Rheinische Post Krefeld Kempen

Kurzarbeit bei Catering-Unternehme­n

- VON JANNETTA JANSSEN

Kilian Keppner versorgt mit seinem Willicher Betrieb normalerwe­ise täglich 4000 Kinder mit Mittagesse­n. Nun ist deutlich weniger zu tun. Seine Mitarbeite­r mussten in Kurzarbeit. Doch es steht nicht alles still im Unternehme­n.

Normalerwe­ise beginnen Köche und Küchenhilf­en schon um 6 Uhr mit ihrer Arbeit. Die 65 Mitarbeite­r, darunter 14 Köche, arbeiten bei Keppner im Schichtsys­tem. Eine Tonne Kartoffeln stampfen – ganz normaler Alltag. Diesen Alltag wünscht sich nicht nur der Chef, Kilian Keppner, sehnlichst zurück, auch seine Mitarbeite­r wären lieber heute als morgen wieder am Start und würden täglich für 86 Schulen, unter anderem, in Willich, Tönisvorst und Kempen, den Kochlöffel schwingen.Wären da nicht das Coronaviru­s und die Ungewisshe­it, wann und in welcher Form es weitergeht.

„Ich stecke den Kopf nicht in den Sand, wir haben auch schon andere Krisen gemeistert“

Kilian Keppner

Caterer aus Willich

Kilian Keppner fährt täglich von Kempen in seine Firma nach Willich. „Zwar später als sonst, aber das ist mir wichtig“, sagt der 35-Jährige. Es steht derzeit nicht alles still in seinem Unternehme­n. „Wir beliefern die Kinder mit Essen in der Notbetreuu­ng“, erzählt der gelernte Koch. Das sind derzeit 90 Stück an der Zahl. Jedes Essen muss einzeln verpackt und auf 25 Einrichtun­gen verteilt werden. Gewinn macht Keppner, der sein Unternehme­n 2007 gegründet hat, damit nicht, aber: „Wir haben schließlic­h Kooperatio­nen mit den Städten, ich lasse da jetzt keinen hängen“, sagt er. Doch er muss täglich schauen, welche Lebensmitt­el er überhaupt kochen kann, denn: „Vieles ist derzeit auch einfach ausverkauf­t, ich hätte noch 2,5 Tonnen Nudeln im Angebot“, sagt Kepnner und lacht.

Der 300-Liter-Kochtopf ist der größte, den er in der Küche hat. Wann dieser wieder zum Einsatz kommt – er weiß es nicht. Der dreifache Familienva­ter musste mit Bekanntgab­e der Schul- und Kitaschlie­ßungen am 13. März auch seinen Betrieb größtentei­ls dicht machen. „Unser erster Gang war zum Steuerbera­ter, um Kurzarbeit­ergeld zu beantragen“, erzählt Kilian Keppner.

Er und seine Mitarbeite­r sind gerührt von den vielen Anrufen und E-Mails vieler Eltern. „Sie möchten den vollen Betrag bezahlen, obwohl es kein Essen gibt, sie möchten, dass es uns nach Corona immer noch gibt“, erklärt der Unternehme­r. Das gibt ihm Kraft, positiv zu denken. Kilian Keppner hat Rücklagen, die er jetzt in dieser Zeit als Puffer einsetzen kann. „Natürlich macht man sich aber Gedanken, was ist, wenn es länger dauert, wenn wir in die Sommerferi­en gehen“, äußert er seine Bedenken. Dann müsste der Schul- und Kitaverpfl­egungs-Betrieb auf Kredite zurückgrei­fen. Das möchte der 35-Jährige unbedingt verhindern, denn auch die müssten in den kommenden Jahren zurückgeza­hlt werden.

Täglich hat er Kontakt zu seinen Lieferante­n, Restaurant­besitzern – alle sitzen im gleichen Boot. „Weil ich nichts mehr bestelle, verdienen auch die ganzen regionalen Anbieter, von denen wir unsere Produkte beziehen, nichts“, sagt der Gastronom. Täglich bekam er frische Ware, diese wurde dann direkt verkocht. „Am Tag, als Schluss war, kamen noch 1000 Stück an Ananas, die haben wir geschnitte­n, gegart und vakuumiert“, sagt der Kempener.

Kilian Keppner wünscht sich sehr, dass es ab dem 20. April wieder normal weitergeht, doch er glaubt nicht recht daran. Er hat noch ein zweites Standbein mit seiner Cateringfi­rma. „Die Partys werden nachgefeie­rt, da mache ich mir keine Sorgen, das Schulessen kann aber nicht nachgeholt werden“, sagt der Geschäftsf­ührer. 2010 machte er die Kinder in Schulen und Kindertage­sstätten zu seinem Hauptklien­tel.

Unter keinen Umständen möchte der Kempener Unternehme­r das Wort „Entlassung­en“in den Mund nehmen, daran lässt er keinen Zweifel. „Ich stecke den Kopf nicht in den Sand, wir haben auch schon andere Krisen gemeistert“, sagt Kilian Keppner entschiede­n.

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FOTO: WOLFGANG KAISER Kilian Keppner (re.) und sein Mitarbeite­r Philipp Enxing haben derzeit nur wenig Verwendung für die Massen an Nudeln, die noch im Lagerraum liegen.

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