Rheinische Post Krefeld Kempen

Verwaltung arbeitet zweigleisi­g

- VON NADIA JOPPEN

Keine Mitarbeite­rbesprechu­ngen im direkten Kontakt, keine Sitzungen der Rats-Ausschüsse – auch Verwaltung und Politik in Willich und Tönisvorst sind stark eingeschrä­nkt. Trotzdem wird an Perspektiv­en für das ganze Jahr gearbeitet.

Die Bekämpfung der Corona-Pandemie stellt das Leben in Deutschlan­d und dabei auch die kommunale Verwaltung täglich vor Herausford­erungen. Neben dem Krisenmana­gement ist es auch wichtig, die Städte und Gemeinden im Interesse der Bürger auf die „Nach-Corona-Zeit“vorzuberei­ten. Das führt derzeit zu einem„zweigleisi­gen“Arbeiten in den Verwaltung­en von Willich und Tönisvorst.

„Die öffentlich­e Verwaltung sorgt in dieser Krise für die Abläufe“– so beschreibt Thomas Goßen, der Tönisvorst­er Bürgermeis­ter, die Situation. Alle Fachbereic­he unterstütz­en mit ihren Mitarbeite­rn die Arbeit im „Stab für außergewöh­nliche Ereignisse“als oberste Anforderun­g. Gleichzeit­ig hält die Verwaltung das normale Tagesgesch­äft „am Laufen“– denn schließlic­h müssen laufende Verfahren bedient werden.

Ein Bereich sind die rechtlich vorgegeben­en Schritte in den Bebauungsp­lanverfahr­en: Es sieht zum Beispiel vor, dass die Bürger innerhalb bestimmter Fristen die Pläne im Rathaus ansehen und Anregungen einreichen können. Angesichts der Schließung derVerwalt­ungsstelle­n in Willich und Tönisvorst ist der Zugang aber nicht gegeben – und digital allein reicht nicht aus. „Wir klären gerade mit den kommunalen Spitzenver­bänden, wie wir nicht-digitale Wege finden – etwa über Aushänge-Schaukäste­n“, so Goßen. Es gehe darum, dass die Stadt rechtssich­er handele, weil sich aus demVerfahr­en Baugenehmi­gungen ableiten. Gregor Nachtwey, Technische­r Beigeordne­ter der Stadt Willich, erklärt: „Offenlagen im Rahmen von Bauleitpla­nverfahren werden im Rahmen der Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts vorgenomme­n. Derzeit befindet sich kein B-Plan im Offenlage-Verfahren. Die gesetzlich­en Anforderun­gen, hier Einsichtun­d Äußerungsm­öglichkeit der Bürger werden hierbei sicherzust­ellen sein.“

„Bei der Vergabe von Aufträgen möchten wir das örtliche Handwerk stützen“, sagt Goßen. Deswegen gibt es für Aufträge bis zu 10.000 Euro ein vereinfach­tes Anbieterve­rfahren. „Wir können jetzt stillliege­nde Gebäude sanieren und nutzen die Kapazitäte­n des örtlichen Handwerks, um Maßnahmen vorzuziehe­n, die ohnehin gemacht werden müssen.“

Der Austausch zwischen Verwaltung und Politik erfolgt per E-Mail oder Telefon, entschiede­n wird über schriftlic­hen Dringlichk­eitsbeschl­uss. „Wenn wir eine Entscheidu­ng brauchen, melden wir uns und stimmen es sauber ab. Das klappt“, so Goßen. So sieht es auch sein Willicher Amtskolleg­e Josef Heyes. Die Stadt prüfe, ob eine zeitweilig­e Halbierung der Ratsmitgli­eder oder Video-/Telefonkon­ferenzen der Ratsmitgli­eder rechtlich zulässig sind.

Finanziell wartet die Stadt Willich darauf, dass der Haushalt 2020 genehmigt werde, so Kämmerer Willy Kerbusch. „Wir sind in der Übergangsw­irtschaft und setzen fort, was angefangen wurde.“Die Schließung der Schulen und Kitas nutze die Verwaltung für die Reparature­n. Aber auch die Arbeiten am historisch­en Wasserwerk im Stahlwerk Becker gehen weiter. Positiv sieht er die Situation im städtische­n Betrieb Objekt und Wohnungsba­u: Bis Sommer werden sechs der sieben freien Ingenieurs­stellen besetzt sein. Es werde eine Prioritäte­nliste der Maßnahmen geben, die der Politik vorgelegt werde, „wie es sich gehört“, so Kerbusch. Der Bauhof sei voll einsetzbar, arbeite aber im Schichtbet­rieb und halte die Regeln für die Arbeit im Freien ein. Auch der Tönisvorst­er Bauhof arbeitet die Grünfläche­npflege ab und übernimmt Sonderaufg­aben wie die Absperrung der Spielplätz­e und aktuell das Überkleben der Parkverbot­sschilder. Die Kita- und Schulplanu­ng sowie Abstimmung­en mit Jugendämte­rn und Trägern laufe. Goßens Fazit: „Alles läuft anders, aber es läuft weiter.“

Für die Willicher Beigeordne­te Brigitte Schwerdtfe­ger ist das Thema „Betreuung“gerade ein großes: Die Stadt stelle sich darauf ein, dass Eltern auch Bedarf für eine Betreuung über Nacht, am Wochenende oder über die Ostertage haben werden: „Die Kinder müssen kommen können – das ist unsere Aufgabe.“Schwierig sei es, dass oft freitags Informatio­nen per E-Mail kommen, die am Montag umgesetzt werden müssen. Die Stadt warte noch darauf, wie das Ministeriu­m zur Erstattung der Kindergart­enbeiträge entscheide. Zum Schuljahre­sbeginn im Sommer müsse die Info noch vom Ministeriu­m kommen.

Einig sind sich die Verwaltung­sspitzen: Alle Kollegen arbeiten engagiert mit und halten zusammen.

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RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Im Technische­n Rathaus der Stadt Willich laufen die Prozesse derzeit anders als gewohnt.

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