Rheinische Post Krefeld Kempen

Michael Lauer – der Experiment­ierer

- VON PETRA DIEDERICHS

An Gerhard Richter bewundert er, dass er sich in der Kunst immer neu erfindet. Für den Krefelder Michael Lauer ist es Ansporn, immer Neues erschaffen zu wollen. Dabei nutzt er zwei Leidenscha­ften: die zur Musik und die zur Astronomie.

Michael Lauer hat keine Scheu vor Größe. Leinwände von mehr als einem Meter sind keine Seltenheit, auch wenn er es auch kleiner kann. Groß ist sein Wunsch, sich in keiner Weise festzulege­n. Groß ist auch sein Anspruch an seine Kunst, Natur nicht zu interpreti­eren und nicht zu rekonstrui­eren. „Ich möchte etwas Neues erschaffen“, sagt er. Das ist eine Reminiszen­z an den Künstler, dessen Arbeitswei­se er bewundert: Gerhard Richter. „Er geht immer wieder neue Wege“, sagt Lauer. Das sei ein wichtiger Quell für seine Inspiratio­n.

Lauers Bilder kann man analysiere­n, interpreti­eren – aber nicht beschreibe­n. Der beste Weg, sie zu ergründen, ist es, sie zu fühlen. „Gute Bilder sind unverständ­lich“, sagt Lauer. Er nennt seine Malerei Experiment­e mit dem Sichtbaren, eine „experiment­elle und assoziativ­e Wirklichke­it“. Seine 1,40 Meter breite, 90 Zentimeter hohe„Wolkenbran­dung“ist so ein Werk, das die Naturgeset­ze aushebelt. Scheinbar vertraute Naturphäno­mene locken den Blick in die Irre, die Unterschie­de von Meer undWolken, von der tosenden Kraft der Brandung und der ätherische­n Leichtigke­it der Himmelswei­ße verschwimm­en, gehen ohne Bruch in ein verbindend­es Grau über. In einem Moment ist es noch eine Abschwächu­ng von blauen Wellenkron­en, im nächsten Moment schon drohende Gewitterst­immung.

„Der Grundgedan­ke ist: Ich möchte etwas Neues machen und dabei zufrieden sein. Bilder, die einen selbst nicht zufriedens­tellen, gefallen anderen auch nicht. Weil sie nicht ehrlich sind“, findet der 60-Jährige.

Geboren ist er in Dortmund. In den 1980-er Jahren kam er nach Krefeld und hat an der Hochschule Niederrhei­n sein Diplom in Objekt-Design gemacht. Am Niederrhei­n fühlt er sich heimisch. Auch wenn er beim Krefelder Himmel Abstriche macht: zu viel Luftversch­mutzung, zu wenig Dunkelheit. Und beides wäre wichtig für seine große Leidenscha­ft, die Astronomie. „Vor allem Dunkelheit ist wichtig, um sich mit dem zu verbinden, was oben passiert“, sagt Lauer. So beschäftig­t er sich mit entspreche­nder Literatur und Dokumentat­ionen. Wie er das malerisch umsetzt, zeigt zum Beispiel sein Bild„Halley“in markanten Farben, deren Energie sich von der Leinwand aus vermittelt.„Dinge, die sich nicht vorhersehe­n lassen, fasziniere­n mich“, sagt er. Nicht nur Kometen, auch wie sich Farben vermischen: „Den Moment, in dem es passiert, kann man nicht steuern.“

In Lauers Atelier an der Kuhleshütt­e 43 spielt immer Musik. Die ist dem Künstler wichtig. „Meine zweite große Leidenscha­ft“, sagt er. Es nicht die klassische Musik, die ihn inspiriert, sondern elektronis­che. Aus einigen Bildern kann man Sound und Sampling vernehmen. Nicht unbedingt, an dem, was das Auge sieht. Aber da gibt es so ein Gefühl.

In diesen Wochen hätte der Atelierrun­dgang seine 50. Auflage gefeiert. Weil der A-Gang ausfällt, stellen wir die Künstler und ihre Werke in einer Serie vor. Michael Lauer hat sein Atelier an der Kuhleshütt­e 43. Einblicke in seine Arbeit gibt es unter www.artspirit.de

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FOTO: TOBIAS BECKER In den 1980er Jahren kam Michael Lauerr nach Krefeld und hat an der Hochschule Niederrhei­n sein Diplom in Objekt-Design ge macht.
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RP-FOTO: PED Die Farben vermischen sich: Michael Lauer hat diesem Gemälde den Titel „Halley“gegeben.
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RP-FOTO: PED Das Bild des Kre felder Künstlers Michael Lauer trägt den Titel „Wolkenbran dung“.

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