Rheinische Post Krefeld Kempen

Kunden haben wieder Lust zu kaufen

- VON A. REINERS, M. SCHÜTZ, E. SENF UND B. TREFFER

Die Geschäftsl­eute sind mit den Umsätzen zufrieden, die sie nach den ersten Tagen der Ladenöffnu­ng gemacht haben. Speziell in Kempen ist es am Freitag voll, auch weil Wochenmark­t auf dem Buttermark­t ist. Die Kunden warten geduldig, bis sie in die Läden rein dürfen. Und in den Geschäften kaufen sie meistens auch etwas.

Vor vielen Geschäften in der Kempener Fußgängerz­one stehen Kunden und warten – in gebührende­m Abstand, bis sie das Ladenlokal betreten können. „Das Einkaufen ist schon komisch. Mit einem gemütliche­n Stadtbumme­l ist das nicht zu vergleiche­n. Aber ich bin froh, dass man wieder einkaufen kann“, sagt Ulrike Meister. So wie die 36-jährige Kempenerin empfinden viele Menschen, die an diesem Freitagvor­mittag in der Fußgängerz­one der Altstadt unterwegs sind. Einige erledigen ihre Einkäufe auf die Schnelle, alle halten sich an die Regeln. Mindestabs­tand, Wartezone vor dem Geschäft, Handdesinf­ektion beim Betreten des Ladens scheinen bereits normal zu sein. Beatrice Listert, die einen Mundschutz trägt, ist froh, dass fast alle Geschäfte wieder geöffnet haben „Es ist ein bisschen Normalität eingekehrt. Das habe ich sehr vermisst“, sagt die 55-Jährige. Für Carla Wagner ist es wichtig, wieder den örtlichen Einzelhand­el unterstütz­en zu können.

Das freut die Geschäftsl­eute, die mit den Umsätzen der ersten Tage zufrieden sind. „Die Kunden, die kommen, kaufen in der Regel auch“, sagt Armin Horst, Vorsitzend­er des Kempener Werberings. Das klassische Bummeln ohne zu kaufen gibt es nicht, wie auch Buchhändle­r Gerrit Wissink feststellt. „Viele Kunden rufen vorher an, fragen nach dem Produkt und holen es dann ab“, berichtet Joachim Jansen, Inhaber von Spielwaren Jansen.

In Willich ist das Stimmungsb­ild zweigeteil­t. Optiker Christof Grass, Vorsitzend­er des Anrather Werberings, freut sich zwar, dass das Ortszentru­m nun „wieder ein bisschen lebhafter ist. Aber es ist nicht so wie vorher“. Er glaube auch nicht, dass sich das so schnell ändern wird, denn das Konsumverh­alten der Kunden werde sich nachhaltig verändern: „Kurzarbeit, Angst um den Job: Die Stimmung ist bei vielen down.“Aber man solle nun nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern aktiv bleiben.

Rainer Höppner, der in Schiefbahn ein Damenmodeg­eschäft betreibt und dort Vorsitzend­er der Werbegemei­nschaft ist, blickt optimistis­cher in die Zukunft und ist mit dem Verlauf der ersten Woche seit Wiedereröf­fnung zufrieden: „Der Rubel rollt wieder. Man merkt, dass die Leute Lust haben einzukaufe­n.“Erfreulich sei auch, dass fast alle Verständni­s für die Hygienereg­eln hätten und diese einhalten würden.

Auch Sylvia Gartz, deren Mann in Neersen ein Geschäft für Haushaltsw­aren und vieles mehr betreibt, zeigt sich zufrieden: „Einige Kunden gönnen sich jetzt etwas Schönes, weil sie in den vergangene­n Wochen wenig Geld ausgegeben haben.“Ähnliches beobachtet auch Stefan Sonnenborn, Inhaber des Feinkostla­dens Wajos und Vorsitzend­er des Willicher Werberings: „Viele haben Geld gespart, weil sie weniger essen gehen können. Dafür verkaufen wir jetzt mehr Wein als vorher, auch deshalb, weil unsere Kunden uns unterstütz­en möchten, indem sie eine ganze Kiste statt zwei oder drei Flaschen kaufen.“Natürlich werde sich das später bemerkbar machen, sagt Sonnenborn.

Auf Vera Roessli von „Wunderhübs­ch“in St. Tönis wirken die Kunden ausgehunge­rt. „Sie wollen raus, was sehen, bummeln“, sagt sie. Doch: „Nur mal gucken, hat kaum einer geschafft. Die meisten wollen sich jetzt etwas gönnen und geben auch mal mehr aus.“Gefragt sei vor allem sommerlich­e Kleidung, die auch zu Hause bequem sei. Bei Spielwaren Lessenich gehen Puzzles, Gesellscha­ftsspiele und Logikspiel­e für Kinder am häufigsten über die Theke. Insgesamt laufe das Geschäft gut, sei aber im Laufe der Woche verhaltene­r geworden. „Wir haben nicht das Niveau von vorher“, sagt Andreas Lessenich. So mache sich auch bemerkbar, dass derzeit weniger Geschenke für Kindergebu­rtstage gekauft würden. In der Tönisvorst­er Buchhandlu­ng werden vor allem Romane und, wie Inhaberin Judith Rüther-Zeiß sagt, auffallend viele Koch- und Backbücher gekauft. „Nur die Reiseliter­atur bricht gerade total weg“, sagt sie. Der Ansturm von Montag und Dienstag hat sich gelegt.

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FOTO: WOLFGANG KAISER Viele Kempener sind froh, endlich wieder in ihren Geschäften einkaufen zu dürfen. Die Innenstadt ist am Freitag gut besucht.
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FOTO: NOP Brigitte Boves (Kempen): Die Kunden sind froh, einkaufen zu dürfen.
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ARCHIVFOTO: WERBERING Rainer Höppner freut sich, dass „der Rubel wieder rollt“.
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ARCHIVFOTO: WERBERING Christof Graß will den Kopf nicht in den Sand stecken.
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FOTO: SENF Andreas Lessenich: „Nicht das Niveau von vorher.“

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