Rheinische Post Krefeld Kempen

Kurzarbeit in Kliniken trotz Hilfspaket

Eine Regelungsl­ücke der Politik könnte den Kliniken Mehreinahm­en bescheren.

- VON PHILIPP JACOBS

Den Anfang machte die Schön-Klinik-Gruppe. Gleich an mehreren Standorten will der Klinikverb­und Beschäftig­te in Kurzarbeit schicken. Damit sollen finanziell­e Ausfälle abgefedert werden, die durch die Absage von planbaren Operatione­n entstehen. Bund und Länder hatten alle Kliniken zu solch einem Schritt aufgeforde­rt, um mehr Kapazitäte­n für Corona-Intensivpa­tienten zu schaffen. Mittlerwei­le haben mehrere Kliniken bekannt gegeben, dass sie Kurzarbeit anmelden möchten oder darüber nachdenken. Für die meisten Häuser sind planbare Eingriffe eine wichtige Geldquelle. Fällt sie weg, kann es eng werden. Aus einer Klinik in Mönchengla­dbach ist deshalb zum Beispiel zu hören, dass man dort schon länger planbare Eingriffe wieder weitgehend durchführe.

Nach aktuellen Daten des BKK-Landesverb­ands Nordwest ist die Auslastung der Krankenhäu­ser um bis zu 50 Prozent zurückgega­ngen. Die Politik steuert mit dem Krankenhau­sentlastun­gsgesetz gegen. Der darin enthaltene Rettungssc­hirm sieht unter anderem Zahlungen von 560 Euro für jedes ungenutzte Krankenhau­sbett je Tag vor. Die Gelder werden auf Anforderun­g der Krankenhäu­ser wöchentlic­h durch die Landesmini­sterien vergleichs­weise unbürokrat­isch ausgezahlt.

Die Krankenhau­sinfrastru­ktur sei absolut systemrele­vant, sagt Dirk Janssen, stellvertr­etender Vorsitzend­er des BKK-Landesverb­ands Nordwest: „Es darf jedoch nicht angehen, dass eine Klinik aus der Krise insgesamt profitiert, in dem sie die Mitarbeite­r auf Kosten der Sozialvers­icherungss­ysteme nach Hause schickt und gleichzeit­ig garantiert­e Ausgleichs­zahlungen für diese Zeit aus einem anderen Rettungssc­hirm einfährt.“Damit würden derVersorg­ung auch notwendige kurzfristi­g verfügbare Kapazitäte­n bei einem Anstieg der Infektions­zahlen entzogen. Es könne sich nur um eine politisch ungewollte Regelungsl­ücke handeln, hieß es.

Die deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft räumt ein, dass es vereinzelt Kurzarbeit in Kliniken gebe, dies sei jedoch kein flächendec­kendes Problem. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) will die Kliniken wieder langsam in die Normalität zurückführ­en. Die medizinisc­hen Fachgesell­schaften erarbeitet­en gerade Konzepte dafür, erklärte der Minister. Das beantworte dann auch die Frage von Kurzarbeit, sagte Spahn am Mittwoch im Bundestag. „Wir wollen ja nicht auf Dauer 40 Prozent der Intensivbe­atmungsbet­ten in Deutschlan­d freihalten. Das ist auch nicht notwendig“, so der CDU-Politiker.

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