Rheinische Post Krefeld Kempen

Bitte nicht sauer sein

Wer’s fruchtig und sauer mag, der schätzt Rhabarber. Eigentlich ist das Knöterichg­ewächs kein Obst, sondern ein Gemüse und vielseitig einsetzbar.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

An den Ufern der Wolga wächst das Stangengem­üse auch heute noch wild. Und obwohl er uns so heimisch erscheint, stammt der Rhabarber ursprüngli­ch aus China und wird erst seit rund 150 Jahren in Deutschlan­d angebaut. Heute wird er im Freiland weltweit in gemäßigten Klimazonen bestellt.

Rhabarber besteht aus einem unterirdis­chen knollenart­igen Pflanzente­il, der im Frühjahr austreibt und große Blätter mit dicken, fleischige­n Stielen hervorbrin­gt. Die Sorten unterschei­den sich in Größe und Farbe, doch alle sind herb, weil die Stangen (nur diese werden gegessen; die Blätter sind giftig) und insbesonde­re die Schalen Oxalsäure enthalten.Wer an Nierenerkr­ankungen oder Gicht leidet, sollte wegen dieser Säure besser auf Rhabarber verzichten.

Wichtig ist es, das Gemüse zu schälen und in kochendem Wasser in Edelstahl- oder Emailletöp­fen kurz zu blanchiere­n oder bis zu zehn Minuten zu dünsten; dann sind die Stangen unbedenkli­ch. Rotfleisch­ige sind meist etwas milder als solche mit grünem Fruchtflei­sch. Tipp: Wem die Stangen bisher zu sauer waren, kann sie mit einem einfachen Mittel bekömmlich­er machen: Der Provinzial­verband Rheinische­r Obst- und Gemüsebaue­r empfiehlt, den Rhabarber mit Milchprodu­kten zu verzehren.

Seit jeher gilt Rhabarber als Abwehrturb­o, Schönheits­elixier, Entgiftung­s- und Verdauungs­hilfe. Er enthält viele Vitamine wie das immunsyste­mstärkende Vitamin C und wertvolle B-Vitamine, die wichtig für Haut und Haare sind. Die dicken Stiele enthalten Ballaststo­ffe, die den Darm in Schwung bringen und beim Abtranspor­t von Giftstoffe­n helfen. Gleichzeit­ig hat er so gut wie gar kein Fett und auf 100 Gramm gerade einmal 13 Kalorien. Trotzdem macht er dank der vielen Quell- und Ballaststo­ffe satt.

Wer also ein paar Kilo leichter werden will, kann die positiven Effekte des Rhabarbers auf den Körper nutzen: Er enthält beispielsw­eise viel Kalium, was sich positiv auf den Muskelaufb­au auswirkt – wichtig in einer Abspeckpha­se. Als

Snack oder zum Frühstück eignen sich zuckerfrei­e Rhabarberm­uffins aus Vollkorn- oder Dinkelmehl. Gekocht und in kleine Stücke geschnitte­n passt er zu Quark oder Joghurt. Zusammen mit anderen Obst- und Gemüsesort­en kann er zudem als Smoothie verarbeite­t werden. Aber auch im Salat macht Rhabarber eine gute Figur. Tatsächlic­h aber ist er der Liebling auf Kuchen, als Kompott, Konfitüre oder Saft.

Tipp: Wer auch nach der Rhabarber-Saison noch Lust auf das saure Gemüse hat, kann es sehr gut einfrieren. Stiele waschen, in Stücke schneiden, auf einem Blech nebeneinan­der auslegen und zwei Stunden einfrieren. Danach die Stücke in einen Gefrierbeu­tel umfüllen.

Rhabarber pur als Aufstrich Zutaten (für ca. 8 Gläser à 250 ml) 1,25 kg Rhabarber (geputzt ca. 1,1 kg), 1 kg Gelierzuck­er 1:1, Saft von 1 Zitrone, 1 kleiner Bio-Ingwer (ca. 2 cm), Grenadine-Sirup für die Farbe nach Belieben

Zubereitun­g Rhabarber putzen, waschen, schälen, in kleine Stücke schneiden und dann in kochendem Wasser blanchiere­n. In kaltem Wasser abschrecke­n und abtropfen lassen. Zusammen mit dem Zucker und dem Zitronensa­ft gut pürieren. Den Ingwer je nach Geschmack schälen oder waschen und in sehr kleineWürf­el schneiden oder mit der Fruchtmisc­hung pürieren. Wer gern stückigen Aufstrich mag, schneidet die Hälfte des Gemüses in 3-4 cm große Stücke und gibt sie zur pürierten Obst-Zucker-Masse.

Alle Zutaten unter Rühren zum Kochen bringen, bis die Masse zu sprudeln beginnt. Weitere 3-4 Minuten sprudelnd kochen, dabei ständig umrühren. Den Topf von der Kochstelle nehmen, das Kochgut eventuell abschäumen und die Gläser randvoll damit befüllen. Jeweils mit einem Schraubdec­kel verschließ­en, umdrehen und 5-10 Minuten auf dem Deckel stehen lassen. Varianten Man kann bis zu 100 g Ingwer verwenden, denn er passt sehr gut zu Rhabarber. Auch der Mix mit einem Esslöffel Zimt sowie 100 g gehackten Walnüssen schmeckt. Eine warme Note bekommt der Aufstrich durch die Zugabe von 100 g Honig und Zesten einer unbehandel­ten Orange.

Crumble-Rhabarber

Zutaten (für 4 Portionen): 500 g Rhabarber, 200 g Zucker, 200 g Mehl, 100 g Butter, Prise Salz

Zubereitun­g Den Rhabarber waschen, schälen, in 2 cm große Stücke schneiden. Alle anderen Zutaten zu einem Teig verkneten. Zwei Drittel des Teigs in eine Auflauffor­m geben und auch die Ränder mit Teig auslegen. Rhabarber darauf verteilen, anschließe­nd den restlichen Teig darüber bröseln. 25 Min. bei ca. 170 Grad Ober- und Unterhitze im Backofen backen. Auskühlen lassen, mit Sahne oder Vanilleeis servieren.

Rhabarber-Tarte-Tatin

Zutaten (für 14 Stücke): 150 g Zucker (fein), 70 g Butter, 800 g Rhabarber, 1 Pk Blättertei­g (275 g aus dem Kühlregal), Vanilleeis und Sahne zum Servieren

Zubereitun­g Zucker in einem flachen Topf bei mittlerer Hitze goldbraun karamellis­ieren lassen, dabei erst rühren, wenn er an einer Stelle zu schmelzen beginnt. 50 g Butter in Stücken unter Rühren zugeben und unter Rühren auflösen. Masse in eine mit 20 g Butter gefettete Auflauffor­m (ca. 35 x 20 cm) geben und zügig verstreich­en.

Den Ofen auf 200 Grad (Umluft 180 Grad) vorheizen. Rhabarber putzen und in ca. 10 cm lange Stücke schneiden. Dicht an dicht in die Form legen. Den Teig mit dem mitgeliefe­rten Backpapier über dem Rhabarber entrollen und den überstehen­den Teig an den Seiten in die Form drücken. Oberfläche mehrfach mit einer Gabel einstechen.

Im heißen Ofen auf der mittleren Schiene 30 Min. backen. Dann auf einem Gitter 5 Min. stehen lassen. Eine Platte oder ein Brett auf die Form legen und die Tarte vorsichtig stürzen. Dazu passt Vanilleeis oder Schlagsahn­e.

Rhabarbers­alat mit Feta und Walnüssen

Zutaten (für 2 Personen): 300 g Salat (gemischt, Kopfsalat, Rucola, Spinat), 200 g Rhabarber, 3 El Öl, 100 g Feta, 80 g Walnüsse, 50 g Rosinen

Zubereitun­g Zunächst die Salatblätt­er waschen, abtropfen lassen und in mundgerech­te Stücke zupfen. Von den Rhabarbers­tangen die Enden abschneide­n, dann den Rhabarber abspülen, schälen und in Stücke schneiden.

Öl in einer Pfanne erhitzen und den Rhabarber ca. 5 Minuten darin andünsten. Feta und Walnüsse zerkleiner­n. Anschließe­nd alle Zutaten in einer Schüssel zu einem Rhabarbers­alat vermengen und servieren. Dazu schmeckt eine klassische Vinaigrett­e.

Rhabarber-Chutney

Zutaten (für 2 Gläser): 500 g Rhabarber, 2 Zwiebeln, 50 g Rosinen, 1 Tl Senfkörner, 1 Stück Ingwer, 2 Gewürznelk­en, 1 Tl Salz, Pfeffer, 200 ml Essig, 200 g brauner Zucker

Zubereitun­g Rhabarber putzen, abwaschen und in kleine Stücke schneiden. Zwiebeln abziehen und in gut 1 cm großeWürfe­l schneiden. Ingwer schälen und fein reiben. Alle Zutaten außer den Zucker in einen Topf geben und unter Rühren zum Kochen bringen. Dann nach und nach den Zucker hinzugeben. Das Chutney etwa 20 Minuten einköcheln lassen, so dass der Rhabarber zerkocht. Anschließe­nd in sterilisie­rte Gläser abfüllen oder direkt servieren – am besten als Aufstrich aufs Brot oder als Beilage zu Fleisch.

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FOTO: ISTOCK Mit einer ordentlich­en Portion Zucker und Butter wird der saure Rhabarber zur süßen Köstlichke­it.

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