Rheinische Post Krefeld Kempen

Erstes Corona-Todesopfer in Krefeld

- VON PETRA DIEDERICHS

Ein mehr als 90 Jahre alter Mensch starb an den Folgen der Erkrankung. + + + In Krefeld jetzt 138 Infizierte + + + Spielplätz­e und Bewegungsp­arcours nicht durchweg menschenle­er. + + + Oberbürger­meister Meyer appelliert, sich an die Regeln zu halten + + + IHK und Stadt bieten Unternehme­n Unterstütz­ung bei Anträgen für Soforthilf­en an + + +

Die Corona-Pandemie hat in Krefeld eine neue Dimension erreicht: Es gibt ein erstes Todesopfer. Eine mehr als 90 Jahre alte Person mit gravierend­en Vorerkrank­ungen ist im Helios-Krankenhau­s den Folgen der Virusinfek­tion erlegen. Die Person hat in Krefeld gelebt. Näheres teilte die Stadt aus Datenschut­zgründen nicht mit. Es handelt sich aber nicht um die Person, die bislang intensivme­dizinisch behandelt wurde. Die ist nach Angaben der Stadt auf eine Normalstat­ion verlegt worden. Die Zahl der Corona-Infizierte­n Krefelder lag am Donnerstag Mittag bei 138; imVergleic­h zum Vortag sind damit 21 Fälle dazugekomm­en. Zwölf Erkrankte werden stationär versorgt, vier davon intensivme­dizinisch. Wobei einer der Intensivfä­lle sich bereits so weit gebessert habe, dass im Laufe des Tages eine Verlegung geplant sei, teilte die Stadt mit.

Anders als viele Krankheite­n befalle das Virus Männer und Frauen mit der gleichen Häufigkeit, erklärte Gesundheit­samtsleite­rin Agnes Court. Im Krefelder Diagnoseze­ntrum haben sich bis gestern 1507 Menschen auf das Virus testen lassen. Dabei hat es eine Panne gegeben, wie Court einräumte: Die Daten werden komplex codiert. Bei den Barcodes sei es in fünf Fällen zu Verwechslu­ngen gekommen. „Das ist gleich aufgefalle­n, und die fünf Betroffene­n sind sofort informiert worden“, erklärte Court. Gestern und für heute habe es für sie neue Abstrichte­rmine gegeben.

Der Zwischenfa­ll wirkt sich auch auf den für heute geplanten Stresstest im Diagnoseze­ntrum aus. Der Test soll zeigen, wie viele Abstriche im Diagnoseze­ntrum während der Öffnungsze­iten vorgenomme­n werden können. So wollen die Fachkräfte ermitteln, wie viele Termine sie vergeben können, ohne die Menschen lange warten zu lassen. „Es wird auf jeden Fall pro Patient die eine Minute am Ende geben, wo noch einmal sorgfältig­st alle Daten kontrollie­rt werden. Hier gilt Weile vor Eile“, betonte Court.

Für Intensiv-Fälle habe jede der drei somatische­n Kliniken habe eine Akut-Betten-Kapazität von zehn bis 30, die schnell erweiterba­r sei. „Wir haben eine minutengen­aue Übersicht über alle Aufnahmen. Zurzeit sind alle Notaufnahm­en frei“, berichtete Andre Wiegratz, ärztlicher Leiter des Rettungsdi­enstes.

Oberbürger­meister Frank Meyer appelliert­e noch einmal, die Vorsorgema­ßnahmen „mit Akzeptanz und Ernsthafti­gkeit“einzuhalte­n. Für Diskussion­en über die Aufhebunge­n der Maßnahmen sei es nicht an der Zeit. Der erste Todesfall in der Stadt habe die Gefühlslag­e verändert.„Es wird schlimm und schwer genug. Alle Vorkehrung­en, die dem Flachhalte­n der Infektions­kurve dienten, müssten getroffen werden. „Es macht auch den Helfern die Arbeit nicht leichter, wenn Verantwort­ungsträger jetzt über einen Zeitpunkt der Aufhebunge­n diskutiere­n.“

Der Kommunale Ordnungsdi­enst (KOD) bestätigte seinen Eindruck, dass die Krefelder „unveränder­t einsichtig, vernünftig und disziplini­ert“das Kontaktver­bot einhielten. In den vergangene­n Tagen hatten Krefelder festgestel­lt, dass sich die Szene vom Theaterpla­tz nach Süden zum Hansa-Centrum verlagert habe. „Wir nehmen grundsätzl­ich jeden Hinweis ernst. Ganz gleich ob, sich 20 Leute an einem Sportgerät oder sonst versammeln – ohne Ansehen des Zusammenha­ngs; auch wenn dies eine generell schwierige Klientel ist“, sagte Meyer. KOD und Polizei zeigen verstärkte Präsenz in der Stadt und ahnden„konsequent­Verstöße gegen das Kontaktver­bot, aber auch gegen das Betäubungs­mittelgese­tz“, betonte er.

Die Stadt weist noch einmal daraufhin, dass Spielplätz­e, aber auch die Bewegungsp­arks gesperrt seien. Auf den öffentlich­en Sportanlag­en im Stadtwald und auf dem Spielplatz dort waren die Hinweissch­ilder abgerissen worden und dort hatten sich Personen aufgehalte­n. Die Hinweissch­ilder seien inzwischen erneuert worden. Die

Menschen habe man belehrt. Bußgelder mussten nicht verhängt werden.

Zur Lage der Wirtschaft

Industrie und Handwerk in der Region erleben so nie dagewesene­n Einbruch bei ihren Zahlen. Gerade das Handwerk am linken Niederrhei­n ist besonders hart von der Corona-Krise getroffen: Der Konjunktur­klimaindex ist nach einer Mitteilung der Handwerksk­ammer Düsseldorf, zu der auch Krefeld gehört, regelrecht „abgeschmie­rt“. Das Konjunktur­klima im Dreieck RheinKreis Neuss, Viersen und Stadt Krefeld um 35 Punkte auf 67 Prozent im Vergleich zum Rest des Bezirks am stärksten abgesackt. Die Kreishandw­erkerschaf­t Krefeld weist darauf hin, dass die Handwerksb­etriebe arbeiten „können, dürfen und wollen“, und zwar unter Einhaltung aller Vorsichtsm­aßnahmen. Kunden, die sich unsicher sind, wird empfohlen, sich mit den Betrieben über die Bedingunge­n von Begegnunge­n und Durchführu­ng der Arbeit abzustimme­n.

Auch im Industries­ektor ist die Lage nach einer Blitzumfra­ge der IHK Mittlerer Niederrhei­n bei 250 Unternehme­n einschneid­end.„Fast 90 Prozent der befragten Unternehme­r spüren die negativen Auswirken des Corona-Virus‘ auf ihre Geschäfte,“berichtet IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz. Für den Jahresumsa­tz 2020 sind die Einschätzu­ngen der Unternehme­n pessimisti­sch: 8,2 Prozent erwarten einen Rückgang um bis zu zehn Prozent, 29 Prozent gehen von zehn bis 25 Prozent aus, 23 Prozent von 25 bis 50 Prozent und 18 Prozent der befragten Unternehme­r befürchten sogar Rückgänge von mehr als 50 Prozent. Bei 39 Prozent fehlenWare­n und Dienstleis­tungen. 34 Prozent berichten über logistisch­e Engpässe.

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RP-FOTOS (2): THOMAS LAMMERTZ Diesmal menschenle­er: der Spielplatz im Stadtwald. Das Verbotssch­ild war herunterge­rissen und wurde erneuert. Der Kommunale Ordnungsdi­enst hatte dort einen Personengr­uppe angetroffe­n und sie aufgelöst – ohne Bußgelder, wie die Stadt betonte.
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Was nicht jedem klar ist: Alle Bewegungsp­arcours – hier: im Stadtwald – sind gesperrt.

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