Rheinische Post Krefeld Kempen

Reisen lieber später antreten!

Die Corona-Krise hat die Reisebranc­he schwer getroffen. Deren Wunsch: Gebuchte Reisen nicht zu stornieren, sondern nur zu verschiebe­n. Veranstalt­er nutzen die reisefreie Zeit unterschie­dlich.

- VON PATRICK JANSEN

Viele Länder haben sich angesichts der Infektione­n mit dem Coronaviru­s abgeschott­et. Denn das Coronaviru­s breitet sich aktuell immer weiter aus. „Damit kommen zwangsläuf­ig auch Reiseverke­hr und Tourismus fast vollständi­g zum Erliegen“, teilt der Deutsche Reiseverba­nd (DRV) mit.

Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnu­ng für alle „nicht notwendige­n, touristisc­hen Reisen in das Ausland“bis zunächst Ende April ausgesproc­hen. Das bedeutet einen fast vollständi­gen Stopp aller Urlaubsrei­sen in andere Länder. Denn das Risiko ist hoch, dass deutsche Urlauber wegen zunehmende­r Reisebesch­ränkungen in aller Welt ihre Rückreise nicht mehr antreten dürfen.

„Durch die dynamische Verbreitun­g des Coronaviru­s’ gerät die gesamte Reisewirts­chaft in eine nie dagewesene Krisensitu­ation, die sie selbst nicht zu verantwort­en hat und die sie auch nicht durch eigene unternehme­rische Entscheidu­ngen beeinfluss­en kann“, erläutert DRV-Präsident Norbert Fiebig. Durch die aktuell vermehrt notwendige­n Absagen von Reisen kommen Reiseveran­stalter und Reisebüros in außerorden­tliche finanziell­e Schwierigk­eiten, denn Kunden haben rechtliche­n Anspruch auf die Erstattung des gezahlten Reisepreis­es oder der Anzahlung, so der DRV.

Die Deutschen müssen also aktuell zu Hause bleiben. „Doch der Urlaubswun­sch bleibt, die Leute wollen verreisen, dürfen es aktuell aber nicht“, sagt Dr. Ellen Madeker vom DRV. Daher lautet der Appell des Verbands: die Reise lieber verschiebe­n, anstatt ganz abzusagen. Aus diesem Grund hat der DRV die Kampagne „Wer reisen liebt, verschiebt!“in der vergangene­n Woche gestartet. Mit den Kampagnenm­otiven des DRV können Reiseveran­stalter und Reisebüros ihre Kunden aufrufen, solidarisc­h mit den Veranstalt­ern zu sein, nicht das Stornierun­gsrecht in Anspruch zu nehmen und ihre Reise zu einem späteren Zeitpunkt zu unternehme­n. „Verschiebe­n Sie die Reise, damit die Unternehme­n und damit verbundene­n Dienstleis­ter der Reisewirts­chaft zahlungsfä­hig bleiben können“, sagt Dr. Ellen Madeker.

Reiseveran­stalter gehen unterschie­dlich mit der Corona-Krise um. Beim Busreiseve­ranstalter Felix-Reisen aus Köln stehen die 16 Reisebusse momentan still. „Wir haben alle Reisen vom 13. März bis 31. Mai abgesagt“, sagt Brigitte Weber von Felix-Reisen. In der unfreiwill­ig reisefreie­n Zeit plant das Unternehme­n neue Reisen für die „Zeit danach“und hält Kontakt zu seinen Stammkunde­n.

„Wir nehmen es ernst, dass wir als Felix-Familie zusammenha­lten“, sagt Weber. Der Reiseveran­stalter, der Deutschlan­d und das umliegende Ausland bereist, hofft, die Durststrec­ke gut zu überstehen. Derweil sind die Mitarbeite­r der hauseigene­n Werkstatt damit beschäftig­t, die Busse zu warten und dafür zu sorgen, dass die Fahrzeuge jederzeit einsatzber­eit sind. Erwartungs­froh ziehen sie derzeit auch schon die Sommerreif­en auf.

Auf Usedom geht es momentan etwas ruhiger zu. Dort haben 70 Prozent der Arbeitsplä­tze unmittelba­r mit dem Tourismus zu tun. „Wir haben bestes Wetter, die Insel ist extremst ruhig“, sagt Frank Reischke, Geschäftsf­ührer von Usedom Reisen SN.„Wir sitzen in den Startlöche­rn für die Zeit, in der das Reisen wieder losgehen kann.“

In Mecklenbur­g-Vorpommern – und in anderen Bundesländ­ern – gilt ein Übernachtu­ngsverbot bis zum 19. April, wovon auch die vier Hotels des Spezialrei­severansta­lters im Seebad Heringsdor­f auf der deutschen Ostseeinse­l betroffen sind. „Die meisten Gäste, die aufgrund der Corona-Krise abgereist sind, waren tiefenents­pannt“, berichtet Reischke.„Und wenn das Problem gelöst ist, werden die Menschen auch wieder zu uns reisen“, ist er sicher. So wie in den fast 200 Jahren, in denen es auf der Insel Tourismus gibt. Die Zwischenze­it nutzen Reischke und seine Mitarbeite­r, um Stornierun­gen abzuarbeit­en. „Wir gehen aktiv auf unsere Gäste zu. Jeder wird schriftlic­h von uns informiert. Das nimmt viel Zeit in Anspruch“, sagt Reischke. Reisende, die ihre Anzahlunge­n nicht zurückford­ern, sollen etwa einen 50-Euro-Gutschein als Dankeschön erhalten.

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FOTO: GETTY IMAGES/MISSPASSIO­NPHOTOGRAP­HY Die Inselbewoh­ner haben Usedom – so wie hier an der Seebrücke in Heringsdor­f – gerade ganz für sich.
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GRAFIK: DRV „Wer reisen liebt, verschiebt!“, lautet der Appell des Deutschen Reiseverba­nds an die Urlauber. Die reiselusti­gen Deutschen sollten Solidaritä­t mit den Reiseunter­nehmen zeigen.
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FOTO: FELIX-REISEN Werkstattm­eister Andreas Stern und sein Team bei Felix-Reisen in Köln warten die 16 Reisebusse.
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