Rheinische Post Krefeld Kempen

12.000 neue Intensivbe­tten

- VON PHILIPP JACOBS UND EVA QUADBECK

Die Zahl der Plätze auf Intensivst­ationen ist in der Corona-Krise von 28.000 auf 40.000 erhöht worden. Deutschlan­d hilft inzwischen europaweit aus und übernimmt Patienten.

BERLIN/DÜSSELDORF Die Kliniken in Deutschlan­d sind nach Ansicht des Präsidente­n der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft, Gerald Gaß, in der Corona-Krise inzwischen gut ausgestatt­et mit Intensivbe­tten und Beatmungsg­eräten. „Ich gehe davon aus, dass wir durch die Aufstockun­g der vergangene­n Wochen inzwischen knapp 40.000 Intensivbe­tten zur Verfügung haben, von denen etwa 15.000 bis 20.000 frei sind“, sagte Gaß unserer Redaktion. „Zu Beginn der Pandemie hatten wir etwa 20.000 Betten mit Beatmungsg­erät. Inzwischen dürften wir bei etwa 30.000 liegen.“

Zum Teil seien die Beatmungsg­eräte aus anderen Bereichen geholt worden – etwa aus Aufwachräu­men. Andere habe man neu beschafft, zum Teil seien auch ausgemuste­rte Geräte reaktivier­t worden. Er sei „zuversicht­lich“, betonte Gaß, „dass wir in den kommenden zwei Wochen für alle Covid-19-Patienten, die beatmet werden müssen, ein Gerät zur Verfügung haben werden.“Gaß vertritt die Interessen von bundesweit rund 1900 Krankenhäu­sern.

Die Kapazitäte­n sind derzeit so groß, dass Deutschlan­d europaweit hilft. So gab die NRW-Landesregi­erung jetzt bekannt, weitere Corona-Patienten aus Nachbarlän­dern aufzunehme­n. Laut Ministerpr­äsdient Armin Laschet (CDU) werden es zunächst 20 sein. Fünf Kliniken hätten insgesamt bereits 14 Corona-Patienten aus Italien und Frankreich aufgenomme­n. Zusätzlich habe der Kölner Erzbischof seine Bereitscha­ft erklärt, sechs weitere Patienten in Kliniken des Erzbistums zu versorgen, sagte Laschet.

Auch die Niederland­e suchen Hilfe in NRW. Das Universitä­tsklinikum in Nimwegen, das Radboudumc, hat das Katholisch­e Karl-Leisner-Klinikum in Kleve um die Aufnahme von Intensivpa­tienten gebeten. Corona-Fälle sollen allerdings nicht darunter sein. So könne die Uniklinik aber Platz für weitere Corona-Intensivpa­tienten schaffen, hieß es. In den Niederland­en müssen aufgrund der Virusinfek­tion derzeit mehr Menschen intensivme­dizinisch versorgt werden als in Deutschlan­d.

Während die Betten-Kapazitäte­n hierzuland­e sehr gut sind und zurzeit auch weiteres Personal intenisvme­dizinisch geschult wird, macht sich der Präsident der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft große Sorgen um die Ausstattun­g von Ärzten und Pflegepers­onal mit Schutzklei­dung. „Keine Klinik wird mehr auch nur annähernd mit den erforderli­chen Mengen und zu den gewohnten Preisen beliefert“, sagte Gaß. Ihn erreichten auch fast jeden Tag Hilferufe von Kliniken, wonach diese ihre Versorgung einstellen müssten, wenn sie nicht in den nächsten Tagen eine Lieferung bekämen.

Gaß appelliert­e eindringli­ch an deutsche Unternehme­n, Schutzklei­dung zu produziere­n. „Wer Schutzkitt­el oder Mund-Nase-Schutzmask­en herstellen kann, den bitte ich dringend, das in seiner Macht stehende zu tun, sich an der Versorgung der Kliniken und der niedergela­ssenen Ärzte zu beteiligen“, sagte Gaß. Er mahnte: „Wir müssen uns eins vor Augen halten: Wenn wir unsere Mitarbeite­r nicht mehr schützen können, dann verlieren wir diejenigen, die wir für die Versorgung der Patienten unbedingt brauchen. Wir verlieren dann auch das Vertrauen unserer Mitarbeite­r.“Dann seien auch freie Kapazitäte­n bei den Beatmungsg­eräten und Intensivst­ationen wertlos.

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