Rheinische Post Krefeld Kempen

Treffen trotz Corona: der Online-Stammtisch

Der Stammtisch des Mensa-Vereins muss erst mal ausfallen. Doch die Mitglieder entwickelt­en die Idee eines Online-Treffens.

- VON SVEN SCHALLJO

Das öffentlich­e Leben in Krefeld kommtzum Erliegen. Kontaktver­bot, Absage aller öffentlich­er Veranstalt­ungen und ein Verbot privater Treffen sorgen dafür, dass das soziale Leben vieler Menschen deutlich eingeschrä­nkt ist. Das galt auch für die Treffen des Vereins Mensa. Stammtisch­e, gemeinsame Spieleaben­de, Kinobesuch­e und Ausflüge wurden abgesagt. Und auch der Krefelder Stammtisch fand nicht statt. Die Teilnehmer suchten nach einem Ausweg und fanden schnell alternativ­e Lösungen des sozialen Miteinande­rs.

„Unsere Treffen finden zunächst bis auf Weiteres nicht statt. Aber vielen Vereinsmit­gliedern, wie auch mir, sind sie wichtig und wir haben großen Spaß daran“, erzählt Alexa Gnoß. Die junge Frau ist regelmäßig­e Besucherin der Treffen im Café Kosmopolit. Kurzerhand suchten die Teilnehmer nach Möglichkei­ten, im Internet ihre Treffen abzuhalten. „Das ist natürlich nicht ganz so wie ein persönlich­es Treffen, aber es macht trotzdem Spaß. Wir diskutiere­n, haben Spaß, reden über allerlei Dinge, im Prinzip das gleiche, was bei einem Stammtisch auch passiert. So lässt sich das soziale Leben mit kleinen Einschränk­ungen aufrecht erhalten, ohne dafür gegen die Regeln zu verstoßen und das Virus weiter zu verbreiten. Ich denke, es ist ein sehr guter Kompromiss“, erzählt Gnoß.

Dabei nutzen die Vereinsmit­glieder unterschie­dliche Plattforme­n im Netz. „Unseren ersten virtuellen Stammtisch haben wir auf Skype gehabt. Das hat den Vorteil, dass es auch Videoübert­ragungen mit einschließ­t. Anderersei­ts läuft es bei größeren Gruppen offenbar nicht so stabil. Immer wieder sind Gesprächst­eilnehmer herausgefl­ogen. Darum haben wir jetzt eine eigene Krefelder Gruppe auf der Plattform Discord eingericht­et. Das ist

Alexandra Gnoß dann zwar ohne Video, dafür aber sehr viel stabiler“, erzählt die Informatik-Studentin.

Der Verein selbst hat eine große Online-Infrastruk­tur geschaffen, um für viele Events, die derzeit ausfallen, eine Alternativ­e im Netz anzubieten. „Tatsächlic­h gibt es im Moment kaum weniger Veranstalt­ungen. Die Leute sind zu Hause und haben Zeit und wollen etwas tun. Da sind solch virtuelle Treffen eine gute Alternativ­e. Allerdings sind die offiziell eingericht­eten Räume nur mit den Mitgliedsd­aten zu betreten“, sagt die 24-Jährige. Das stieß den Mitglieder­n des Krefelder Stammtisch­es auf, denn unter den regelmäßig­en Teilnehmer­n sind auch nicht-Vereinsmit­glieder.

„Grundsätzl­ich ist Mensa sehr offen und wer immer sich dafür interessie­rt, ist bei Treffen willkommen. Allerdings entscheide­n das unter dem Strich immer die Teilnehmer an einem Event. In Krefeld ist der Stammtisch traditione­ll offen für jeden, der sich für Mensa interessie­rt. Darum wollten wir einen eigenen Raum“, sagt Gnoß. Kurzerhand erstellte sie einen solchen auf der Plattform Discord.

Wie lange die Treffen im virtuellen Raum stattfinde­n? „Das können wir alle nicht absehen. Wir wollen in jedem Fall mit gutem Beispiel voran gehen und uns an die Ratschläge der Experten vom RKI halten“, sagt die junge Frau. Die Online-Treffen könnten dabei durchaus auch erhalten bleiben, wenn die Beschränku­ngen wieder aufgehoben sind. „Ich hatte bei den Online-Treffen durchaus Spaß, und auch anderen Teilnehmer­n ging es so. Daher halte ich es nicht für ausgeschlo­ssen, dass wir diese Treffen zusätzlich auch dauerhaft machen“, so Gnoß.

Doch ob dem so ist oder nicht, die Mitglieder des Vereins für Hochbegabt­e haben für sich einen Weg gefunden, mit der Situation gut zurecht zu kommen. Oder, wie es ein anderes Mitglied sagt: „Eigentlich ist es gar kein ‚social distancing‘, wie es genannt wird. Tatsächlic­h ist es nur ein ‚physical distancing‘.“

„Das ist natürlich nicht ganz so wie ein persönlich­es Treffen, aber es macht trotzdem Spaß“

Onlinestam­mtisch-Besucherin

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