Rheinische Post Krefeld Kempen
Lkw-Stress im Hafen: Amazon lenkt ein
Selbst auf Google Earth sind sie zu sehen: Lkw, die am Castellweg in Gellep-Stratum parken. Für den Hafen-Verkehr wird dringend ein großer Parkplatz gebraucht, dessen Bau nicht in Sicht ist. Aber das Unternehmen Amazon handelt jetzt.
In Gellep-Stratum zeichnet sich eine Lösung für das Problem ab, dass Lkw-Fahrer übers Wochenende an den Straßenrändern – zum Beispiel am Castellweg – kampieren.Wie das Unternehmen Amazon, das im Hafengebiet ein großes Logistikzentrum betreibt, jetzt auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, sollen Fahrer nun die Möglichkeit bekommen, auch sonntags Parkplätze auf dem Unternehmensgelände nutzen zu können.
„Wenn wir alle Freigaben zügig erhalten, kann es im April schon losgehen“, berichtet eine Amazon-Sprecherin. Sie weist allerdings auch darauf hin, dass kein Fahrer gezwungen werden könne, diese Möglichkeit zu nutzen. Doch das Unternehmen sei bemüht, die Aufenthaltsqualität für die Fahrer auf dem Gelände zu verbessern. Auch mit Blick auf die Anwohner, die unter den wildparkenden Lkw leiden. „Wir möchten ein guter Nachbar sein und haben schon viel unternommen und investiert. Wir haben den Hof angepasst, damit Lkw auf unserem Parkplatz warten können. Unser Gebäude verfügt über Lounge-Räume für Lkw-Fahrer mit Toiletten und kostenlosen warmen Getränken.“In den kommenden Wochen würden diese Räume ausgebaut und mit Duschen ausgestattet. Auf dem Hof können 72 Lkw stehen.
Dennoch, so die Sprecherin, sehe das Unternehmen die Stadt Krefeld unter Zugzwang:„Wir sind nicht das einzige Unternehmen im Hafen, das von Lkw angefahren wird. Die Stadt müsste dringend Parkmöglichkeiten schaffen.“Die Forderung ist, wie mehrfach berichtet, nicht neu, eine “große Lösung“zeichnet sich bisher nicht ab.
Amazon sei bewusst, dass die kampierenden Fahrer für die Gellep-Stratumer Bürger ein großes Ärgernis seien. „Unser Standortleiter steht im Kontakt mit den Anwohnern und ist persönlich für sie da, falls sie Fragen oder Anregungen haben“, sagt die Sprecherin. Beispiel Castellweg: Am Wochenende ist dort regelmäßig alles zugeparkt: Bis zu zehn Lkw stehen dicht an dicht. Es gibt ein paar Mülleimer, aber keine Toiletten. Die parkenden Lkw sind sogar auf Google Earth zu erkennen. Eine Anwohnerin berichtet: „Wenn man berücksichtigt, dass jede Zugmaschine der Lkw, die regelmäßig samstags und sonntags hier stehen, mit ein bis zwei Personen besetzt ist, jeder Mensch mehrmals am Tag zur Toilette gehen muss, dann kann man sich leicht ausrechnen, was hier jede Woche in der Umgebung hinterlassen wird.“Hinzu komme das Problem laufender Dieselmotoren, mit denen Heizung oder Klimaanlage betrieben werden. Gespräche mit den Fahrern hätten, sagt die Anwohnerin, ergeben, dass viele für Amazon unterwegs seien.
Die Stadt Krefeld hat sich – zur Überraschung der Anwohner – ihrerseits des seit langem währenden Problemfalls Castellweg angenommen. Vor kurzem hat dort eine so genannte Verkehrsschau stattgefunden, bei der Experten die Situation vor Ort begutachtet haben. Als Ergebnis wurde folgende neue Regelung gefunden: „Um den erhöhten Lkw-Verkehr auf dem Castellweg möglichst auf das Minimum zu reduzieren, werden am Castellweg Ecke Parkplatz Verkehrszeichen aufgestellt: vorgeschriebene Fahrtrichtung links, Anlieger frei, keine Wendemöglichkeit. Sie sollen das Rechtsabbiegen vom unnötigen Lkw-Verkehr Richtung Castellweg und Legionstraße unterbinden“, schreibt ein Stadtsprecher. Sowohl die Anlieger als auch der Wirtschaftsverkehr der umliegenden Betriebe dürfen weiterhin dorthin fahren.