Rheinische Post Krefeld Kempen
JURISTISCHER RAT IST IMMER GEFRAGT Das 9. RP-Wirtschaftsforum „Wirtschaftskanzleien“auf Schloss Hugenpoet stand nicht nur im Zeichen der Corona-Krise, sondern auch genereller Umwälzungen im Markt. Die Anwaltskanzleien machen sich indes wenig Sorgen um die
In den zurückliegenden Jahren entwickelte sich die Wirtschaft sehr gut. Davon profitieren natürlich auch die Anwälte, die mit den Unternehmen auf vielfältige Weise zusammenarbeiten. „Der Branche geht es gut“, meint denn auch Dr. Jochen Lehmann (Schmidt, von der Osten & Huber) beim RP-Wirtschaftsforum „Wirtschaftskanzleien“– nicht ohne gleich einen Wermutstropfen nachzugießen: „Es ist schwierig, gut qualifizierten Nachwuchs zu finden.“Auch der Kanzleimarkt leidet unter dem Fachkräftemangel.
„Wir finden immer weniger qualifizierte Bewerber, die das tun wollen, was wir an Arbeit anbieten“, stellt Dr. Frank Hülsberg (Warth & Klein) fest. „Der Nachwuchs erwartet aber zugleich hohe Vergütungen.“Auf der anderen Seite stehen die Unternehmen der Sparten Steuer- und Unternehmensberatung in scharfem Wettbewerb: „Überkapazitäten am Markt sorgen für sinkende Preise.“Hülsberg sieht eine Konzentrationswelle kommen. Immer mehr kleinere Kanzleien würden vor der Frage stehen, ob sie noch mithalten können.
Dr. Ulrich Flege (McDermott) sieht einen differenzierten Markt: Gute Chancen haben nach seiner Einschätzung hochspezialisierte Kanzleien und Nischenanbieter, die sich zum Beispiel mit komplexen Nachfolgeregelungen beschäftigen. „Großkanzleien werden dagegen vor allem dann gebraucht, wenn es um komplizierte Projekte geht, bei denen Teams verschiedener Fachrichtungen auf nationaler und internationaler Ebene aus einer Hand reibungslos zusammenarbeiten müssen.“
NACH ZWÖLF JAHREN anwälte) warnt ebenfalls: „Es wird sich vieles ändern.“Dr. Sven-Joachim Otto (EY Law) sieht hingegen in einigen Rechtsgebieten weiteres Potenzial, zum Beispiel im Energierecht. „Der Beratungsbedarf nimmt hier zu.“Heute sei aber Interdisziplinarität gefragt. An vielen Projekten arbeiten nicht nur Juristen mit. Im Übrigen gebe es Boutiquen, also spezialisierte Einheiten, auch in großen Kanzleien. „Hier agieren Partnergruppen wie Boutiquen.“
Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller (SSP-Law) und Dr. Lutz Schmidt (SSP-Law) sehen ihr Haus als genau solch eine Boutique. Sie bestätigen die zunehmende Bedeutung der fachübergreifenden Zusammenarbeit und sehen Einheiten, in denen rechtliche, steuerliche und wirtschaftsprüfungsnahe Tätigkeiten aus einer Hand erbracht werden können, hierfür als gut gerüstet. Die Kanzlei, die ihre Wurzeln im Transaktions- wie im Projektgeschäft hat, verfolge als Boutique keine aggressive Wachstumsstrategie, sondern wolle mandantenbezogen wachsen, erklärt Schmidt die Marktpositionierung.
„IN UNSERER KANZLEI sind derzeit alle Bereiche gut nachgefragt“, sagt Dr. Volker Hees (Hoffmann Liebs) und nennt zum Beispiel das Energierecht, aber auch die Themenfelder Digitalisierung, IT-Recht und Datenschutz. Zudem gebe es vermehrt Restrukturierungen, zum Beispiel bei Autozulieferern. Die Kanzlei machte in jüngster Zeit immer wieder mit der Übernahme ganzer Anwaltsteams auf sich aufmerksam.
Konjunkturelle Schwankungen und Marktveränderungen zum Beispiel durch Digitalisierung sowie ein Wandel im Transportwesen oder im Energiesektor sorgen nach Ansicht von Lucas van Randenborgh (Beiten Burghardt) dafür, dass der Beratungsbedarf steigt. „Wir müssen uns keine Sorgen machen.“