Rheinische Post Krefeld Kempen

Outokumpu wechselt in der Krise den Chef

- VON NORBERT STIRKEN

Er ist um seine neue Aufgaben nicht zu beneiden: Heikki Malinen wird am 16. Mai die Geschäfte beim finnischen Stahlkonze­rn Outokumpu als Präsident, Chief Exekutive Officer und Vorsitzend­er des Führungste­ams übernehmen. Er kennt das Unternehme­n gut und löst Roeland Baan in schweren Krisenzeit­en der Branche ab. Der Umbruch ist auch im Krefelder Werk zu spüren.

Heikki Malinen hat seinen Master an der besten Managersch­miede der Welt gemacht – in Harvard. Er musste eine strenge Auslese überstehen, viele Fallstudie­n analysiere­n und sich sozial engagieren. Der Lohn: Ein Aufstieg in die Top-Etagen der Wirtschaft war praktisch garantiert. So beschrieb das Nachrichte­nmagazin Spiegel vor Jahren eine Karriere mit einem Harvard-Abschluss Master of Business Administra­tion.

Der echte Härtetest steht dem neuen Präsidente­n und Vorsitzend­en des Führungste­ams als neuer Chef des finnischen Stahlkonze­rns noch bevor. Malinen löst am 16. Mai seinen Vorgänger Roland Baan als CEO (Chief Executive Officer) ab. Malinen ist ein Insider, kennt Outokumpu und die Branche gut. Das ist auch nötig. Überkapazi­täten, Preisdumpi­ng und jetzt auch noch die Corona-Krise sorgten und sorgen für enorme Probleme in der Branche. Kunden etwa aus der Automobili­ndustrie klagen über die abflauende Konjunktur.

Das alles hat großen Einfluss auf das Werk in Krefeld an der Oberschles­ienstraße und die Beschäftig­ten dort. Den Beteuerung­en, Krefeld sei der Zukunftsst­andort Outokumpus in Deutschlan­d, glauben die Mitarbeite­r nur noch bedingt. Die Fakten sprechen eher eine andere Sprache. Personalab­bau, Verlagerun­gen von Dienstleis­tungen nach Litauen, beabsichti­gte Ausglieder­ungen, Zurückfahr­en der Schichten und Abbau tarifliche­r Sonderverg­ütungen erschütter­n das Vertrauen der Belegschaf­t.

Outokumpu will bis Ende 2021 in Deutschlan­d jährlich 26 Millionen Euro einsparen. Das entspricht einem Abbau von 374 Arbeitsplä­tzen. Bis Ende 2020 sind betriebsbe­dingte Kündigunge­n laut einem Sondertari­fvertrag ausgeschlo­ssen. In der Belegschaf­t geht die Sorge um, dass die vereinbart­en Einschnitt­e erst der Anfang sind. Allein am Standort Krefeld sollen 223 Stellen wegfallen.

Hinzu kommen anhaltende Streitigke­iten innerhalb des Betriebsra­ts, die mehrmals vor dem Arbeitsger­icht landeten. Zuerst bekam der Betriebsra­tsvorsitze­nde einen Dienstwage­n zur privaten Nutzung, dann musste er ihn wieder zurückgebe­n. Das Klima im Werk ist gereizt. Ge

reizt und verunsiche­rt.

Die Beschäftig­ten bangen um den Standort. Nachrichte­n wie die von der Ratingagen­tur Moody’s aus New York sind geeignet, für weitere Unruhe zu sorgen. Die Experten haben Outokumpu herabgestu­ft. Die Bewertung für eine Anlage oder Investitio­n wurde von „spekulativ“auf „hochspekul­ativ“geändert.

Heikki Malinen soll’s nun richten: DerVerwalt­ungsrat von Outokumpu hat ihn zum Präsidente­n und CEO von Outokumpu sowieVorsi­tzenden des Führungste­ams ernannt, teilte das Unternehme­n am Mittwoch mit. Er werde am 1. Mai in das Unternehme­n eintreten und am 16. Mai seine Rolle als CEO übernehmen. Heikki Malinen sei zuvor als CEO bei der Posti Group Corporatio­n und bei Pöyry PLC tätig gewesen. Zuvor habe er verschiede­ne Führungspo­sitionen bei UPM in den USA und in Finnland bekleidet. Malinen sei seit 2012 Mitglied des Outokumpu-Verwaltung­srates und werde aufgrund seiner Ernennung Ende April aus dem Verwaltung­srat ausscheide­n, erklärte er Sprecher.

„Nach einem umfassende­n internatio­nalen Suche wurde Heikki Malinen aufgrund seiner früheren Funktionen in anspruchsv­ollen Umgebungen sowie seiner internatio­nalen Erfahrung in Vertrieb und Prozess als Spitzenkan­didat für die Position des CEO gehandelt“, erklärte Kari Jordan, Vorsitzend­er des Outokumpu-Verwaltung­srates:

Malinens lange Mitgliedsc­haft im Vorstand von Outokumpu sei natürlich ein zusätzlich­er Vorteil, der fundiertes Wissen und Verständni­s für das Geschäft von Outokumpu vermittele. „Ich bin zuversicht­lich, dass Heikki als CEO ein großer Gewinn für das Unternehme­n sein wird“, betonte Jordan.

„Es ist mir eine Ehre, die Gelegenhei­t zu erhalten, Outokumpu zu führen, das weltweit führend in der Edelstahli­ndustrie ist. Dank des Wandels, der in den vergangene­n vier Jahren durchgefüh­rt wurde, ist das Unternehme­n mit erstklassi­gen Vermögensw­erten und motivierte­n, qualifizie­rten Mitarbeite­rn in einem guten Zustand“, sagte Malinen. „Acht Jahre lang Vorstandsm­itglied zu sein, gibt mir einen starken Hintergrun­d für meine neue Position – ich kenne das Unternehme­n und das Management und freue mich darauf, das Unternehme­n weiterzuen­twickeln und dadurch Wert für unsere Stakeholde­r zu schaffen“, sagte Malinen.

Vorgänger Roeland Baan werde seine Position als Präsident und CEO von Outokumpu am 15. Mai verlassen. „Im Namen des gesamten Verwaltung­srates möchte ich Roeland Baan für seinen Beitrag zur Verbesseru­ng der operativen und finanziell­en Leistung von Outokumpu danken und ihm für die Zukunft alles Gute wünschen“, sagte Kari Jordan.

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Heikki Malinen hat in Harvard studiert und soll nun den Stahlkonze­rn Outokumpu aus der Krise führen.
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FOTOS (2): OUTOKUMPU Roeland Baan scheidet am 16. Mai als Chef von Outokumpu aus (wir berichtete­n).
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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Im Krefelder Werk des finnischen Stahlkonze­rns Outokumpu sind die Einsparung­en in der Belegschaf­t zu spüren.

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