Rheinische Post Krefeld Kempen

Dem Virus auf der Spur

- VON HOLGER MÖHLE „ICH WEISS, DASS DAS HART IST“, POLITIK

Deutschlan­d hat zwei Wochen Quarantäne hinter sich. Noch haben wir keine nahezu komplette Ausgangssp­erre wie in Italien, Spanien oder Portugal. Es gibt – sehr reduziert – nochVerkeh­r auf den Straßen, Sport allein im Freien ist erlaubt, Spaziergeh­en zu zweit oder im Familienkr­eis. Immer noch steht das Land erst am Anfang jener Kurve, auf der die Zahl der Infizierte­n, der am neuartigen Coronaviru­s Erkrankten angezeigt wird.

Die Frage ist:Wie nur kann es gelingen, den Zeitraum, innerhalb dessen sich die Zahl der Infizierte­n verdoppelt, von fünf auf zehn Tage, besser auf zwölf Tage zu strecken? Als eine Möglichkei­t, über die jetzt in höchster Corona-Not diskutiert wird, gelten anonymisie­rte Mobilfunkd­aten, mit denen Menschen über eine App gewarnt werden, wenn sie – im Bus, in der U-Bahn, auf der Straße, im Supermarkt – Kontakt mit einem bestätigte­n Infizierte­n hatten. Dem Virus auf der Spur. Es wäre fahrlässig, ein solches digitales Warninstru­ment in einer Krise dieses Ausmaßes nicht einzusetze­n. Schließlic­h lassen sich dadurch Menschenle­ben retten, weil der Grad der Infizierun­g der Bevölkerun­g einen günstigere­n Verlauf nehmen kann. Auch der Weg hin zu einer Lockerung der Ausgangsbe­schränkung­en könnte mit einer solchen Applikatio­n beschleuni­gt werden.

Es spricht in einer absoluten Ausnahmesi­tuation wenig dagegen, solange diese Form der digitalen Erfassung von Bewegungsm­ustern freiwillig ist und nicht verpflicht­end. Und: Diese Daten müssen, wenn der Corona-Spuk hoffentlic­h vorbei ist, wieder gelöscht werden. Die freiheitli­che Demokratie lebt von der Freiheit – gerade deshalb muss sie in diesen Tagen eine Debatte über digitale Bürgerrech­te führen. Darüber, welche Daten der Staat in Ausnahmeze­iten – auch zum gesundheit­lichen Selbstschu­tz seiner Bürger – speichern darf, und welche nicht dem Staat gehören.

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