Rheinische Post Krefeld Kempen
Krisen-Gewinnler im Garten
Die Winter werden milder, die Sommer heißer und trockener. Das hat Folgen: Rosen zum Beispiel gedeihen nun besser, Rhododendren schlechter. Und wer robuste Gewächse haben will, darf sie nach dem Pflanzen nicht verwöhnen.
Einer Hortensie sieht man an einem heißen Sommertag das Leiden wirklich an: Die Blätter werden schlaff, die mächtigen Blütenballen lassen sich ebenfalls hängen, und wenn Hortensien in der prallen Sonne stehen, verbrennen ihre Blätter. „Die Hortensie Hydrangea hat das Wort Wasser ja schon im Namen und gedeiht am besten im Halbschatten“, sagt Theresa Topoll, Gärtnerin und Gartenarchitektin aus Krefeld. „In der prallen Sonne jedoch kann sie dasWasser für ihr großes Laub und ihre großen Blüten so schnell gar nicht nachziehen, wie es verdunstet.“Da hilft auch üppiges Gießen nur bedingt. Die Hortensie leidet an heißen Tagen sehr.
Und von denen gibt es auch in Mitteleuropa immer mehr: Die Winter werden milder, die Sommer heißer und trockener. Der Klimawandel ist auch im heimischen Garten angekommen. Das hat Folgen für die Bepflanzung. „Gegen Trockenheit kann der Gärtner noch angießen, aber gegen Hitze ist er machtlos“, sagt Theresa Topoll. Ähnlich wie der Hortensie ergeht es auch dem Rhododendron. „Er mag auch halbschattige, feuchte Plätzchen“, erklärt Topoll. Zwar gibt es mit dem RhododendronYakushimanum eine Sorte, die an die steinigen Böden im sonnigen Gebirge angepasst ist. „Doch auch sie verträgt keine anhaltende Bodentrockenheit“, sagt die Expertin.
Großblättrige Pflanzen wie das Greiskraut (Ligularia) und Sonnenbraut (Helenium) kommen mit Dürre ebenfalls nicht gut zurecht. „Aber sie sind wie alle Stauden dankbare Pflanzen für den Gärtner: Sie ziehen sich bei schlechten Bedingungen zurück, überdauern und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus“, sagt Topoll.
Generell gedeihen Pflanzen nur an dem für sie passenden Standort, das müssen Gartenbesitzer bei der Planung immer berücksichtigen. Da hilft es nicht, von schönen Gewächsen zu träumen, die mit den Bedingungen in der prallen Sonne oder im Schatten einfach nicht klarkommen. Erst recht, wenn die Pflanzen auch im Sommer längere Trockenperioden überstehen sollen, ist der passende Ort zum Wurzelschlagen wichtig. Um die Pflanzen fit für den Klimastress zu machen, darf der Gärtner sie nicht verwöhnen – besonders nicht am Anfang. „Da darf man eine Pflanze ruhig ein wenig unter Stress setzen, dann bildet sie kräftigeWurzeln und kommt auch später mit widrigen Bedingungen besser klar“, stellt Theresa Topoll fest. „Sie gehen schon nicht ein, das müssen sie schaffen.“Wer zu Beginn nicht zu großzügig mit Wasser ist, bekommt am Ende kräftige Pflanzen.
Beim Gießen machen viele Hobby-Gärtner aber ohnehin eine Sache oft falsch: Sie drehen zu häufig den Hahn auf.„Lieber einmal richtig wässern und dann wieder einige Tage warten“, rät die Expertin. Man könne ruhig den Sprenger mal einige Stunden laufen lassen, damit der Boden wirklich von Feuchtigkeit durchdrungen wird. „Dann hat man auch einige Tage Ruhe.“Besonders in den Pflanzzeiten April und Mai dürfe man auch junge Gewächse ruhig richtig durch Wasserentzug stressen. „Dann stehen sie die Hitzeperioden im August auch besser durch.“Anders ist das beim Pflanzen oder Umsetzen im Herbst. Da braucht es etwas mehr Fürsorge, damit derWinter nicht der letzte im Leben der grünen Mitbewohner wird.
Besonders mediterrane Pflanzen sind wegen des Klimwandels im Kommen – auch am Niederrhein. „Früher hätte man nie gewagt, eine Olive in den Garten zu setzen, heute ist das kein Problem mehr“, sagt Topoll. Temperaturen bis zu minus zehn Grad schaffe der Baum locker. Wenn überhaupt, müsse er vor austrocknenden Ostwinden geschützt werden. Auch der Walnussbaum fühlt sich wohl, wohingegen es für den Kuchenbaum, auch Katsurabäume genannt, schwer wird. „Er muss sehr viel gewässert werden, damit er wächst.“Auch Petunien im Balkonkasten haben großen Durst, Geranien und Begonien kommen mit wenig aus. Für richtig sonnige Standorte sind Pflanzen für Steingärten die richtige Wahl, sie bilden dekorative Polster und Kissen. Auch Lavendel, Katzenminze und Steinquendel können extremes Wetter gut ab und ziehen mit duftenden, ansehnlichen Blüten Insekten an. Wolfmilch oder Gräser wie Rutenhirse und Pfeifengras trotzen ebenfalls der Trockenheit.
Der große Krisengewinner des Klimawandels ist aber die Rose, sagt Theresa Topoll. Sie wurzelt tief, ist daher nicht so gießanfällig und kann Hitze ab, wenn sie sich nicht staut – wie zum Beispiel in einem Hinterhof. „Die Rose profitiert davon, dass sich in heißen Sommern weniger Schädlinge entwickeln können wie Mehltau oder Pilze.“Einige Hobby-Gärtner fühlen sich vom Ruf der kapriziösen Blume etwas eingeschüchtert, dabei ist sie gar nicht so pflegeintensiv, wie viele denken. „Vorausgesetzt, man hat gesunde Rosensorten gewählt“, betont die Expertin.„Man muss sie beschneiden, das stimmt, aber sie ist auch robust.“Viel sei schon geholfen, wenn man abgeknickte Zweige oder Verblühtes entfernt. Einige Bodendecker-Rosen blühen lange und bilden einen üppigen Flor. „Sie vertragen Hitze gut und lassen sich zum Beispiel leicht mit der Heckenschere schneiden.“
Auch Pflanzen mit kleinen behaarten und grauen Blättern sind hitzeresistenter.
Diese enthalten häufig auch ätherische Öle, die bei
Wärme freigesetzt werden. So wird ein Garten mit Lavendel, Thymian und Salbei zur Aromatherapie.
Info Mit dieser Folge endet die Gartenserie.