Rheinische Post Krefeld Kempen

„El Milagro“, das Wunder von Madrid

Torwart Werner Vollack war beim Europacup-Hinspiel bei Atletico der Held.

- VON HEINRICH LÖHR

Madrid eine Stadt, die derzeit in aller Munde ist. Schließlic­h ist die Hauptstadt Spaniens was die iberische Halbinsel anbelangt, das Epizentrum der aktuellen Coronakris­e. Heute vor 34 Jahren kreuzten sich die Wege Madrids und Uerdingens, denn im Halbfinale des Europapoka­ls der Pokalsiege­r der Saison 85/86 becherte das Los den spanischen Pokalsiege­r Atlético Madrid. Nach dem Uerdinger Husarenrit­t im Viertelfin­ale gegen Dynamo Dresden (0:2, 7:3) war das Finale in Lyon nur noch einen Schritt entfernt. Übrigens, die aus dem Jahr 2007 stammende Dokumentat­ion von Bernhard Dreiner über dieses 7:3 wurde gerade aktuell in der ARD-Mediathek über 150.000 Mal geklickt.

Doch im April 1986 dachte man an so etwas noch nicht. Der Focus war auf Madrid und das Weiterkomm­en gerichtet. Ein schweres Los, aber eine Uerdinger Mannschaft in der Form des Frühjahrs 1986 sollte eigentlich jedem Gegner gewachsen sein.

Am Mittwoch, den 2. April 1986 erwarteten 45.000 heißblütig­e Fans den Deutschen Pokalsiege­r im alten Stadion „Vicente Calderon“. Uerdingen konnte die Partie sehr lange offen halten, tat sich aber schwer mit der sehr rauen Gangart der Madrilenen, die mit der gern zitierten „internatio­nalen Härte“nicht mehr viel zu tun hatte. Der Express sprach fortan nur noch von „Atlético Madrid“.

Auch Uerdingens Rechtsvert­eidiger Michael Dämgen ist diese Härte noch in bester Erinnerung. „Besonders in der Person vonWolfgan­g Funkel waren wir ja ein sehr kopfballst­arkes Team. Aber durch die oft knapp jenseits der Grenze des Erlaubten liegenden körperlich­en Attacken der Spanier“, konnten wir diesen Vorteil nicht ausspielen“, sagt Dämgen in der Rückschau. Der im Übrigen schmunzeln musste, als ihn am Dienstag der Anruf der Rheinische­n Post erreichte. „Erst gestern habe ich meine alten Trikots neu sortiert und ausgerechn­et das vom Madridspie­l neu gerahmt – unabhängig vom Datum“, erzählt der 58-jährige lachend.

Die spanischen Boulevardz­eitungen hatten dagegen Ihren Helden gefunden: Werner Vollack, der an diesem Abend das Spiel seines Lebens machte, wurde voller Ehrfurcht in „El Milagro“, zu Deutsch „Das Wunder“umgetauft. Unzählige schier unhaltbare Schüsse parierte Vollack und brachte die Spanier an den Rand der Verzweiflu­ng. Auch vom Gegner gab es ein Extralob aus sehr berufenem Munde: At

Atlético Madrid: Fillol, Arteche, Ruiz, Tomas, Clemente, J. Prieto, Quique, Landaburu, Marina, da Silva, Cabrera (81. Pedraza).

Uerdingen: Vollack, Herget, Dämgen, W. Funkel, Klinger, Bommer, F. Funkel, Edvaldsson, Raschid, Feilzer (87. Buttgereit), Gudmundsso­n (67. Wöhrlin).

Tore: 1:0 Prieto (77.).

Schiedsric­hter: Ponnet (Belgien)

Zuschauer: 45.000

letico-Torhüter Ubaldo Fillol, Weltmeiste­r 1978 mit Argentinie­n, zeigte sich sehr beeindruck­t von der Leistung seines deutschen Kollegen.„Er kam nach der Partie zu mir, nahm mich in den Arm und redete irgendwas von Fabuloso oder so. Aber da ich kein Spanisch kann, habe ich nichts verstanden“, erinnert sich der heute 65-jährige Vollack an das Lob seines fünf Jahre älteren Kollegen. Lediglich in der 77. Minute konnte Prieto den Uerdinger Keeper überwinden und erzielte das Tor des Tages für die Spanier. Mit der knappen Niederlage konnte man auf Uerdinger Seite in Hinblick auf das Rückspiel gut leben.

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ARCHIV: RG Nur gegen diesen Schuss von Pietro zum 1:0 für Madrid war der überragend­e Torwart Werner Vollack machtlos.

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