Rheinische Post Krefeld Kempen
12.000 neue Intensivbetten
Die Zahl der Plätze auf Intensivstationen ist in der Corona-Krise von 28.000 auf 40.000 erhöht worden. Deutschland hilft inzwischen europaweit aus und übernimmt Patienten.
BERLIN/DÜSSELDORF Die Kliniken in Deutschland sind nach Ansicht des Präsidenten der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, in der Corona-Krise inzwischen gut ausgestattet mit Intensivbetten und Beatmungsgeräten. „Ich gehe davon aus, dass wir durch die Aufstockung der vergangenen Wochen inzwischen knapp 40.000 Intensivbetten zur Verfügung haben, von denen etwa 15.000 bis 20.000 frei sind“, sagte Gaß unserer Redaktion. „Zu Beginn der Pandemie hatten wir etwa 20.000 Betten mit Beatmungsgerät. Inzwischen dürften wir bei etwa 30.000 liegen.“
Zum Teil seien die Beatmungsgeräte aus anderen Bereichen geholt worden – etwa aus Aufwachräumen. Andere habe man neu beschafft, zum Teil seien auch ausgemusterte Geräte reaktiviert worden. Er sei „zuversichtlich“, betonte Gaß, „dass wir in den kommenden zwei Wochen für alle Covid-19-Patienten, die beatmet werden müssen, ein Gerät zur Verfügung haben werden.“Gaß vertritt die Interessen von bundesweit rund 1900 Krankenhäusern.
Die Kapazitäten sind derzeit so groß, dass Deutschland europaweit hilft. So gab die NRW-Landesregierung jetzt bekannt, weitere Corona-Patienten aus Nachbarländern aufzunehmen. Laut Ministerpräsdient Armin Laschet (CDU) werden es zunächst 20 sein. Fünf Kliniken hätten insgesamt bereits 14 Corona-Patienten aus Italien und Frankreich aufgenommen. Zusätzlich habe der Kölner Erzbischof seine Bereitschaft erklärt, sechs weitere Patienten in Kliniken des Erzbistums zu versorgen, sagte Laschet.
Auch die Niederlande suchen Hilfe in NRW. Das Universitätsklinikum in Nimwegen, das Radboudumc, hat das Katholische Karl-Leisner-Klinikum in Kleve um die Aufnahme von Intensivpatienten gebeten. Corona-Fälle sollen allerdings nicht darunter sein. So könne die Uniklinik aber Platz für weitere Corona-Intensivpatienten schaffen, hieß es. In den Niederlanden müssen aufgrund der Virusinfektion derzeit mehr Menschen intensivmedizinisch versorgt werden als in Deutschland.
Während die Betten-Kapazitäten hierzulande sehr gut sind und zurzeit auch weiteres Personal intenisvmedizinisch geschult wird, macht sich der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft große Sorgen um die Ausstattung von Ärzten und Pflegepersonal mit Schutzkleidung. „Keine Klinik wird mehr auch nur annähernd mit den erforderlichen Mengen und zu den gewohnten Preisen beliefert“, sagte Gaß. Ihn erreichten auch fast jeden Tag Hilferufe von Kliniken, wonach diese ihre Versorgung einstellen müssten, wenn sie nicht in den nächsten Tagen eine Lieferung bekämen.
Gaß appellierte eindringlich an deutsche Unternehmen, Schutzkleidung zu produzieren. „Wer Schutzkittel oder Mund-Nase-Schutzmasken herstellen kann, den bitte ich dringend, das in seiner Macht stehende zu tun, sich an der Versorgung der Kliniken und der niedergelassenen Ärzte zu beteiligen“, sagte Gaß. Er mahnte: „Wir müssen uns eins vor Augen halten: Wenn wir unsere Mitarbeiter nicht mehr schützen können, dann verlieren wir diejenigen, die wir für die Versorgung der Patienten unbedingt brauchen. Wir verlieren dann auch das Vertrauen unserer Mitarbeiter.“Dann seien auch freie Kapazitäten bei den Beatmungsgeräten und Intensivstationen wertlos.