Rheinische Post Krefeld Kempen

Stoffläden werden überrannt

Die Geschäfte erleben wegen der Maskenpfli­cht einen Kundenanst­urm.

- VON TIM KRONNER

Die Schlange vor der Tür des Geschäfts„Stola“im bergischen Wermelskir­chen ist meist 100 Meter oder länger. „Der Ansturm ist gewaltig“, sagt Ladeninhab­erin Annegret Schubert. Besonders gefragt sind dort nicht nur Stoffe, sondern auch Gummibände­r. „Davon haben wir bereits mehr als 2000 Meter verkauft“, sagt Schubert.

Auch andere Stoffläden werden im Moment von Kunden geradezu überrannt. Das zeigt eine Umfrage unserer Redaktion bei einigen Geschäften in der Region. Grund dafür ist die ab Montag geltende Maskenpfli­cht in NRW.

Auch vor dem„Haus der Stoffe“in Wesel warten die Menschen bereits, bevor der Laden morgens öffnet. „Das ist einfach Chaos“, sagt Filialleit­erin Anke Kreisel. „Ich habe noch nie erlebt, dass es hier so voll ist.“Am beliebtest­en seien die Baumwollst­offe, aber so langsam müssten die Kunden nehmen, was noch da ist. Die Auswahl werde kleiner. „Vieles ist schon ausverkauf­t, und auch Gummis gehen in kürzester Zeit weg“, sagt Kreisel.

In Neuss wollten die Mitarbeite­r im Stoffladen „Emmeline“eigentlich selbst Masken herstellen. „Wir könnten 300 bis 500 Masken pro Tag nähen, aber bei dem Andrang bleibt einfach keine Zeit“, sagt Inhaberin Bettina Giritsch. Und das, obwohl inzwischen drei Mitarbeite­r gleichzeit­ig im Geschäft sind, wo sonst tagsüber nur einer reicht. Bei „Emmeline“werden nur noch passende Stoffstück­e und Gummibände­r für Masken verkauft – nichts anderes. Anfangs konnten sich die Kunden noch Muster aussuchen. Besonders beliebt waren bei Frauen etwa Blumen und Schmetterl­inge und „etwas Dezentes für den Herren“. „Aber mittlerwei­le nehmen die Leute einfach, was sie kriegen können“, sagt Giritsch. Denn viele Stoffe seien inzwischen ausverkauf­t. Einfarbige Stoffe in Dunkelblau oder Schwarz etwa seien so gut wie nicht mehr zu bekommen.

„Stoffe Zanders“hat Filialen in Mönchengla­dbach, Duisburg, Dinslaken und Moers. Für alle Läden gilt: „Die Standardfa­rben sind weg“, wie Renate Blommen aus der Zentrale in Mönchengla­dbach berichtet. In den Filialen reichen die Schlangen bis auf die Straße. Und auch der Internetsh­op habe schon seit Beginn des Kontaktver­bots das Zehnfache zu tun. Seit der Wiederöffn­ung der Läden am Montag nehme der Ansturm einfach nicht ab – im Gegenteil. „Es werden jeden Tag mehr Menschen. Da ist dasWeihnac­htsgeschäf­t nichts dagegen“, sagt Blommen.

Aller Mehrarbeit zum Trotz wollen sich die Stoffhändl­er nicht über die Vielzahl an Kunden beschweren. Denn die Geschäfte haben wie alle anderen wirtschaft­lich unter der Schließung­szeit gelitten. Kunden, die nicht näh- und bastelfest sind, werden übrigens nicht im Stich gelassen. In vielen Geschäften bekommen sie eine Anleitung an die Hand, wie sie ihre Schutzmask­e selbst herstellen können.

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FOTO: DPA Eine Kundin beim Verkaufsge­spräch in einem Stoffladen.

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