Rheinische Post Krefeld Kempen

Lkw-Stress im Hafen: Amazon lenkt ein

Selbst auf Google Earth sind sie zu sehen: Lkw, die am Castellweg in Gellep-Stratum parken. Für den Hafen-Verkehr wird dringend ein großer Parkplatz gebraucht, dessen Bau nicht in Sicht ist. Aber das Unternehme­n Amazon handelt jetzt.

- VON CAROLA PUVOGEL

In Gellep-Stratum zeichnet sich eine Lösung für das Problem ab, dass Lkw-Fahrer übers Wochenende an den Straßenrän­dern – zum Beispiel am Castellweg – kampieren.Wie das Unternehme­n Amazon, das im Hafengebie­t ein großes Logistikze­ntrum betreibt, jetzt auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, sollen Fahrer nun die Möglichkei­t bekommen, auch sonntags Parkplätze auf dem Unternehme­nsgelände nutzen zu können.

„Wenn wir alle Freigaben zügig erhalten, kann es im April schon losgehen“, berichtet eine Amazon-Sprecherin. Sie weist allerdings auch darauf hin, dass kein Fahrer gezwungen werden könne, diese Möglichkei­t zu nutzen. Doch das Unternehme­n sei bemüht, die Aufenthalt­squalität für die Fahrer auf dem Gelände zu verbessern. Auch mit Blick auf die Anwohner, die unter den wildparken­den Lkw leiden. „Wir möchten ein guter Nachbar sein und haben schon viel unternomme­n und investiert. Wir haben den Hof angepasst, damit Lkw auf unserem Parkplatz warten können. Unser Gebäude verfügt über Lounge-Räume für Lkw-Fahrer mit Toiletten und kostenlose­n warmen Getränken.“In den kommenden Wochen würden diese Räume ausgebaut und mit Duschen ausgestatt­et. Auf dem Hof können 72 Lkw stehen.

Dennoch, so die Sprecherin, sehe das Unternehme­n die Stadt Krefeld unter Zugzwang:„Wir sind nicht das einzige Unternehme­n im Hafen, das von Lkw angefahren wird. Die Stadt müsste dringend Parkmöglic­hkeiten schaffen.“Die Forderung ist, wie mehrfach berichtet, nicht neu, eine “große Lösung“zeichnet sich bisher nicht ab.

Amazon sei bewusst, dass die kampierend­en Fahrer für die Gellep-Stratumer Bürger ein großes Ärgernis seien. „Unser Standortle­iter steht im Kontakt mit den Anwohnern und ist persönlich für sie da, falls sie Fragen oder Anregungen haben“, sagt die Sprecherin. Beispiel Castellweg: Am Wochenende ist dort regelmäßig alles zugeparkt: Bis zu zehn Lkw stehen dicht an dicht. Es gibt ein paar Mülleimer, aber keine Toiletten. Die parkenden Lkw sind sogar auf Google Earth zu erkennen. Eine Anwohnerin berichtet: „Wenn man berücksich­tigt, dass jede Zugmaschin­e der Lkw, die regelmäßig samstags und sonntags hier stehen, mit ein bis zwei Personen besetzt ist, jeder Mensch mehrmals am Tag zur Toilette gehen muss, dann kann man sich leicht ausrechnen, was hier jede Woche in der Umgebung hinterlass­en wird.“Hinzu komme das Problem laufender Dieselmoto­ren, mit denen Heizung oder Klimaanlag­e betrieben werden. Gespräche mit den Fahrern hätten, sagt die Anwohnerin, ergeben, dass viele für Amazon unterwegs seien.

Die Stadt Krefeld hat sich – zur Überraschu­ng der Anwohner – ihrerseits des seit langem währenden Problemfal­ls Castellweg angenommen. Vor kurzem hat dort eine so genannte Verkehrssc­hau stattgefun­den, bei der Experten die Situation vor Ort begutachte­t haben. Als Ergebnis wurde folgende neue Regelung gefunden: „Um den erhöhten Lkw-Verkehr auf dem Castellweg möglichst auf das Minimum zu reduzieren, werden am Castellweg Ecke Parkplatz Verkehrsze­ichen aufgestell­t: vorgeschri­ebene Fahrtricht­ung links, Anlieger frei, keine Wendemögli­chkeit. Sie sollen das Rechtsabbi­egen vom unnötigen Lkw-Verkehr Richtung Castellweg und Legionstra­ße unterbinde­n“, schreibt ein Stadtsprec­her. Sowohl die Anlieger als auch der Wirtschaft­sverkehr der umliegende­n Betriebe dürfen weiterhin dorthin fahren.

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FOTO: GOOGLE EARTH Die am Castellweg in Gellep-Stratum parkenden Lkw sind sogar auf Google Earth zu sehen.
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FOTO: HKD Am Castellweg stehen am Wochenende Lkw dicht an dicht, darunter auch Amazon-Zulieferer (blau). Dort gibt es keine sanitären Anlagen.
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FOTO: AMAZON Amazon will sein Gelände künftig auch am Sonntag für Lkw öffnen. Es gibt insgesamt 72 Stellplätz­e.

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