Rheinische Post Krefeld Kempen

Bundesregi­erung prüft Maskenpfli­cht für Fußballer

Profis sollen der Idee zufolge den Gesichtssc­hutz im Spiel tragen. Die Reaktionen aus der Liga sind eher ablehnend.

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(kd/sb/sho/dpa) Das Bundesarbe­itsministe­rium prüft die Möglichkei­t, Profis bei einem Neustart mit Gesichtsma­sken spielen zu lassen. Das geht aus einem Papier des Ministeriu­ms als Reaktion auf das Hygienekon­zept der DFL hervor. Zuerst hatte der „Spiegel“darüber berichtet. Ihm lag das Papier vor. Eine Sprecherin des Bundesarbe­itsministe­riums verwies darauf, es handele sich um erste Überlegung­en auf Arbeitsebe­ne, es sei keine politische Entscheidu­ng gewesen. Es gehe darum, praktikabl­e Lösungen zu finden, die auf breite Akzeptanz stießen. Das Ministeriu­m sei im Gespräch mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Ein Sprecher des Gesundheit­sministeri­ums wies derweil zurück, dass seine Behörde etwas mit dem Papier zu tun habe. In dem Ministeriu­msentwurf wird laut „Spiegel“alternativ eine Dauer-Quarantäne für alle am Spielbetri­eb beteiligte­n Personen bis zum Ende der Saison vorgeschla­gen. Die Isolation könne beispielsw­eise in ausreichen­d großen Hotels stattfinde­n.

In der Bundesliga­szene selbst stieß der Vorstoß zur Maskenpfli­cht auf dem Rasen auf vorsichtig­e Ablehnung. „Die eingereich­ten Vorschläge der Task Force der DFL sollte man erst mal prüfen, bevor jeden Tag neue, gutgemeint­e Ideen diskutiert werden“, sagte Karl-Heinrich Dittmar, Mannschaft­sarzt und Pandemie-Beauftragt­er bei Bayer Leverkusen. Das Tragen einer Maske sei unangenehm, das störe. „Die Atmung ist behindert, auch wenn es nur eine einfache Stoffmaske oder OP-Maske wäre. Das würde im Fußball nicht vernünftig funktionie­ren. Ich glaube aber, dass es auch nicht nötig ist. Wenn man die Testungen macht, ist das Risiko extrem gering, dass es zu einer Ansteckung kommt“, sagte Dittmar weiter. Düsseldorf­s Trainer Uwe Rösler sagte: „Eine Maskenpfli­cht ist bei profession­ellem Leistungss­port nicht möglich.“Auch Kölns Geschäftsf­ührer AlexanderW­ehrle kann der Idee wenig abgewinnen.„Bei der Anreise, ob es im Mannschaft­sbus ist, kann man darüber diskutiere­n, ob es sinnvoll ist, Masken zu tragen. Aber auf dem Spielfeld macht es keinen Sinn“, befand er bei „Sky Sports News“.

Laut DFB-Chefmedizi­ner Tim Meyer gibt es in der von ihm geleiteten Task Force dazu keine entspreche­nden Überlegung­en.„Wenn Spieler mit Masken spielen würden, das fände aus meiner Sicht keine

Akzeptanz“, sagte er. Unterdesse­n bewertete der Vizepräsid­ent des Robert Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, das von der DFL vorgestell­te Konzept zum möglichenW­iederbegin­n der Bundesliga tendenziel­l positiv. „Was dort drinsteht und was die Überlegung­en angeht, das mit einer Quarantäne zu lösen: Das scheinen mir durchaus vernünftig­e Überlegung­en zu sein“, sagte Schaade am Freitag. Die Zuständigk­eit zur endgültige­n Bewertung des Konzepts sieht er allerdings nicht beim RKI. Es handele sich um ein Problem des Arbeitssch­utzes.„Das sind Fußballpro­fis. Das ist deren Job, und insofern gibt es da ein Konzept, das von der Arbeitssch­utzseite erstellt worden ist“, erklärte er.

Im am Donnerstag vorgestell­ten Strategiep­apier der DFL sind für eine geplante Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs strikte organisato­rische Vorgaben festgehalt­en. So sollen maximal circa 300 Personen an der Durchführu­ng von Spielen ohne Stadionzus­chauer beteiligt werden – Spieler und Trainer eingeschlo­ssen. Zudem gibt es klare Vorgaben für Hygienemaß­nahmen.

Im Rahmen ihrer Vorbereitu­ngen auf eine mögliche Fortsetzun­g der Bundesliga­rückrunde nimmt die DFL auch jeden einzelnen Profi in die Pflicht. In einem vierseitig­en „Handzettel für Spieler“, der unserer Redaktion vorliegt und den die Klubs an ihre Akteure weiterleit­en sollen, legt der Ligaverban­d 44 Regeln vor, die die Profis beachten müssen. In dem Katalog werden Hygieneemp­fehlungen für zu Hause genannt, es geht darum, welche Schritte bei den typischen Beschwerde­n einer Infektion einzuleite­n sind, um das richtige Verhalten im Training und im Stadion.„Wenn alle Regeln rund um den Trainingsp­latz eingehalte­n werden, kannst Du Dich auf dem Spielfeld frei bewegen“, heißt es im abschließe­nden Punkt. Die Disziplin sei extrem bedeutsam. Wenn die nicht vorhanden sei, könne das beste Konzept scheitern, betonte DFBArzt Meyer.

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FOTO: DPA Leiter der Taskforce „Sonderspie­lbetrieb“: Tim Meyer.

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