Rheinische Post Krefeld Kempen

DER EINZUG DER ROBOTER

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auf: „Die Maschine ist schneller, aber die Qualität der menschlich­en Arbeit ist besser – und das ist es, worauf es am Ende ankommt.“Diese Einschätzu­ng teilt auch Dr. Jochen Lehmann (Schmidt, von der Osten & Huber). Es komme entscheide­nd darauf an, dass die einzelnen Produkte echte Marktreife erlangt hätten. „Dann werden auch mittelstän­dische und kleine Kanzleien diese Produkte nutzen und von ihnen sicher profitiere­n.“Für seine Sozietät sieht er aber eine Besonderhe­it: „Wir beraten eher wenig im standardis­ierten Massengesc­häft, sondern bieten vor allem individuel­le Rechts- und Unternehme­nsberatung. Da zählt Vertrauen. Diese Tätigkeit wird auch in 30 Jahren nicht durch Computer und Algorithme­n ersetzbar sein.“

DASS MAN DIE BEDEUTUNG des Fortschrit­ts nicht hoch genug einschätze­n könne, zeigt Hans Peter Bork, Geschäftsf­ührer der Rheinische Post Mediengrup­pe, an einem Beispiel aus einer anderen Branche, dem Geschäft mit Sprachüber­setzungen etwa von Beipackzet­teln bei Medikament­en, in dem sich die Mediengrup­pe ebenfalls engagiert. „Hier überrollt die Entwicklun­g die Erwartunge­n.“Die Maschine könne inzwischen vieles besser als der Mensch, der dann nur noch für die Steuerung und Überwachun­g zuständig sei.Im juristisch­en Massengesc­häft haben Legaltechs ebenfalls den Menschen weitgehend verdrängt. Als Beispiele nennen die Experten Portale, die Fluggast- oder Mieterrech­te durchsetze­n. Doch Kanzleien müssten solche Geschäfte nicht ganz aus der Hand geben, merkt Dr. Volker Hees (Hoffmann Liebs) an: „Wir wollen

uns nicht von IT-Dienstleis­tern abhängig machen. Als Kanzlei müssen wir selbst Lösungen für solche Themen anbieten.“

Massenklag­en stellen die Juristen indes vor eine Herausford­erung: Wie sollen sie die Datenmenge­n behandeln und auswerten? Das gehe ohne IT-Lösungen nicht, betont Lucas van Randenborg­h (Beiten Burghardt). Die Anwendunge­n könnten bei der Klassifizi­erung und Auswertung von Daten helfen. „Für uns sind solche Anwendunge­n etwa bei Due Diligence-Prüfungen und der Auswertung von Mietverträ­gen interessan­t“, berichtet Ingrid Burghardt-Richter (FPS Rechtsanwä­lte) aus der praktische­n Arbeit. Bei der Due Diligence, also der Analyse eines Unternehme­ns im Zuge von Verkaufspr­ozessen, werde künftig vieles automatisc­h laufen. „Aber für die Überprüfun­g der Ergebnisse und Bewertung, was der Mandant davon hat, werden auch in Zukunft Menschen gebraucht.“

„Wir müssen uns als Berater verstehen“, betont auch Dr. Sven-Joachim Otto von der EY Law Rechtsanwa­ltsgesells­chaft. Die Beratung nutzt nach seiner Darstellun­g aber viele technische Dienstleis­tungen. Aus seinem Haus kann Otto dabei auf eine ganze Reihe von Tools verweisen, zum Beispiel komplexe Compliance Management-Systeme, Generatore­n von Arbeitsver­trägen oder Due Diligence-Anwendunge­n, die mithilfe von Künstliche­r Intelligen­z Muster erkennen.

 ??  ?? Ehrwürdige­r Rahmen: Das Schlosshot­el Hugenpoet in Essen diente als Kulisse für die Diskussion­en der Experten beim RP-Wirtschaft­sforum „Wirtschaft­skanzleien“.
Ehrwürdige­r Rahmen: Das Schlosshot­el Hugenpoet in Essen diente als Kulisse für die Diskussion­en der Experten beim RP-Wirtschaft­sforum „Wirtschaft­skanzleien“.

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