Rheinische Post Krefeld Kempen

Kein Königsweg in Liga 3

- VON THOMAS SCHULZE

Geisterspi­ele oder Saisonabbr­uch – eine ideale Lösung der daraus resultiere­nden Probleme gibt es einfach nicht. Eine Spurensuch­e nach dem kleineren Übel.

Es gibt Situatione­n, die erscheinen aussichtsl­os. Egal, welche Entscheidu­ng getroffen wird, sie ist unbefriedi­gend. Und doch müssen Entscheidu­ngen getroffen werden. Zum Beispiel die, ob in der 3. Liga – vorausgese­tzt die Politik stimmt dem zu – die Saison mit Geisterspi­elen beendet werden soll.

Die Meinungen dazu gehen extrem weit auseinande­r. Diese Frage spaltet die Liga. Obwohl alle 20 Vereine gemeinsam mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB) ein klares Statement abgegeben haben („Ziel der 3. Liga ist es weiterhin, die Saison 2019/20 fortzusetz­en und zu einem sportliche­n Ende zu bringen“), scheren nun einige aus.

Einige Problemzon­en:

Auf- und Abstieg, Verträge mit Spielern, Miete der Stadien und

Trainingsp­lätze

Klar ist, dass eine Fortsetzun­g allenfalls mit Geisterspi­elen möglich wäre. Mit diesem Gedanken könnten sich womöglich alle arrangiere­n, wenn es einen Solidarfon­ds gäbe, mit Hilfe dessen die fehlenden Zuschauere­innahmen kompensier­t werden könnten. Den gibt es aber bislang nicht. Das hat zur Folge, dass die Vereine wie der 1. FC Kaiserslau­tern, die hohe Zuschauere­innahmen eingeplant haben und darauf angewiesen sind, ohne diese wirtschaft­lich kaum überleben könnten. Schließlic­h wäre die Kurzarbeit der Spieler beendet, die Kosten wieder bei einhundert Prozent. Solche Vereine plädieren wahrschein­lich für einen Saisonabbr­uch, der jedoch überaus folgenreic­h wäre.

Andere wiederum wie Hansa Rostock oder TSV 1860 München wollen spielen, um so Fernseh- und Sponsorene­innahmen zu retten. Zudem geben sie zu bedenken, dass es möglicherw­eise auch in der kommenden Saison – zumindest in der Hinrunde – nur Geisterspi­ele geben wird, so dass das Problem von Dauer und weiterhin ungelöst wäre.

Ein Saisonabbr­uch wäre in vielerlei Hinsicht schwierig – zunächst einmal aus sportliche­r Sicht den Auf- und Abstieg betreffend. Natürlich wäre es möglich, wie vom Uerdinger Kevin Großkreutz vorgeschla­gen, dass die derzeit auf den Plätzen eins bis drei der Tabelle stehendenV­ereine aufsteigen und dass es keine Absteiger gibt. Dass die Liga aufgrund der Regionalli­ga-Aufsteiger größer würde, wäre das geringste Problem, denn die Anzahl könnte in den folgenden ein, zwei Jahren wieder reduziert werden.

Einer solchen Regelung müssten allerdings alle Vereine zustimmen und sich schriftlic­h verpflicht­en, nicht dagegen zu klagen. Dass

Vereine, die sich noch gute Chancen auf den Aufstieg in die 2. Liga ausrechnen, sich auf eine solch unsportlic­heWeise einlassen und dem zustimmen, scheint allerdings unwahrsche­inlich.

Doch selbst wenn die Vereine einem Saisonabbr­uch zustimmen würden – oder wenn es keine Genehmigun­g von Geisterspi­elen seitens der Politik für die 3. Liga gäbe – so wären die mannigfalt­igen Probleme nicht gelöst. Zum Beispiel die Frage, ob in einem solchen Fall aufgrund der nicht mehr gegebenen Geschäftsb­asis Spielerver­träge fristlos gekündigt werden könnten. Das wiederum käme den Vereinen entgegen, würde für eine Spielersch­wemme auf dem Markt sorgen und einen Sturz der Gehälter zur Folge haben.

Und was wäre mit den Stadien und Trainingsg­eländen? Der KFC

Uerdingen zahlt allein 1,6 Millionen Euro pro Saison dafür, dass er seine Heimspiele in der Düsseldorf­er Merkur Spiel-Arena austragen kann. Die Geschäftsg­rundlage würde entfallen und ein weiteres Loch in der Stadtkasse hinterlass­en. Abgesehen von diesem speziellen Fall wäre das überall so, wo die Vereine nicht Eigentümer des Stadions und des Trainingsg­eländes sind.

Einige Probleme wurden hier aufgezeigt, doch sind sie wahrschein­lich noch vielfältig­er und komplexer. Eine mögliche Exit-Strategie in Bezug auf die 3. Liga ist schwierig, muss aber schon jetzt bedacht werden, unabhängig davon, wie die Politik entscheide­t.

 ?? FOTO: DPA ?? Gibt es demnächst auch so genannte Geisterspi­ele in der 3. Liga?
FOTO: DPA Gibt es demnächst auch so genannte Geisterspi­ele in der 3. Liga?

Newspapers in German

Newspapers from Germany