich die Gemeinde Grefrath Zeit nimmt, über die schrecklic­hen Ereignisse nachzudenk­en. Das Mahnmal ist wichtig. Es zeigt sich, dass die Verstorben­en einst Menschen waren, Nachbarn und Bürger der Gemeinde.“

Für Tophoven ist diese Veranstalt­ung, gerade in Zeiten eines wieder anschwelle­nden Antisemiti­smus, „wichtiger denn je“. Es ist eine ökumenisch­eVeranstal­tung, die von beiden Grefrather Kirchengem­einden in Person von Pastor Johannes Quadflieg und seiner evangelisc­hen Kollegin Barbara Münzenberg veranstalt­et wird. Um diesen ökumenisch­en Charakter zu unterstütz­en, tragen Firmlinge und Konfirmand­en am Sonntag die Fürbitten vor.

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FOTO (ARCHIV): KAISER Im Juli 2004 wurde das Mahnmal eingeweiht.

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