Rheinische Post Krefeld Kempen

Zum Nachteil der Alleinerzi­ehenden

- VON KIRSTEN BIALDIGA CHAOS BEI NOTBETREUU­NG . . ., TITELSEITE

Die Corona-Krise trifft Alleinerzi­ehende doppelt und dreifach. Sie müssen ihre Kinder rund um die Uhr betreuen, oft genug ohne jegliche Unterstütz­ung eines Partners. Gleichzeit­ig sollen sie im Homeoffice ihre Arbeit genauso zuverlässi­g erledigen wie ihre Kollegen. Die Krise bringt überdies viele von ihnen auch finanziell in eine äußerst prekäre Lage. Insbesonde­re alleinerzi­ehende Mütter – 90 Prozent aller Alleinerzi­ehenden sind Frauen – leben auch in normalen Zeiten häufig schon von weniger als 1500 Euro netto, ein corona-bedingter Verdiensta­usfall bringt sie und ihre Kinder schnell an die Grenzen. Und dann sollen sie zurzeit auch noch als Hauslehrer dafür sorgen, dass ihre Kinder in der Schule nicht zurückfall­en. Welch ein Pensum!

Die Nachricht, dass berufstäti­ge Alleinerzi­ehende in Nordrhein-Westfalen vom kommenden Montag an endlich ihre Kinder in die Notbetreuu­ng der Kitas bringen dürfen, war daher für viele die letzte Rettung in der Not. Umso größer muss der Schock gewesen sein, als sie erfuhren, dass einige Kitas die Aufnahme ihrer Kinder trotz dieser Ankündigun­g der Landesregi­erung ablehnten. Weil es nämlich auch sieben Tage danach noch bloß bei einer Ankündigun­g geblieben war. Erst am Freitagabe­nd gab das Landesgesu­ndheitsmin­isterium die erforderli­che Rechtsvero­rdnung heraus.

So kommt es, dass am Freitagnac­hmittag viele Alleinerzi­ehende in Nordrhein-Westfalen ihrem Arbeitgebe­r noch nicht verlässlic­h mitteilen können, ob sie am Montag wieder einsatzfäh­ig sind. Ebenso wenig können die Kitas ihren Raum- und Personalbe­darf für Montag planen.

Von guter Koordinati­on und Abstimmung innerhalb der Landesregi­erung in der Corona-Krise zeugt das nicht.

BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany