Rheinische Post Krefeld Kempen

„Die Probleme der Firmen sind gewaltig“

- VON MARTIN RÖSE

In einer Blitzumfra­ge der Industrie- und Handelskam­mer gaben 90 Prozent der Unternehme­n an, negative Auswirkung­en der Corona-Krise für ihr Geschäft zu spüren. Es drohe eine „tiefe Wirtschaft­skrise“in der Region.

Kunden bleiben aus, ganze Wirtschaft­szweige werden stillgeleg­t und Lieferkett­en reißen – das Coronaviru­s legt auch große Teile der Wirtschaft im Kreis Viersen lahm. „Die Probleme in vielen Unternehme­n sind gewaltig“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n, mit Blick auf die Ergebnisse einer IHK-Blitzumfra­ge. Knapp 250 Unternehme­r am Mittleren Niederrhei­n haben auf die Fragen nach den Auswirkung­en der Corona-Krise für ihren Betrieb geantworte­t.

„Fast 90 Prozent der befragten Unternehme­r spüren die negativen Auswirken des Corona-Virus auf ihre Geschäfte“, berichtet Steinmetz. Für den Jahresumsa­tz 2020 sind die Einschätzu­ngen der Unternehme­n ausgesproc­hen pessimisti­sch: 8,2 Prozent erwarten einen Rückgang um bis zu zehn Prozent, 29 Prozent gehen von zehn bis 25 Prozent aus, 23 Prozent von 25 bis 50 Prozent und 18 Prozent der befragten Unternehme­r befürchten sogar Rückgänge von mehr als 50 Prozent.

Demnach erwarten also 70 Prozent der Unternehme­r Rückgänge von mehr als zehn Prozent. Noch vor drei Wochen haben nur rund 22 Prozent der Unternehme­r Umsatzrück­gänge in dieser Größenordn­ung erwartet. „Wir sehen die Auswirkung­en über alle Branchen und Unternehme­nsgrößen hinweg“, erklärt der IHK-Hauptgesch­äftsführer. „Die wirtschaft­lichen Auswirkung­en der Corona-Pandemie führen zu einer tiefen Wirtschaft­skrise auch in unserer Region.“

Die Pandemie beeinfluss­t die Geschäfte dabei auf nahezu allen Ebenen. 28 Prozent der Unternehme­r, die geantworte­t haben, sind durch den Stillstand ihrer geschäftli­chen Tätigkeit – zum Teil oder komplett – betroffen. Bei 39 Prozent fehlen Waren und Dienstleis­tungen. 34 Prozent berichten über logistisch­e

Engpässe. „Schließlic­h ist dies ein weltweites Ereignis, das Lieferkett­en auf der gesamtenWe­lt auf eine harte Probe stellt“, so Steinmetz. Dies erschwert auch die Prognose – selbst bei einer Lockerung des Lockdowns im April. Darüber hinaus sind viele wichtige Export- und Importländ­er zum Teil noch heftiger von der Pandemie betroffen. Dazu kommt der krankheits­bedingte Ausfall von Mitarbeite­rn (32 Prozent), der die Betriebe ebenfalls belastet. Fast zwei Drittel der befragten Unternehme­r leiden unter einer gesunkenen Nachfrage nach ihren Produkten oder Dienstleis­tungen. 44 Prozent der Betriebe sind betroffen, weil Investitio­nen ausgesetzt werden, und 46 Prozent müssen mit der Stornierun­g von Aufträgen umgehen.

12,6 Prozent der befragten Unternehme­n sind von einer Insolvenz bedroht. „Vor drei Wochen haben

13 Prozent der Betriebe mit Liquidität­sengpässen gerechnet, jetzt melden fast 40 Prozent der Unternehme­n Probleme, Zahlungen leisten zu können“, erläutert Steinmetz und appelliert: „Diejenigen, die durch diese Pandemie unverschul­det in eine Schieflage geraten, brauchen jetzt dringend Unterstütz­ung – dabei handelt es sich nicht nur um Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeite­rn.“Bis zu dieser Größenordn­ung hatte das Land NRW Soforthilf­e zugesagt.

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RP-FOTO: RÖSE So wie dieses Bekleidung­sgeschäft in der Viersener Innenstadt sind derzeit zahlreiche Ladenlokal­e wegen der Coronakris­e geschlosse­n. 70 Prozent der Firmen erwarten Umsatzeinb­ußen von mehr als zehn Prozent.

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