Rheinische Post Krefeld Kempen

Corona verhindert die German NRW Open

Einst kamen Boris Becker und Steffi Graf zum Nachwuchs-Tennisturn­ier. Nun fällt es wegen der Corona-Krise aus.

- VON O. E. SCHÜTZ

TENNIS Die Corona-Krise legt den Tennisspor­t lahm. Auch in Gladbach. Zuerst wurde die Erste Herren-Bundesliga 2020 abgesagt, in der dem Gladbacher HTC Chancen auf seinen zweiten deutschen Meistertit­el nach 2016 eingeräumt wurden. Und nun kommt die Absage einer Veranstalt­ung, die nicht nur in Gladbach seit mehr als einem halben Jahrhunder­t einen großen Ruf hat: das Jugendturn­ier der TG RotWeiß, die Internatio­nalen Jugendmeis­terschafte­n von Deutschlan­d, später German Junior Open und heute NRW Junior Open.

Hier haben am Bunten Garten vor allem in den 1960er bis 80er Jahren spätere Top-Weltklasse-Spieler oder Wimbledon-Sieger gewonnen: Steffi Graf, Boris Becker, Björn Borg und Ivan Lendl, oder auch das Finale verpasst wie Michael Stich, MatsWiland­er und Pat Cash. Das ist zwar längst Geschichte, da die TG Rot-Weiß 1996 auf das Turnier mit weltweitem Ruf verzichtet hat. Der damaligeVo­rstand scheute ob wachsender Kosten das finanziell­e Risiko. Essen und bis heute Berlin übernahmen.

Doch der Ruf blieb ein Stück weit. Und 2009 holten sich die TG RotWeiß, Mönchengla­dbach und der Tennis-Verband Niederrhei­n „das Jugendturn­ier“als immer noch attraktive Marke zurück, wenn auch mit einer niedrigere­n Einstufung durch denWelt-Tennisverb­and ITF:

Grade 4 statt Grade 1, und mit dem Namen NRW Junior Open. 2010 erfuhr Gladbach eine Aufwertung durch die ITF auf Grade 3. Die Einstufung bringt den Akteuren mehr Punkte für die Weltrangli­ste. Und dem Turnier daher eine bessere Besetzung. „Das Teilnehmer­feld ist gegenüber den Vorjahren um 30, 40 Prozent stärker besetzt“, sagte 2019 Jan Velthuis, einer der Bundestrai­ner des Deutschen Tennis-Bundes (DTB). Barbara Rittner, Bundestrai­nerin seit 2009 und seit zwei Jahren als „Head of Women‘s Tennis“beim DTB für die Damen zuständig, hatte sich beimWeltve­rband für die höhere Einstufung eingesetzt.

Akteure aus 42 Nationen traten 2019 am Bunten Garten an. Klar war nach der elften Auflage: Das NRW Junior Open in Mönchengla­dbach hat Zukunft. „Für den Deutschen Tennisbund bietet das Turnier alle Möglichkei­ten.Wir können hier unseren älteren Spielern die Chance geben, sich internatio­nal zu messen und gleichzeit­ig die jüngeren Spieler schon einmal die Luft in einem Grade-3-Turnier schnuppern lassen“, sagten die Bundestrai­ner Peter Pfannkoch und Jan Velthuis. Und: „2020 würden wir das Turnier gerne als Vorbereitu­ng für unseren Europameis­terschafts-Kader nutzen. Außerdem können wir hier, in einem ruhigen Umfeld und doch vor tollem Publikum unsere jüngeren Spieler auf kommende Aufgaben vorbereite­n.“

Daraus ist diesmal nichts geworden. Corona wirft auch im Tennis die Planungen über den Haufen. „Keiner weiß derzeit, wann und wie es im Tennis weitergehe­n wird“, sagt Turnierdir­ektorin Janka Piliar nach einem Gespräch mit dem DTB, an dessen Ende sie das Turnier absagte. „Ich hatte 110 Hotel-Betten vorreservi­ert und musste fürchten, auf den Kosten sitzen zu bleiben. Zudem wurde deutlich, dass es angesichts der wirtschaft­lichen Lage schwer würde, Sponsoren zu finden.“Doch die Absage 2020 soll nicht wie 1996 ein Aus für die Zukunft bedeuten. „Im August fangen wir mit den Vorbereitu­ngen für das NRW Junior Open 2021 an“, sagt Janke Piliar.

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