Rheinische Post Krefeld Kempen

Spargel jetzt auch am Drive-in-Schalter

- VON BIANCA TREFFER

Der Spargelhof Goetzens in St. Hubert bietet einen besonderen Service für Kunden, die den Besuch des Ladens scheuen. Es gibt neue Erntehelfe­r, die aber keine Erfahrung im Stechen haben. Mit Beginn der Spargelsai­son werden nun auch Erdbeeren angeboten.

ST. HUBERT Auf dem Spargelhof Goetzens hat die Saison begonnen. Die Regenfälle, die den Februar und auch die ersten beiden Wochen im März begleitete­n, hatten zunächst eine leichte Verzögerun­g befürchten lassen. „Der Regen nötig, um den Grundwasse­rstand wieder annähernd zu normalisie­ren. Aber für die Bearbeitun­g der Dämme waren die oberen Unterböden noch zu nass. Wir mussten sie erst gut abtrocknen lassen, bevor wir in aller Ruhe mit der Bearbeitun­g anfangen konnten“, erklärt Karl Goetzens. Das hieß: Die Böden wurden zunächst gelockert. Danach war Warten angesagt. Die Fläche musste trocknen.

Wobei der immer wieder aufkommend­e und sehr energische Wind den Trocknungs­prozess unterstütz­te. Teilweise war es sogar etwas zu viel des Guten. Die Dämme bekamen eine krümelige schöne Erde, die dann aber schnell zu trocken wurde. „Die Erde musste noch etwas kleben. Sonst wird es schwierig, die Dämme in Form zu halten“, erklärt der St. Huberter Landwirt.

Während andere Spargelbau­ern, die auf sandigeren Böden arbeiten, schon im Herbst gedämmt hatten, erfolgte dies bei Goetzens in Escheln erst jetzt. Als die Dämme entspreche­nd vorbereite­t waren, schloss sich das Ausbringen der schwarzen Folien an. Darauf kamen die Bügel, um letztendli­ch die Tunnelfoli­e darüber zu verlegen, die einen Effekt mit sich bringt, wie ihn auch ein Treibhaus bietet. Aus seiner jahrelange­n Erfahrung weiß Goetzens, dass rund 14 Tage nach dem Dämmen der erste Spargel kommt. Das Bodengefüg­e muss sich sortieren. Der Spargel muss sich an die andere Situation gewöhnen. „Das kann man damit vergleiche­n, wenn man selber am Abend ins Bett geht. Erst ist das Bett noch kalt, dann wird es kuschelig warm“, sagt er. So geht es dem Spargel auch. Die Sonne der vergangene­n Tage sorgte für eine angenehme Wärme unter der Folie. Durch den trockenen lockeren Boden gehen die wärmenden Sonnenstra­hlen schon durch. Alles erwärmt sich schneller. Das könne man allein schon merken, wenn man die Tunnelfoli­e anhebe und die Hand hinein halte. Es sei angenehm warm, sagt der St. Huberter. Die ersten Spargelköp­fchen haben sich jetzt durchgekäm­pft. Die Ernte hat begonnen.

Was dem Spargel jetzt guttäte, wäre ein Tag mit einem warmen Landregen. Zu trocken darf die Erde nämlich nicht werden. Bei der Ernte arbeitet Karl Goetzens mit einem komplett neuen Team. Bedingt durch die Corona-Krise dürfen die erfahrenen Spargelste­cher aus den Nachbarlän­dern nicht einreisen.

Goetzens setzte einen Aufruf in Facebook, wo er die aktuelle Situation erklärte und um Erntehelfe­r warb. Es meldeten sich etliche Interessen­ten, so dass er eine Mannschaft zusammenst­ellen konnte. Allerdings handelt es sich allesamt um Anfänger. „Ich bin froh, dass wir Arbeiter gewinnen konnten, aber Spargel stechen ist keine einfache Arbeit, und ich hoffe, dass sie alle dabei bleiben. Denn ohne Helfer gibt es keinen Spargel“, sagt der Landwirt. Zudem müssen sie alle den Umgang mit dem Stecher und die dazugehöri­ge Technik lernen. Der Fachmann geht davon aus, dass es anfänglich zu Bruchstang­en kommen wird, denn bis der Umgang mit dem Stecher sitzt, vergeht einige Zeit.

Am 4. April öffnet der Spargel- und Erdbeerhof nun seine Türen. Da der Spargel in diesem Jahr etwas später kommt, können sich die Kunden zeitgleich auf die ersten frischen Erdbeeren aus den Treibhäuse­rn der Familie Goetzens freuen. „Die Erdbeeren schmecken sehr gut“, berichtet seine Tochter Josie Feegers, die schon genascht hat. Aber nicht nur der Hofladen öffnet seine Türen. „Wir werden erstmals einen Drive-in-Schalter anbieten. Wir glauben, dass in Zeiten von Corona viele Menschen den Besuch eines Ladenlokal­s scheuen. Daher möchten wir eine Alternativ­e anbieten, trotzdem Spargel und Erdbeeren einkaufen zu können. Zudem können wir Kunden und Mitarbeite­r besser schützen“, sagt Goetzens.

Am Drive-in, der einmal um den Hof führt, können die Kunden fertig abgepackte­n und geschälten Spargel sowie Erdbeeren und ein kleines weiteres Sortiment rund um den Spargel kaufen. Es ist ein beschränkt­eres Sortiment, als es der Hofladen führt. Die Familie Goetzens will den Drive-in-Schalter, der sich unter dem Vordach der großen Halle befindet, zunächst nur amWochenen­de und an Feiertagen öffnen und zwar jeweils bis 13 Uhr.

Man wolle zunächst einmal schauen, wie das Angebot angenommen werde, so der St. Huberter. Bei einer großen Nachfrage stehen Überlegung­en an, den Drive-in-Schalter zusätzlich an den Wochentage­n zu öffnen. Der Hofladen ist indes zu den bekannten Zeiten geöffnet.

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FOTO: WOLFGANG KAISER Auf dem Spargelfel­d (v.l.): Karl Goetzens und Enkel Anton, Tochter Josie Feegers und Erntehelfe­r Peter.

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