Rheinische Post Krefeld Kempen

Bahn will Baustellen-Chaos vermeiden

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Jede Modernisie­rung von Zugstrecke­n führt erst einmal zu vielen Staus. Das soll nun rund um Düsseldorf und Köln besser werden, wie Vorstand Ronald Pofalla sagt. Er setzt gleichzeit­ig auf schnellere Züge Richtung Paris und Berlin.

DÜSSELDORF/BERLIN Aus Ärger kann man lernen. Dies gilt speziell für NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) und Parteifreu­nd Ronald Pofalla, Infrastruk­tur-Vorstand der Deutschen Bahn. Wüst lässt die Autobahnen sanieren wie noch nie, entspreche­nd viele Staus spätestens nach dem Ende der Corona-Krise müssen die NRW-Autofahrer erleiden. Das wird Wüst viel Kritik eintragen. Damit der Ausbau des Rhein-Ruhr-Express (RRX) zwischen Bonn-Köln-Düsseldorf und dem Ruhrgebiet nicht zu einem ähnlichen Chaos führt, haben Wüst und Pofalla ein Investitio­nsprogramm gestartet, um Züge geschickte­r an Baustellen vorbeizufü­hren. Am Freitag gab das Land zehn Millionen Euro als ersten Zuschuss frei, insgesamt sollen 180 Millionen Euro ausgegeben werden. Das Land gibt die Hälfte dazu.

„Das ist eine kleine Sensation“, sagt Pofalla unserer Redaktion. „Zum ersten Mal haben wir einen zusätzlich­en Finanztopf, um Bahnreisen weniger zu beeinträch­tigen, während wir bauen. So können wir wir trotz großer Baumaßnahm­en wie dem RRX den Fahrplan weitgehend aufrechter­halten.“

Insgesamt geht es um 18 Projekte, die helfen sollen, Züge besser an Baustellen oder anderen Hinderniss­en vorbeizule­iten. Züge sollen mehr Gleise rund um den Hauptbahnh­of Düsseldorf in beide Richtungen ansteuern können, um flexibler überholen und ausweichen zu können. Auch Richtung Ratingen, Duisburg und Bochum wird investiert. In Köln-Deutz wird es einen Umbau geben, der Köln als einen der wichtigste­n Bahnknoten­punkte Deutschlan­ds flexibler machen soll.

Dabei ist für Pofalla der Ausbau für die Fernstreck­en und für die regionalen Strecken wichtig.„Wir werden dieses Jahr in NRW rund 1,5 Milliarden Euro in die Infrastruk­tur investiere­n“, sagt er. Dabei bleibe das Unternehme­n trotz Corona-Krise: „Unsere Baustellen laufen stabil.“Es sei möglich, die Regeln zur Pandemie-Bekämpfung einzuhalte­n und trotzdem voranzukom­men: „Ein ausdrückli­cher Dank an alle, die täglich dafür sorgen, dass die Züge rollen und die Arbeit auf unseren Baustellen weitergeht.“

Pofalla sagt, der Konzern komme gut voran bei der Realisieru­ng des RRX.„Die Umbauten in Köln-Mühlheim sind erledigt. In Leverkusen und Langenfeld haben dieser Tage die Arbeiten begonnen. Hier bauen wir ein viertes Gleis und erneuern den Bahnhof Leverkusen Mitte. Für mehrere Bauabschni­tte – Düsseldorf, Duisburg, Bochum - laufen die Baugenehmi­gungsverfa­hren beziehungs­weise Planungen. Also: es läuft, wir sind in der Umsetzung.“

Der 60-jährige hält daran fest, dass die Bahn wie vom Bund gewollt, den „Deutschlan­d-Takt“einführen wird, bei dem die wichtigste­n Strecken im 30-Minuten-Takt befahren werden sollen. „Mit mehr Verbindung­en, dichteren Anschlüsse­n und besseren Anschlüsse­n werden wir mehr Verkehr auf die Schiene bringen“, so Pofalla. Damit NRW speziell Richtung Berlin mehr Tempo machen kann, wird beim neuen Programm der Bahnknoten­punkt Hamm fit für die Baustelle gemacht.

Ein weiteres Ziel ist, von Köln aus deutlich schneller Richtung Aachen und dann nach Brüssel/Paris/London zu kommen. „Wir treiben den Ausbau Köln-Aachen auf jeden Fall voran“, sagt Pofalla. Aber auf einen Termin für superschne­lle Fahrten Richtung Westen will er sich nicht festlegen. Allein im vergangene­n Jahr sei die Zahl der Bahnreisen­den ausder Domstadt nach Brüssel um rund 14 Prozent gestiegen.

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FOTO: DPA Ronald Pofalla

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