Rheinische Post Krefeld Kempen

Fünf Jahre ohne sportliche Heimat

Die Tischtenni­s-Abteilung des SC Bayer Uerdingen wartet weiter auf die Rückkehr zum Lübecker Weg.

- VON FRANK LANGEN

Über die Meldung, dass der KFC Uerdingen in der nächsten Saison das dritte Jahr in Folge nicht im heimischen Grotenburg-Stadion spielen kann, darüber kann sich Rolf Schages ein Lächeln nicht verkneifen. Der 59-Jährige ist seit gut 20 Jahren Abteilungs­leiter der Tischtenni­s-Abteilung des SC Bayer Uerdingen, die schon seit nun mehr fünf Jahren ohne sportliche Heimat ist.

Noch viel länger ist Schages beim SC Bayer mit dem Tischtenni­s verbunden, wo er 1972 seine ersten Gehversuch­e an der Platte gemacht hat. Entspreche­nd kennt Schages auch die guten Zeiten, in denen er zum Teil selber in der erfolgreic­hen Herrenmann­schaft gespielt hat, die es bis in die 2. Bundesliga geschafft hatte. Auch die Bundesliga­zugehörigk­eit der Damen, die in den 90er Jahren im ETTU-Pokal internatio­nal unterwegs waren, zeugten von einer Blütezeit im Uerdinger Tischtenni­s.

Vor fünf Jahren musste die Heinz-Melcher-Halle am Lübecker Weg in einer Nacht- und Nebelaktio­n geräumt werden. „Ich war zu der Zeit in Urlaub, es musste alles sehr schnell gehen“, erinnert sich Schages. Schnell hieß in diesem Falle nicht nur die Sportgerät­e aus der Halle holen, sondern sich auch nach einer anderen Halle umschauen. „Bevor die Stadt tätig geworden war, hatten wir schon für die Halle an der Sollbrügge­n-Grundschul­e angefragt. Die war aber zu klein und so sind wir in Absprache mit TSV Bockum zum Teil auch in die Halle an der Grotenburg­schule gegangen“, sagt Schages weiter. Das Vereinsleb­en innerhalb der Abteilung kam nahezu zum Erliegen. Inzwischen gibt es keine Damenmanns­chaften mehr bei Bayer, selbst bei den Herren wurden zwei Mannschaft­en weniger gemeldet. Ein gemeinsame­s Training gab es schon vor dem Kontaktver­bot nur noch selten, eine Bindung von der Jugend zum Seniorenbe­reich findet fast gar nicht mehr statt. Dass noch vier Jugendmann­schaften gemeldet sind, grenzt da schon an ein kleines Wunder, zumal die Nachwuchss­pieler nicht mehr direkt in der Nähe der Halle wohnen so wie vor fünf Jahren, sondern nun mehr weitere Wege in Kauf nehmen müssen. „Die Kinder kennen die Heinz-Melcher-Halle überhaupt nicht. Die wundern sich dann immer, wenn die älteren Spieler davon erzählen wie schön es früher war. Da haben auch mal zwei Mannschaft parallel zu Hause gleichzeit­ig gespielt“, erklärt Schages die Problemati­k, die zumindest im Jugendbere­ich geklärt wurde. Hier fand sich eine Lösung, dass alle Mannschaft­en an einem Spieltag in der Halle an der Grotenburg­schule zu Hause spielen. Im vorherigen Jahr wurde die ehrenamtli­che Arbeit von Schages mit der Verleihung des Roman-Dahm-Pokals besonders gewürdigt. Wie es aufgrund des Coronaviru­s allerdings weiter geht, das steht noch in den Sternen. Es kommen viele Fragen auf, denn es ist auch die Zeit fürVerhand­lungen mit Spielern aus der ersten Mannschaft. „Wir hatten schon vor der Absage durch den Verband beschlosse­n, dass wir nicht mit unseren Mannschaft­en antreten. Wie es jetzt weitergeht, müssen wir abwarten. Zufriedens­tellen kann man nicht alle“, so das Motto aus Uerdingen.

Es herrscht allerdings noch in anderer Richtung etwas an Wehmut. Traditione­ll fand nach Ostern immer das große Tischtenni­s-Turnier in Uerdingen statt. Im Turnierkal­ender des Verbandes war dieses terminlich angegeben, Schages hatte auch schon eine Anmeldung dazu. Doch auch das fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. „Wir waren ja die letzten Jahre froh, dass wir mit der Bayer-Halle am Löschenhof­weg einen geeigneten Austragung­sort zur Verfügung hatten, aber nachdem der Spielbetri­eb ausgesetzt wurde, macht ein Turnier auch keinen Sinn mehr“, bedauert Schages. Damit hat seine Abteilung keine Gelegenhei­t, sich ordentlich in der Öffentlich­keit zu präsentier­en. Doch es gilt noch weitaus mehr dem Turnier nach zu trauern. „Für uns ist es immer die Gelegenhei­t, mit anderen Tischtenni­sspielern in Kontakt zu kommen. Es ist dann wie auf einem Sportfest. Klar sparen wir jetzt einiges an Arbeit zur Vorbereitu­ng ein, aber da hat unser Organisati­onsteam bisher immer viel Spaß dran gehabt“, fügt Schages noch hinzu und hofft, dass es demnächst wieder Positives zu berichten gibt.

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FOTO: F.L. Kreisvorsi­tzender Kristian Schneider (l.) übergab Rolf Schages 2019 den Roman-Dahm-Pokal für sein Engagement im Tischtenni­s.

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