Rheinische Post Krefeld Kempen

Laschet reagiert locker auf Rezo

ANALYSE

- VON KRISTINA DUNZ

DÜSSELDORF Vor fast einem Jahr stellt ein Youtuber das Video „Zerstörung der CDU“ins Netz, es wird millionenf­ach geklickt, die Partei schweigt und schickt erst Tage später eine längliche Pressemitt­eilung. Bis dahin ist Rezo bundesweit bekannt und die CDU zum Gespött geworden. Nun wurde sein Stück für den Grimme Online Award nominiert. Lehre gezogen, könnte man meinen, wenn man sich die Reaktion von NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) auf eine 20-minütige Breitseite von Rezo gegen Schulöffnu­ngen und Abiprüfung­en anschaut. Der 27-Jährige beklagt, dass die Hygienereg­eln in Schulen schwer einzuhalte­n seien, weil dort mitunter katastroph­ale hygienisch­e Zustände herrschten. Außerdem sei die Angst der Schüler groß, dass sie Angehörige mit dem Coronaviru­s infizierte­n. „Einige Leute haben ihren Job hier richtig hart verkackt. Wären das Mitarbeite­r von mir, würde ich die jetzt rausschmei­ßen“, sagt er. Viele Schüler und Eltern bewerteten das Video positiv.

Nun könnte sich Laschet ja nur selber rausschmei­ßen. Stattdesse­n setzt er sich auf die Kante seines Schreibtis­ches, keine Krawatte, weißes Hemd, Ärmel hochgekrem­pelt – und lobt Rezo. Er sagt: „Pro und Contra muss man in einer Demokratie offen austragen.“Das wirkt nicht einmal bemüht, weil es Laschet war, der vor einem Jahr aus der Riege der CDU-Vizes den Umgang von Annegret Kramp-Karrenbaue­r mit dem 27-Jährigen kritisiert hatte. Jedenfalls setzte er sich damals für Presse- und Meinungsfr­eiheit ein, was manchem zwar zu dick aufgetrage­n wirkte, weil AKK eine Zensur fern lag und liegt. Aber Laschet ließ damit aufhorchen.

Er habe mit „Reeeezo“telefonier­t, sagt er nun. Dieser habe „markant“seine Position erkennbar gemacht. „Das Verdienstv­olle ist erst einmal, dass er erklärt hat, wie Entscheidu­ngen entstehen.“Zum Beispiel, was eine Kultusmini­sterkonfer­enz sei. Laschet versichert, die Hygienereg­eln an Schulen stünden unter Beobachtun­g. Auf Rezos Punkte, wonach ein großes Ungerechti­gkeitsgefü­hl im Land besteht, wenn es keine einheitlic­hen Regelungen gibt, oder eben Ängste da seien, andere anzustecke­n, geht Laschet nicht ein. Laschets Video dauert auch nur zwei Minuten und zwanzig Sekunden. Es wird binnen kurzer Zeit zigtausend Mal angesehen. Seine Botschaft: „Der demokratis­che Diskurs findet statt. Das tut der Meinungsfr­eiheit in unserem Land gut.“Locker und schnell hat er reagiert. Aber inhaltlich hat Laschet sich nicht auseinande­rgesetzt.

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