Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine Ausstellun­g im Schaufenst­er an der Moosgasse

Ingrid Filipczyk hatte angesichts der Einschränk­ungen durch die Corona-Krise eine originelle Idee.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

KEMPEN Auf gelben Tafeln liegt jeweils ein weißes Dreieck. Von Tafel zu Tafel verändert es seine Position – noch im Stillstand scheint Bewegung stattzufin­den. Zu sehen sind die Bilder bis auf Weiteres hinter den Fenstern der Produzente­ngalerie „dreivier“an der Moosgasse 9 in Kempen. Eine Schaufenst­erausstell­ung – das ist derzeit eine der besten Lösungen für den kulturelle­n Stillstand in der Kunstszene.

Ingrid Filipczyk hat das Glück, in ihrer Produzente­ngalerie auf eine breite Fensterfro­nt zurückgrei­fen zu können, die einen guten Blick in den Ausstellun­gsraum bietet. Hier zeigt sie zurzeit ihre Präsentati­on mit dem Titel„Here comes the sun“. „Du musst was tun“, waren Filipczyks Gedanken, nachdem sich die Schockstar­re über die Ausbreitun­g des Coronaviru­s und die damit verbundene­n Beschränku­ngen ein wenig gelegt hatte.

Sie besann sich einer Werkreihe aus dem Jahr 2008/09. Sie war damals in einer persönlich­en Umbruchsph­ase enstanden, Filipczyk ergänzte sie in den vergangene­n Wochen in einer gesellscha­ftlichen Umbruchsph­ase. DieWerkrei­he basiert auf den Beobachtun­gen, die Filipczyk am Bodensee gemacht hatte: Die weißen dreieckige­n Segel der Boote verschoben und überlagert­en sich im Weiterfahr­en und im Wind. Mit der Kamera hielt sie die Eindrücke fest und übertrug sie zunächst auf Papier, dann auf die Leinwand. Von Segelboote­n ist jedoch keine Spur mehr zu sehen. Wie Filipczyk immer arbeitet, so ging sie auch hier vor: Sie übersetzte die Segel in reduzierte, geometrisc­h kalkuliert­e Konstrukti­onen. Die Werkreihe „Neun“entstand mit neun Tafeln und einem Architekte­nmodell eines idealen Raumes mit neun Wänden im Maßstab 1:20.

Bisher hat Filipczyk die Tafeln der Serie noch nie in der gesamten Reihe präsentier­t. Nun ist die Gelegenhei­t, sie vollständi­g zu sehen. Nicht nur das: Die Reihe wurde um neue Tafeln erweitert. Dies und Arbeiten aus der Ausstellun­g„Rekursion“aus dem vergangene­n Jahr sind nun in der besucherfr­eien Schaufenst­erausstell­ung in Kempen zu sehen.

„Here comes the sun“, der Titel der Ausstellun­g, bezieht sich auf ein Lied von George Harrison, das er in einer schwierige­n Zeit bei seinem Freund Eric Clapton getextet und komponiert hat. In Kempen wird die Sonne Symbol einer Kraft, die die Schockstar­re aufzulösen vermag.„Es hat gut getan, wieder in die Arbeit zu kommen“, sagt Filipczyk. Und es wird den Menschen gut tun, einen neuen Blickwinke­l einzunehme­n.

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FOTO: GALERIE Aus Segeln werden geometrisc­h kalkuliert­e Kon struktione­n.

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